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Studentische PR-Vereine – Hobby oder Berufsvorbereitung?
Nina Prange ist gerade mit dem Bachelorstudium auf dem Campus Lingen fertig. Ihre Abschlussarbeit widmete sie der Frage, was PR-Studenten antreibt, sich in Studenteninitiativen zu engagieren. Sie selbst war an der Gründung des Vereins Kommunikos beteiligt und hat, wie sie sagt, aus dieser Zeit viel mitgenommen. Seit diesem Wintersemester studiert Nina Global Communication in Erfurt.
Was man gern macht, macht man gut. Mit diesem sprichwörtlichen Satz habe ich vor etwa drei Monaten meine Bachelorarbeit abgeschlossen und denke nun darüber nach, was es eigentlich bedeutet, etwas wirklich gerne und gleichzeitig gut zu machen. In meiner Bachelorarbeit bezog sich der Satz auf das Engagement Studierender in hochschulnahen PR-Vereinen. Selbst in der Rolle eines Gründungs- und ehemals Vorstandsmitglieds einer studentischen PR-Initiative habe ich mich oft gefragt, was für junge Menschen den Ausschlag für ihren Tatendran gibt: Ist es die Hoffnung, sich durch die Tätigkeit Vorteile für den Berufseinstieg zu verschaffen? Oder handelt es sich um altruistisches Engagement und Freude an der Gemeinschaft? Meine einzelnen Fragen zusammenfassend gab ich meiner Arbeit den Titel: Studentische PR-Vereine – Hobby oder Berufsvorbereitung? Doch wie sich herausstellt, ist diese Entweder-oder-Frage in diesem Fall nicht zielführend.
Kann Weiterbildung wirklich Spaß machen?
Die eindeutige Antwort auf diese Frage lautet: Ja. Eigentlich sollte im Rahmen eines Studiums das eigene Interesse und der Spaß am Lernen sogar die Hauptmotivation sein. Dass dies im heutigen verschulten Ausbildungssystem beinahe befremdlich wirkt, ist jedoch ein anderes Thema.
Zahlreiche studentische PR-Vereine zeigen seit einigen Jahren deutlich, dass Weiterbildung, Selbststudium und zusätzliches Engagement über die Pflichtveranstaltungen des Studiums hinaus, durchaus Spaß machen können. Meist völlig selbstständig und losgelöst von den Curricula stellt hier der PR-Nachwuchs Veranstaltungen und Möglichkeiten für fachlichen Austausch auf die Beine, die an Wert nicht zu unterschätzen sind. Die Studierenden sind mit Recht stolz darauf, ihr Können zu zeigen und zu erleben, dass sich Mühen und zeitliche Investitionen auszahlen. Es ist sogar psychologisch erwiesen, dass Stolz und Anerkennung treibende Motivationsfaktoren sind. Weiter noch können besonders bezogen auf das Studium Eigeninitiative und Selbstverantwortung den Lernprozess positiv beeinflussen. Unter diesen Gesichtspunkten stellt das studentische Engagement einen enormen Mehrwert für alle Beteiligten dar: Welcher Professor wünscht sich keine begeisterten Studierenden und welcher Arbeitgeber keine motivierten Nachwuchskräfte?
Zwischen Lernen und Machen
Mit der Begeisterung für die Vereinstätigkeit ist bei weitem nicht alles genannt, was die studentischen Initiativen auszeichnet. In Satzungen und Vereinsrichtlinien ist als gemeinsames Ziel des Nachwuchses die aktive Netzwerkarbeit hervorzuheben. Ein Faktor, der im Berufsfeld der Kommunikation und PR zwar nicht überrascht, aber dessen Relevanz und Wert nicht oft genug betont werden kann.
Das Netzwerk eines studentischen Vereins ist vielschichtig. Es reicht von kollegialen Beziehungen unter den Studierenden über die Zusammenarbeit mit Professoren bis hin zu interaktivem Austausch mit Berufspraktikern und Branchenexperten. Ob eben dadurch gewonnene Kontakte zu Praktikums- oder gar Arbeitsplätzen verhelfen oder ob sie in erster Linie der Horizonterweiterung dienen, wird sich in einzelnen Fällen zeigen. Fakt ist, dass die Studierenden, die aktiv „netzwerken“ eines verstanden haben: Es genügt nicht (oder selten) still und heimlich den Vorlesungen über PR-Theorien und Kommunikationswissenschaft zu lauschen. Stattdessen gilt es, die Welt der Praxis kennenzulernen, mit Menschen zu sprechen und sich nicht nur theoretisch, sondern „face-to-face“ auseinanderzusetzen mit dem Beruf, den man nach seinem Studienabschluss anstrebt.
Worum es dabei eigentlich geht
An dieser Stelle möchte ich erläutern, warum das Engagement in einem PR-Verein nicht automatisch als Türöffner oder Sprungbrett für die große PR-Karriere verstanden werden sollte. Ich selber habe mit großer Begeisterung in den letzten Jahren sowohl an der Gründung als auch an der Leitung des Lingener Vereins KommunikOS mitgewirkt. Natürlich haben mir die fachliche Bereicherung und der Gewinn an Praxiserfahrung in meinem Kommunikationsmanagement-Studium weitergeholfen. Und nicht zuletzt hat mich meine Tätigkeit bei KommunikOS zu dem Thema meiner Abschlussarbeit geführt.
Dennoch stand und steht für mich nicht allein die fachliche Ausrichtung des Vereins im Vordergrund. Als besonders wertvoll und prägend empfinde ich hier vielmehr die Möglichkeit des „Sich-Ausprobierens“ und zwar in einem organisierten Gefüge, das zwar einen Rahmen, aber ebenso viel Freiheiten und Möglichkeiten bietet. Ich konnte mich bei KommunikOS in der Rolle einer Führungsperson und einer Kommunikationsmanagerin ausprobieren, ganz unabhängig davon, wie es im „echten Leben“ beruflich für mich weitergeht. Eine solche Erfahrung kann meiner Meinung nach kein Studium und auch kein Praktikum ersetzen.
Um die einleitenden Worte aufzugreifen, möchte ich abschließend bestätigen: Ja, was man gern macht, macht man vermutlich gut. Es ist jedoch eine große Herausforderung, in der Fülle der Möglichkeiten erst einmal jene Tätigkeit zu entdecken, die einem Freude bereitet. In studentischen PR-Vereinen gibt es für diesen Prozess Raum. Sie bieten ihren Mitgliedern die Chance herauszufinden, was sie gerne tun – und das ist im Umkehrschluss die beste Voraussetzung dafür, es auch gut zu tun.