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  • 25. Juni 2015 Script Communications

    Von Robotern und Archetypen

    Das #cosca15 in Dieburg

    „Werde ich in Zukunft vollkommen überflüssig sein?“, fragt eine Journalistin in der Session von Robert Weissgraeber, Chief Product Officer bei AX Semantics, beim Content Strategy Camp 2015. AX ist ein Roboter, der Texte schreiben kann wie Du und ich bzw. wie Journalisten (?).

    „Nein“, lenkt Robert Weissgraeber ein, „der Beruf des Journalisten wird nicht aussterben. Er wird sich nur weiterentwickeln und verändern.“ Die Journalistin schluckt – trotz des Trostversuchs. Ich hingegen bin fasziniert vom Texter-Geschick der künstlichen Intelligenz. „Nach nur drei Minuten zappelt der Ball in den Maschen“, erzählt sie mir von einem Fußballspiel.

    Nicht nur, dass der Roboter Informationen aus unterschiedlichen Datenbanken verknüpft und daraus Beziehungen, Korrelationen, Einflüsse und Besonderheiten erkennt. Er kann daraus Schlussfolgerungen ziehen – dem menschlichen Verstand gleich! Dazu muss er allerdings auf das jeweilige Anwendungsgebiet „trainiert“ werden. „Das dauert im Durchschnitt zwei Wochen“, erklärt der Entwickler. Man könnte dem Roboter auch Humor oder Sarkasmus beibringen. „Wow“, denke ich, „Wahnsinn, oder?!“ Das einzige, was er nicht kann, ist Kreativität. Er kann sich nichts ausdenken oder kreieren. Da bin ich fast beruhigt – wie so einige andere im Raum auch.

    Wir spinnen die Möglichkeiten der Anwendungen weiter, schauen über den Nachrichten-Tellerrand hinaus. „Was ist mit wissenschaftlichen Texten?“, fragt eine Session-Teilnehmerin. „Kein Problem“, sagt Robert, „alles, was es braucht, ist eine Datenstruktur“. „Dann könnte man damit ja auch Bachelor- oder Masterarbeiten schreiben, z.B. zu einer Forschung in der Biologie, zu der man etliche Messdaten hat“, schlussfolgert eine andere Session-Teilnehmerin. „Ja, klar“, bestätigt Robert erneut, „das ist sogar rechtlich zulässig“.

    Stille im Raum. Die Info müssen wir erst einmal verdauen.

    In der Session von Peter Kleesattel geht die Reise zurück in der Zeit, zurück zu Märchen und Erzählungen über Helden und Bösewichte. Was gute Geschichten ausmacht? Na, Archetypen! Die braucht jede Story – einen Rebell, Magier oder den klassischen Helden.

    Stichwort Storytelling (Session von Jens Cornelißen) – das darf nicht fehlen auf solch einem Barcamp. Große Marken wie Apple oder Red Bull bauen auf Archetypen in ihrer Kommunikationsstrategie. Apple ist der Archetyp „Schöpfer/Kreativer“, der Neues und Innovatives schafft; Red Bull ist der „Magier“, der Unmögliches wahr werden lässt und verwandelt; Nike wiederum ist der klassische Held – tapfer, mutig und kämpft; Astra Bier ist der Spaßmacher/Clown, der gute Laune verbreitet oder Harley-Davidson – der Rebell/Gesetzlose, der Regeln bricht.

    Da sag mal einer, wir können von den alten Meistern nichts mehr lernen. Manches bewährt sich eben doch, anderes will neu gedacht werden.

    Das und mehr lernte ich auf meiner zweiten Dienstreise – wiederholt verpackt als kleines Erlebnis. Zum dritten Mal fand in Dieburg das Content Strategy Camp statt. Wenngleich sich hier nicht ganz so viele Menschen – und noch weniger Hipster – tummelten wie auf der re:publica, hat man doch das ein oder andere bekannte Gesicht gesehen. Ich fühlte mich jedenfalls sehr wohl unter all den Branchennerds und vor allem auf meinem alten Campus. Denn am Mediencampus Dieburg, der Veranstaltungsort des cosca15 war, studierte ich bis vor einem Jahr Online-Journalismus.

    Das Content Strategy Camp (#cosca) fand erstmals im Jahr 2013 auf dem Mediencampus der Hochschule Darmstadt in Dieburg statt. Das Camp richtet sich an Expertinnen und Experten aus Praxis und Wissenschaft, die in Unternehmenskommunikation, Marketing, Social Media, Werbung, Design, Webentwicklung, IT und verwandten Bereichen arbeiten und sich über aktuelle Entwicklungen und Praxisprojekte austauschen möchten. Veranstalter des Content Strategy Camps 2015 war der eBusiness-Lotse Darmstadt-Dieburg, das Kompetenzzentrum für Onlinekommunikation und E-Learning an der Hochschule Darmstadt als Gastgeber. Kooperationspartner waren die Agenturen SCRIPT Communications und SinnerSchrader.

    Verfasst von Nadja Müller

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