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Wie CEOs ihr Bild in den Medien in die Hand nehmen
Der Blogbeitrag ist zuerst auf www.klenkhoursch.de/blog erschienen.
Seit 2012 vergibt Klenk & Hoursch gemeinsam mit der Alumni-Stiftung der Mainzer Publizisten und dem Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz den Master-Award Unternehmenskommunikation. Gesucht werden neue Ideen und clevere, praxisrelevante Erkenntnisse aus der Forschung des PR-Nachwuchses. Gefunden haben wir sie in diesem Jahr bei Nicola Heitzler, die ihre Abschlussarbeit zur Personalisierung von Unternehmensberichterstattung und der Darstellung von CEOs in den Medien geschrieben hat. Ich sprach mit ihr über die Erkenntnisse ihrer Arbeit:
»Geschichten über rationale Unternehmenslenker und heroische Superstar-CEOs – Eine Frame-Analyse der Personalisierung der Unternehmensberichterstattung in deutschen Leitmedien.« Nicola Heitzler
Susanne Nicolai: Vor welchen Herausforderungen steht die Unternehmenskommunikation in Sachen CEO-Positionierung?
Nicola Heitzler: Eine der größten Herausforderungen ist sicherlich die Personalisierung, bei der komplizierte Unternehmenszusammenhänge stark vereinfacht dargestellt werden. Einmal in den Medien verbreitete einprägsame Bilder sind nur schwer wieder aus den Köpfen der Rezipienten zu verbannen. Die Muster, denen die Personalisierung folgt, sind jedoch nicht immer die gleichen. Dies gilt es bei der CEO-Positionierung zu berücksichtigen und eine hierauf abgestimmte sowie für den CEO maßgeschneiderte Personalisierungsstrategie zu entwickeln.
Genau diese Personalisierungsmuster identifizierst Du in der Berichterstattung ausgewählter Leitmedien über CEOs. Was genau können wir uns darunter vorstellen?
Jedes Personalisierungsmuster kann man sich als eine Art Darstellungsraster vorstellen, das in der Berichterstattung über CEOs ausgewählte Aspekte betont und bestimmte Akzente setzt. So schafft jedes Muster einen anderen Deutungsrahmen. Insgesamt konnte ich sechs Personalisierungsmuster identifizieren. So dreht sich zum Beispiel in dem Personalisierungsmuster »Der Performer« alles um die Leistung des CEOs. Im Personalisierungsmuster »Der Frevelhafte« stehen hingegen Fragen der moralischen Verträglichkeit im Vordergrund, während das Personalisierungsmuster »Der Mensch« wiederum Persönlichkeitsaspekte des CEOs hervorhebt. Die verschiedenen Muster zeigen, dass Personalisierung viele Gesichter hat.
Sind die Namen der Personalisierungsmuster Synonyme für einzelne CEOs? Wer ist »Der Performer« und wer »Der Mensch«?
Eine genaue Verortung einzelner CEOs in die Personalisierungsmuster würde weder den CEOs noch dem Personalisierungsphänomen gerecht werden. Die Gesichter der Personalisierung sind nicht deckungsgleich mit den Gesichtern einzelner CEOs. Ein Personalisierungsmuster setzt sich aus der Berichterstattung über mehrere Unternehmen zusammen. Umgekehrt kann ein CEO in mehr als nur einem Personalisierungsmuster auftauchen.
Einige der Muster sind vorteilhaft, andere eher nachteilig. Welche sind das und warum?
Wenn Berichte über einen CEO häufig den Personalisierungsmustern »Der Frevelhafte« oder »Der Fremdbestimmte« folgen, sollten die Kommunikationsverantwortlichen die Positionierungsstrategie überdenken. Denn hier wird der CEO entweder in negativ konnotierte Sinnzusammenhänge verstrickt oder in das Korsett eines austauschbaren Rollenfüllers gepresst. Dabei erhält er selbst kaum Raum, um seine eigene Sicht der Dinge darzustellen.
Insbesondere die Personalisierungsmuster »Der Chefstratege« und »Der Branchensprecher« stellen dagegen einen günstigen Kanal für die strategische Kommunikation dar – sie lassen viel Platz für die eigene Positionierung vor einem breiten Publikum.
Das richtige Thema seiner Master-Arbeit zu finden, ist nicht ganz einfach. Was hat Dich zu dem Entschluss gebracht, Dich mit der Darstellung von CEOs in den Medien zu beschäftigen?
Das stimmt. Deshalb habe ich meine Auswahl nach den folgenden drei Kriterien getroffen. Das Thema sollte…
- …mich ausreichend begeistern, um mich Tag für Tag damit auseinanderzusetzen zu wollen.
- …eine vernachlässigte Forschungslücke bereithalten, aus der ich eine spannende Fragestellung ableiten konnte.
- …sowohl für die Unternehmenskommunikation als auch für die Wissenschaft hochrelevant und aktuell sein.
Diese drei Kriterien habe ich beim Themenfeld CEO-Kommunikation erfüllt gesehen – ein Bereich, der in den Seminaren und Vorlesungen kaum zur Sprache kam. Die Verknüpfung mit dem Personalisierungsphänomen lag nach einem ersten Überblick über die einschlägige Literatur auf der Hand: Die These, die Personalisierung der Unternehmensberichterstattung würde zunehmen, schien in aller Munde zu sein. Die zugeschriebene Relevanz und die tatsächliche Forschung klafften jedoch deutlich auseinander.
Wenn Du jetzt, nach deiner Forschungsarbeit, vor den CEOs der DAX 30-Unternehmen sprechen könntest, was würdest Du ihnen sagen?
Fühlen Sie sich bei der Personalisierung der Unternehmensberichterstattung nicht unter Druck gesetzt, sondern erkennen Sie ihre Chancen, indem Sie sich aktiv und professionell mit ihr auseinandersetzen. Wer sie klug nutzt, kann erheblich von ihr profitieren. Lassen Sie also bei diesem Thema nicht den Fremdbestimmten mit sich machen, sondern handeln Sie auch hier als Chefstratege.
Liebe Nicola, vielen Dank für das Gespräch!
Nicola Heitzler ist Absolventin des Masterstudiengangs Unternehmenskommunikation / PR der Johannes-Gutenberg Universität Mainz. Erste Berufserfahrung in der Unternehmenskommunikation sammelte sie während ihres Studiums sowohl auf Unternehmens- als auch auf Agenturseite in Deutschland und Spanien.
Das Interview führte Susanne Nicolai. Sie ist Consultant bei Klenk & Hoursch und schwerpunktmäßig in den Bereichen Online & Media Relations und Brand Engagement tätig.
Hier finden Sie Informationen über die Positionierung als CEO und unseren Beratungsbereich Executive Communications.