Newsroom

  • 17. Dezember 2020 Julia Bröder

    Volkswagen-Volos im Interview

    Julia Reinhold und Jonas Hille über Abstimmungsschleifen und Peaks auf der Lernkurve

    Volkswagen – eine Marke, die jeder kennt. Und gleichzeitig ein riesiger Konzern, dessen Strukturen sicherlich nicht immer leicht zu durchschauen sind. Welche Rolle spielt ihr als Volontäre darin?

    Jonas Hille: In der Kommunikationsabteilung von Volkswagen sind wir 2019 mit vier Volos gestartet. Das Volo dauert zwei Jahre, in dieser Zeit sind wir für jeweils mehrere Monate in unterschiedlichen Stationen eingeteilt. Das heißt, wir kommen mit einem Blick von außen in die Teams – und bringen unsere Ideen und Meinungen aktiv ein.


    Jonas Hille (unten links), 26 Jahre, studierte Journalismus und PR an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen und machte im Anschluss noch einen Master in Kommunikationswissenschaft in Münster. Dort engagierte er sich bei campus relations – ein Vorteil beim Jobeinstieg, denn durch die Arbeit in der Studierendeninitiative habe er bereits im Studium ein belastbares Branchen-Netzwerk aufgebaut. Im Bild ist er mit seinen Volo-Kollegi*innen Simon Weis, Alina Engelmeier und Julia Reinhold (von links) zu sehen.


    Ist es nicht schwierig, einen so großen Konzern zu verstehen, eigenverantwortlich zu arbeiten und etwas zu bewegen?

    Julia Reinhold: Natürlich hatte ich mich vor dem Start mit dem Vorurteil beschäftigt, dass es in Konzernen behäbiger zugeht als in einer Agentur. Und tatsächlich haben wir
    hier größere Abstimmungsschleifen, das kann schon kräftezehrend sein. Durch die Wechsel zwischen den verschiedenen Abteilungen lernt man aber immer mehr Kolleg*innen kennen und kann auch immer besser zeitliche Abläufe einschätzen. Irgendwann fällt dann zumindest die Extra-Schleife weg, die entsteht, wenn man nicht weiß, wen man bei welcher Thematik ansprechen soll. Ich persönlich schreibe mir aus jeder Abteilung die wichtigsten Learnings auf.

    Jonas Hille: Außerdem helfen die täglichen Morgenrunden, in denen die aktuelle Presselage besprochen und eingeordnet wird. Um mich mit Kolleg*innen zu vernetzen, nutze ich auch LinkedIn, Twitter und unser Intranet. Klar dauert es ein bisschen, bis man alle Abteilungen mit insgesamt rund 180 Mitarbeiter*innen überblickt – aber mit der Zeit kommt man rein.

    Und dann setzt man auch Projekte in Eigeninitiative um?

    Jonas Hille: Das ist explizit gewünscht, ja. Wir sind zwar in das Alltagsgeschäft unserer jeweiligen Abteilung eingebunden, bekommen aber auch Freiräume für eigene Volo-Projekte. Dieses Jahr haben alle vier Volontäre zusammen eine Tour durch den Harz gemacht und mit Fotos und Erfahrungsberichten über verschiedene Kanäle dokumentiert. Damit wollten wir kommunikativ zeigen, wie sich in Pandemie-Zeiten das Reisen mit dem Auto durch Deutschland gestalten lässt.


    Julia Reinhold (links), 28 Jahre, machte zunächst eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau und arbeitete ein Jahr in diesem Bereich. Danach studierte sie Kommunikationswissenschaft in Münster und war in der Studierendeninitiative „MTP – Marketing zwischen Theorie und Praxis“ aktiv. Das habe ihr geholfen, ihre Fähigkeiten, in einem sicheren Rahmen auszuprobieren und zu schulen, sagt sie. Prakzika machte siw bei Volkswagen und beim Bundespresseamt. Derzeit ist Julia Reinhold im Rahmen ihres Volos Teil des TV-Teams im News Hub.


