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Young PR Pros und Corona – Praktikum im Home Office
Ein Praktikum vom Home Office aus – geht das überhaupt? Was bedeuten die Corona-bedingten Veränderungen im Arbeitsalltag für Berufseinsteiger? In unserer Mini-Serie berichten ein Praktikant, eine Auszubildende und eine PR-Juniorin, wie es ihnen im Home-Office geht – und was ihre Arbeitgeber dafür tun, ihnen auch „remote“ eine lehrreiche Zeit zu ermöglichen. Zwei unserer Gesprächspartner starteten ihre Stelle sogar während des Lockdowns und haben so ein digitales On-boarding hautnah miterlebt.
Praktikum im Home Office: So bindet Carl Zeiss den Nachwuchs remote in Prozesse ein
Tom Kornblum macht seit Anfang April ein Praktikum in der Kommunikationsabteilung bei der Carl Zeiss AG. Sein eigentliches Büro in Oberkochen hat er von innen nur einmal gesehen, seine Kollegen nur kurz kennen gelernt – und zwar bei seinem Vorstellungsgespräch im Januar. Seit März arbeiten die Zeiss Kommunikations-Teams im Home Office. Tom Kornblum hat seinen geplanten Umzug in die eigene Wohnung verschoben und sich einen Schreibtisch in seinem Elternhaus eingerichtet. „Natürlich wäre es mir lieber, wenn mein Rechner nicht direkt neben meinem Bett stünde und ich meinen Arbeitsplatz etwas deutlicher abgrenzen könnte“, meint der 26-Jährige. Organisatorisch und inhaltlich komme er im Home Office aber gut zurecht. Zeiss hatte ihm vor seinem ersten Tag sämtliche Materialien per Post zugeschickt: Laptop, Docking Station und Headset sowie wichtige Unterlagen und Zugriffsdaten für alle IT-Programme. Als großer international operierender Konzern hatte Zeiss bereits lange vor Corona eine virtuelle Schulungsplattform etabliert. Es sei sehr hilfreich gewesen, dass man bestimmte Schulungen, etwa zum Thema Complience oder Datenschutz, für ihn voreingestellt habe. „So konnte ich mich in den ersten Tagen gut orientieren und habe mich an die Hand genommen gefühlt“, sagt Tom Kornblum.
„Es ist uns wichtig, dass wir unseren Praktikanten auch in dieser turbulenten Zeit eine Umgebung bieten, in der sie etwas lernen“, sagt Ralf Langen, Head of Communications bei Zeiss und Tom Kornblums Vorgesetzter. Um das digitale Onboarding in Zukunft noch besser zu gestalten, arbeitet der Konzern gerade an einem virtuellen Rundgang durch das Zeiss-Museum. „Normalerweise ist ein Besuch hier das Herzstück im Onboarding-Prozess, weil neue Kollegen alle Produkte zu sehen bekommen und viel über die Unternehmensphilosophie lernen können“, so Langen.
Für Tom Kornblum ist es vor allem der regelmäßige und engmaschige Austausch mit den Kollegen, die ihm geholfen haben, sich einzuarbeiten. Einen festen Onboarding-Mentor hatte er nicht. „Aber ich kann mit allen Fragen zu den Kollegen in meinem Team kommen und erhalte auch immer sehr schnell eine Antwort.“ Länger als zehn Minuten müsse er eigentlich nie warten. Wen er mit welcher gezielten Frage ansprechen muss, habe er schnell herausgefunden. Für allgemeinere Fragen gibt es den Team Chat. Neben festen Jour Fixes, Konferenzen und Besprechungen helfen regelmäßige Coffee Chats, das Zusammengehörigkeitsgefühl im Team zu stärken und sich auch einmal informell auszutauschen. Das ersetze zwar die beliebten gemeinsamen Sportstunden, die Stammtische oder das obligatorische Feierabendbier nicht komplett, so Langen. Aber es helfe allen – dem Nachwuchs wie den erfahrenen Kollegen – sich weiter mit dem Job zu identifizieren und die Motivation zu behalten.
Von Kurzarbeit ist Langens Team, das auch die Führungskräftekommunikation verantwortet, nicht so stark betroffen – in der Pandemiekrise braucht es eine intensive Kommunikation, sagt Ralf Langen. Das kommt auch seinem Praktikanten zugute. Während er von Kommilitonen durchaus gehört habe, dass Praktika verschoben oder gar abgesagt wurden, sei er genau mit den Inhalten betraut worden, wegen der er sich bei Zeiss beworben habe, meint Tom Kornblum. Seine Aufgabenbereiche liegen in der Entwicklung einer mittelfristigen Kommunikationsstrategie – abgeleitet aus einer neuen Unternehmensstrategie im Zuge des CEO-Wechsels – sowie in entsprechenden internen Kommunikationshemen. Darüber hinaus arbeitet der Master-Student an einem Kommunikationsformat mit, das auf künstlicher Intelligenz basiert. „Wenn unser Fokus woanders läge, etwa in der Eventkommunikation, hätten wir uns durchaus überlegen müssen, wie wir unsere Praktikanten beschäftigen können“, gibt Langen zu. Auch die Betreuung des Nachwuchses durch Kollegen, die sich selbst in Kurzarbeit befinden, hätte sicherlich eine größere Herausforderung dargestellt. Aber das seien Spekulationen.
Insgesamt kommen die jungen Kollegen mit der Remote-Arbeit gut zurecht, beobachtet Langen. Vor allem aus technischer Sicht müsse man ihnen den Umgang mit den entsprechenden Formaten nicht erklären. Gleichzeitig spüre er gerade bei denjenigen, die frisch aus der Uni kommen und das Lernen in der Gruppe gewohnt sind, eine Sehnsucht, bald wieder ins Büro zu kommen. Tom Kornblums Praktikum geht noch bis September. „Die Hoffnung besteht, dass ich meine Kollegen noch live zu sehen bekomme“, lacht er.
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