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  • 21. Juni 2017 Redaktion

    Sachar Klein: Worauf es mir bei Bewerbern in der PR wirklich ankommt

    Der junge Agenturgründer Sachar Klein sucht Personal und wundert sich: Warum sehen Stellenanzeigen für Kommunikatoren im Jahr 2017 noch immer so aus wie vor 20 Jahren?

    Wenn wir uns Gedanken darüber machen, was die wichtigsten Tugenden eines modernen Kommunikationsmanagers sind, dann sollten wir ganz schnell auf die Attribute „wissbegierig“ und „agil“ kommen. Die Welt, in der wir leben, ist schnelllebig und erfordert von uns, dass wir uns rasant anpassen, wenn wir nicht abgehängt werden wollen. Vor gut zehn Jahren gab es noch kein iPhone – geschweige denn Instagram, Snapchat oder WhatsApp. Wer weiß schon, wie die Welt in weiteren zehn Jahren aussehen wird? Wer kann vorhersagen, wie wir in zehn Jahren kommunizieren werden? Ganz sicher ist, dass es einen Medienwandel gibt und er sich nicht aufhalten lässt.

    Warum also sehen Stellenanzeigen für Kommunikatoren im Jahr 2017 noch immer so aus wie vor 20 Jahren? Wieso ist es uns nach wie vor so wichtig, dass Bewerber Master-Absolventen einer Top-Universität sind? Wieso ist es uns so wichtig, welche Abitur-Note jemand erzielt hat? Was hat das mit den Anforderungen an einen Kommunikations-Manager zu tun?

    Ich berate aktuell ein Startup und helfe dem Unternehmen dabei, einen „Head of PR“ zu identifizieren bzw. zu gewinnen. Von Startups denkt man ja, sie seien ambitionierter, flexibler und moderner als gestandene Unternehmen. Auf viele Bereiche trifft das zu – selten aber auf das Rekrutieren neuer Mitarbeiter. Also sucht besagtes Startup nach einem „Master-Absolventen einer Top-Uni“. Nicht, dass ich das verwerflich finde. Menschen, die über einen Zeitraum von vier Jahren an einer bekannten Hochschule studiert haben und das Studium erfolgreich absolviert haben, verdienen erst einmal Respekt. Diese Tatsache allein qualifiziert sie aber nicht für einen Kommunikations-Job.

    Gutes Personal zu finden, ist schwer. Auch und vor allem im Kommunikationsbereich. Ein Stück Papier ist ein sinnvoller Indikator – wenngleich eher für den Ärzte-, Anwälte- oder Steuerberater-Stand. Sehr viel schwieriger ist es zu verstehen, ob jemand moderne Kommunikationstechniken versteht und beherrscht. Denn genau darauf kommt es ja eigentlich an: die Aufmerksamkeit einer relevanten Zielgruppe auf sich zu ziehen und sie entsprechend zu framen.

    Daher achte ich, wenn ich Personalgespräche führe, darauf, ob jemand packend schreiben kann und ein Blog betreibt, auf Instagram aktiv ist, twitter beherrscht oder ein Video schneiden und auf YouTube hochladen kann. Traue ich dem Bewerber eine fortwährende Entwicklung zu? Wird er in zwölf Monaten, drei Jahren oder einem Jahrzehnt nicht nur erfahrener werden, sondern auch noch nach wie vor so hungrig nach neuem Wissen sein wie heute? Genau darauf kommt es nämlich tatsächlich an: wissbegierig und agil zu sein.

    Gäbe es für diese Qualifikationen ein Uni-Diplom, wäre ein solches Stück Papier in meinen Augen von unbezahlbarem Wert. Ansonsten aber sollten wir uns die Zeit nehmen, Bewerber nach den Kriterien zu beurteilen, auf die es wirklich ankommt: ob sie imstande sind, die Kommunikation der Zukunft zu gestalten und als Person zu wachsen – und nicht danach, was sie irgendwann mal geleistet haben und was nichts mit dem Job als Kommunikationsprofi zu tun hat.

    Zum Autor:

    Sachar Klein blickt zurück auf rund 15 Jahre in der Medien- und PR-Arbeit. Zuletzt war er als Senior Vice President PR & Communications bei dem Berliner Jungunternehmen Glossybox angestellt, zu seinen früheren Stationen zählen E-Plus, AOL und „Bild“. Vor einem Jahr hat sich Sachar als Berater selbstständig gemacht. Jüngst gründete er mit hypr seine eigene Agentur in Berlin. Sachar hat Rechtswissenschaften in Berlin und Angewandte Medienwirtschaft an der Hochschule Mittweida studiert.

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