    Zurück zum „Alltagsgeschäft“: Erzählt Ihr uns, wie eure Aufgaben aktuell so aussehen und wo ihr bisher am meisten gelernt habt?

    Julia Reinhold: Ich bin aktuell im Content Hub und dort Teil des TV-Teams. Dort betreue ich ein Projekt, in dem es darum geht, mehrere Marken kommunikativ unter einen Hut zu bekommen. Davor war ich in der Social-Media-Abteilung – ein Team Game, das mir auch sehr gut gefallen hat und bei dem ich viel gelernt habe. Insgesamt finde ich es absolut bereichernd, die
    Volkswagen-Kommunikation in all ihren Unterabteilungen kennen zu lernen und so auch die Schnittstellen besser zu verstehen.

    Jonas Hille: Social Media mit Anna-Lena Müller war für mich auch ein Peak auf der Lernkurve. Jede einzelne Abteilung bringt mich weiter. Aktuell bin ich im Bereich Litigation, wo ich eine Online-Kampagne zu Rechtsstreitigkeiten im Diesel-Skandal mitentwickeln darf – eine Aufgabe, bei der ich definitiv viel lerne.

    Stichwort Diesel-Skandal: Wie positioniert ihr euch gegenüber öffentlicher Kritik an eurem Arbeitgeber? Oder anders gefragt: Warum wollt ihr für Volkswagen arbeiten?

    Julia Reinhold: Die gesamte Automobilbranche befindet sich in einem Transformationsprozess – dies kommunikativ zu begleiten ist eine große Chance. Genauso wie die Internationalität von Volkswagen und die Schnittstellen zwischen den Marken. Im Vergleich zum Mittelstand ist ein so großer Konzern natürlich viel breiter aufgestellt – und bietet uns Volontären eine Menge.

    Jonas Hille: In erster Linie arbeiten hier hochprofessionelle Kommunikator*innen. Gerade aus Kommunikationssicht ist das ein superattraktives Berufsumfeld – allein die Tatsache, dass wir jeden Tag 60 bis 80 Seiten Presse-Clippings haben zeigt, wie groß das Interesse an Volkswagen und an Mobilitätsthemen allgemein ist. Dementsprechend groß ist auch
    der Kommunikationsbedarf.

    Welche Berührungspunkte habt ihr mit den internationalen Standorten und den unterschiedlichen Marken?

    Jonas Hille: Im Volontariat ist ein Auslandsaufenthalt vorgesehen, den ich zum Beispiel in der
    Produkt- und Eventkommunikation bei Seat in Barcelona absolviert habe. Es war eine großartige Erfahrung, dass ich – nachdem ich lediglich Spanisch-Grundkenntnisse hatte – auch international zurechtkomme.

    Julia Reinhold: Für mich steht noch eine Station bei Volkswagen Nutzfahrzeuge an. Wir haben auch die Möglichkeit bei einem Medium zu hospitieren, zum Beispiel bei Auto-Bild und t3n.

    Welche speziellen Formate gibt es noch im Rahmen des Volontariats?

    Jonas Hille: Alle Volkswagen Volos durchlaufen die dapr-Grundausbildung mit normalerweise vier Präsenzterminen. Außerdem gibt es ausreichend Zeit, um gemeinsame Projekte umzusetzen, wie die schon beschriebene Harz-Tour oder ein Talk Format, zu dem wir Gäste einladen, die nichts mit der Automobilbranche zu tun haben. Zuletzt hat unser Volo-Kollege Simon Weis einen Tatortreiniger interviewt. Mit solchen Formaten üben wir, selbst Inhalte zu entwickeln, zu recherchieren und
    eigene Texte zu schreiben – Aufgabenbereiche der Kommunikation, die mir persönlich viel Spaß machen und mit denen ich auch in Zukunft gerne beschäftigen möchte.

    Wie seht ihr eure berufliche Zukunft? Bleibt ihr bei Volkswagen? Wenn ja: In welcher Position? Wenn nein? Was ist die Alternative?

