Newsroom

  • 23. August 2017 Redaktion

    Spaß am sachlichen Streit…

    …hat Alexandra Groß, Vorstandsmitglied bei Fink & Fuchs, und dort unter anderem verantwortlich für den Bereich Personal. Im GPRA-Präsidium ist sie seit Mai dieses Jahres für das Ressort Aus- und Weiterbildung zuständig. Nachwuchsförderung und Karriere sind somit alltäglicher Bestandteil ihrer Arbeit. Naheliegend, dass Sie unseren Fragebogen in der Serie „Frauen in Führungspositionen“ beantwortet hat. Einer ihrer Tipps für eine erfolgreiche Berufslaufbahn: Streiten können.

    DER STECKBRIEF

    Name + Alter: Alexandra Groß, 46 Jahre

    Aktuelle Position: Vorstand Fink & Fuchs AG

    Personal- und Budgetverantwortung: Mitarbeiter 80 / Umsatz 2016: 6,4 Mio EUR

    Frauenanteil unter den Mitarbeitern: 72%

    DAS INTERVIEW

    PR Career Center: Wie sind Sie in Ihren ersten Job mit Führungsverantwortung gekommen, wie alt waren Sie und was war das für eine Stelle?

    Alexandra Groß: Mit 16 war ich Mannschaftskapitän unserer Tennismannschaft. Da habe ich das erste Mal erlebt was es bedeutet, ganz unterschiedliche Menschen zu regelmäßigem Training und guter Leistung zu motivieren und auf ein gemeinsames Ziel einzuschwören. Rückblickend ist das eine echte Führungsaufgabe gewesen, die sich von der im Job kaum unterscheidet.

    Als Quereinsteigerin in einer Kommunikationsagentur habe ich mit 31 die Leitung eines 5-köpfigen Beraterteams übernommen. Das hieß erstmal, die Stolpersteine auf dem Weg von der Kollegin zur Chefin zu umgehen. Das war nicht einfach.

    PR Career Center: Was hat Ihnen auf Ihrem Karriereweg besonders geholfen, einen Schritt weiter und bis auf Spitzenpositionen zu kommen?

    Alexandra Groß: Ich wollte eigentlich immer nur einen guten Job machen, daraus eine Karriere zu bauen, stand nicht auf dem Plan. Von daher glaube ich, dass es vor allem Gelassenheit war, die mir sehr geholfen hat. Aber auch die Freude am Streiten, Meinung vertreten und Spaß an solchen Aufgaben, die mich herausgefordert haben – der Wille, für alles eine Lösung zu finden.

    PR Career Center: Wer hat – außer Ihnen selbst – Ihre Karriere maßgeblich beeinflusst? Und was haben Sie von ihr/ihm konkret mitgenommen?

    Alexandra Groß: Mein erster Chef hat mir im zarten Alter von 23 viel Verantwortung zugetraut – beispielsweise hat er mich unser Personalentwicklungskonzept vor über 20 Geschäftsführern präsentieren lassen. Er hat mir vor allem Gelassenheit und Spaß am sachlichen Streit beigebracht.

    Einen großen Einfluss hatten natürlich die beiden Gründer von Fink & Fuchs. Sie haben mir immer wieder neue Aufgaben auf den Tisch gepackt und waren sehr geduldige Mentoren. Dabei habe ich mir von beiden einiges in Sachen Selbstkompetenz abgeschaut: sich trauen, auch mal in ungewöhnlichen Lösungen denken und seine Sache auch gegen Widerstände durchziehen.

    PR Career Center: Was zeichnet Sie als Führungskraft in Ihrer aktuellen Position besonders aus? Wo liegen Ihre Schwerpunkte im Arbeitsalltag?

    Alexandra Groß: Das Agenturgeschäft ist aufregend, mit einem ständigen Wechsel von Höhen und Tiefen. Da ist ein kühler Kopf wichtig. Gleichzeitig muss ich als Vorstand ständig den Überblick haben und Chancen und Risiken frühzeitig erkennen. Deshalb lege ich Wert auf offene Türen und das Gespräch mit den Kollegen und Mitarbeitern. Gleichzeitig arbeite ich in unterschiedlichen Kundenprojekten mit. Deshalb ist so ein Arbeitstag ein ständiger Wechsel zwischen Mikromanagement und Kreativarbeit. Diese permanenten Kontextwechsel sind es dann auch, die jeden Arbeitstag einzigartig und spannend machen. Als Mutter einer kleinen Tochter muss ich mich da sehr disziplinieren, rechtzeitig zur Feier im Kindergarten zu sein. Auch wenn mir das bisher immer gelungen ist: Disziplin und ein gutes Zeitmanagement sind Grundvoraussetzungen.

    PR Career Center: Was war Ihr bislang schönstes Erfolgserlebnis als Führungskraft?

    Alexandra Groß: Es sind die täglichen, kleinen Erlebnisse mit Mitarbeitern und Kollegen, die mir Freude machen. Das ist das vertrauliche Gespräch, das Sparring, der Streit um das beste Ergebnis, gemeinsame Erfolge oder die spontane Tasse Kaffee mit den Mitarbeitern zwischendurch.

    PR Career Center: Wie erkennen Sie junge Talente und wie fördern Sie sie? Schaffen Sie in Ihrer Agentur Anreize für die Karrierewege speziell Ihrer Mitarbeiterinnen und was halten Sie von Female-Leadership-Programmen?

    Alexandra Groß: Junge Talente bringen ein hohes Maß an Selbstkompetenz mit und nehmen Herausforderungen an. Das jeweilige Handwerk optimiert man über Berufserfahrung; Haltung und Einstellung kann man nicht trainieren.

    Wir unterscheiden bei Karrierewegen nicht zwischen Männern und Frauen. Ich bin 2011 in den Vorstand unserer Agentur berufen worden und habe im selben Jahr meine Tochter zur Welt gebracht. Ich glaube nicht daran, dass Frauen eine spezielle Förderung brauchen.

    PR Career Center: Was verhindert Karriere von Frauen in der Kommunikation? Wie wichtig sind Vereinbarkeit von Karriere und Familie oder Modelle zum Wiedereinstieg nach der Elternzeit? Welche Vorbilder sehen Sie?

    Alexandra Groß: Ich denke mal, Hindernisse sind so vielfältig wie die Menschen. Tradierte Karrierewege, bei denen Präsenz wichtiger ist als Effizienz und Effektivität, sind hoffentlich bald ein Auslaufmodell. Wir bieten allen Mitarbeitern bei Bedarf flexible Arbeitszeitmodelle für ihre jeweilige Lebensphase an. Schwerpunkte setzt jeder dabei selbst. Mir ist wichtig, entsprechende Grundlagen für unsere Mitarbeiter zu schaffen, um Kindererziehung, Elternpflege und Job organisieren zu können.

    PR Career Center: Der Nachwuchs in der Kommunikationsbranche ist weiblich. Welchen Rat geben Sie ihm mit auf den Weg?

    Alexandra Groß: Der eigenen Intuition vertrauen, Umwege in Kauf nehmen und neugierig bleiben. Wer mit Leidenschaft einen Kommunikationsberuf ausübt und selbst flexibel bleibt, schafft auch die erfolgreiche Verbindung von Karriere und Familie.

     

Unsere Partner