    Jonas Hille: Unser Volontariat geht noch bis August 2021. Eine Übernahmegarantie gibt es nicht – diese ist auch abhängig von der jeweiligen Einstellungssituation. Aber ich denke, dass wir uns im Frühjahr mit unseren Chefs zusammensetzen werden und kann mir gut vorstellen zu bleiben. Eigene Inhalte zu erstellen und Texte zu schreiben liegt mir am meisten. Daher könnte ich mir auch vorstellen, mich wieder auf mein Studium zu besinnen und im Journalismus zu arbeiten.

    Julia Reinhold: Das geht mir ähnlich. Ich recherchiere und schreibe gerne – aber um sich auf einen Kommunikationsbereich festzulegen ist es noch zu früh. Schließlich haben wir einige Stationen noch gar nicht kennengelernt. Ich bin mir aber sicher, dass wir rechtzeitig die Gelegenheit haben werden, uns über eine mögliche Zukunft bei Volkswagen auszutauschen.

    Welche Ansprechpartner habt ihr außer euren jeweiligen
    Teamleitern? Gibt es Mentoren oder Tandem-Partner? Inwiefern hilft euch das in Corona-Zeiten?

    Jonas Hille: Wir haben viel Kontakt zu Robin Aschhoff, der als Head of Communications der Marke Volkswagen das Volontariat neu strukturiert hat. Ihm liegt viel daran, dass wir ein journalistisches Gespür entwickeln, auch über Autothemen hinaus.

    Julia Reinhold: Außerdem haben wir Mentoren, mit denen wir über vertrauliche Fragen und möglicherweise unklare Abläufe sprechen können. Das ist gerade in der jetzigen Situation wichtig – wir sitzen seit März im Home Office, da lassen sich manche Fragen ja nun leider nicht mehr zwischen Tür und Angel klären.

    Jonas Hille: Das stimmt. Manche Erfahrungen fallen weg – man bekommt nicht mehr mit einem Ohr mit, wie beispielsweise ein Sprecher auf einen Journalisten reagiert. Aber über Teams funktioniert der Austausch eigentlich ganz gut.

    Jonas hat es schon angesprochen, euer Volontariat geht noch bis August 2021. Dann startet ein neuer Jahrgang. Was ratet ihr künftigen Bewerbern?

    Jonas Hille: Seid mutig im Bewerbungsgespräch und geht nicht zitternd ins Assessment Center. Denkt nicht, dass ihr keine Chance habt! Aber rechnet auch mit anspruchsvollen Fragen.

    Zum Beispiel?

    Jonas Hille: Ich wurde gefragt, was ich vom Brexit halte und musste mich in der Diskussion relativ schnell positionieren.

    Julia Reinhold: Tatsächlich wurde im Bewerbungsprozess genau geprüft, wie flexibel man im Kopf bleiben kann, auch wenn es sehr schnell von einem Thema zum nächsten geht. Ich sollte zudem ganz konkret schildern, wie ich bestimmte Aufgaben umsetzen würde. Mein Rat an Bewerber*innen: Bleibt dran. Und wenn es in der ersten Runde nicht klappt, versucht es noch einmal. Es lohnt sich!


    Alina Engelmeier, 26 Jahre, ist aktuell Teil des Teams CEO-Kommunikation und unterstützt Herbert Diess auf LinkedIn. Vor ihrem Volontariat studierte sie Organisationskommunikation (M.A.) und Medienkommunikation und Journalismus (B.A.). Praktische Erfahrung sammelte Alina Engelmeier im Bereich Corporate Communications & Marketing bei der RTL Group in Luxemburg.


    Simon Weis, 32 Jahre, war zuletzt in der Produktkommunikation eingesetzt und unterstützt ab Dezember die Kommunikation des Markenvorstandes bei Volkswagen. Vor dem Volontariat studierte er in Köln (BA) und Greifswald (MA), immer mit dem Schwerpunkt auf Unternehmenskommunikation. Erfahrungen in der Automobilindustrie sammelte er bei Praktika im In- und Ausland.

Unsere Partner