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  • 8. Februar 2019 Julia Bröder

    „PR-Volontariate bereiten nicht gut genug auf den Job vor“

    KiraKonradKira Konrad hat in ihrer Bachelor-Arbeit PR-Volontariate unter die Lupe genommen und festgestellt: Für sie ist das kein Weg in den Beruf. Zu wenig Struktur, zu wenig Vorbereitung auf strategisches, problemorientieres Arbeiten. 

     

    PR-Volontariat als Einstieg ins Berufsleben?

    Der Einstieg in die PR-Branche ist vielseitig. Es gibt Praktika, Weiterbildungen, Studiengänge und Volontariate beziehungsweise Traineeships, die junge Fachkräfte ausbilden und den Einstieg in die PR ermöglichen können. Häufig schließen Bachelor- und Masterstudierende ein Volontariat an ihr Studium an. Der Grund dafür ist meistens nicht die Attraktivität dieser Ausbildungsform, sondern die erhofften besseren Berufschancen mit abgeschlossenem Volontariat. Am Ende meines Bachelor-Studiums fragte ich mich, was genau sich hinter einem Volontariat verbirgt und ob diese Ausbildung für mich infrage käme. In meiner Bachelor-Arbeit untersuchte ich daraufhin den aktuellen Stand von PR-Volontariaten in Deutschland. Ich befragte Volontärinnen und Volontäre aus Agenturen und Unternehmen zu der Gestaltung ihrer Ausbildung und zu ihrer Meinung diesbezüglich.

    Mangelnde Strukturen

    Schnell stellte sich heraus, dass die Volontariate selten strukturiert durchgeführt werden und es keine einheitlichen Standards in der PR-Branche dafür gibt. Das ist nicht verwunderlich, da die Branchenverbände GPRA, BdP und DJV unterschiedliche Empfehlungen für die Gestaltung von Volontariaten aussprechen. Ausbildungsunternehmen haben also keine einheitlichen Richtlinien, an denen sie ihre Ausbildungsformate ausrichten können.

    Dennoch sind die Branchenverbände nicht allein in der Pflicht, zu handeln. Meiner Meinung nach sollten auch die Unternehmen ihre Ausbildungskonzepte überdenken. Denn in erster Linie vermitteln sie dem PR-Nachwuchs einzelne Fertigkeiten, die situationsabhängig je nach Auftragslage erforderlich sind. Dahinter steckt in der Regel kein Konzept. Es wird das thematisiert, was gerade nötig ist. Den Volontärinnen und Volontären wird dementsprechend kaum übergeordnetes Fachwissen vermittelt, das sie auf andere Aufgaben übertragen könnten. Das heißt, dass sie eher punktuell als umfangreich ausgebildet werden.

    Darüber hinaus erhalten die wenigsten Volontärinnen und Volontäre die Möglichkeit, an strategischen Projekten mitzuwirken und Einblicke in umfangreiche Prozesse zu erhalten. Dennoch sollen sie später problemorientiert arbeiten können. Ich finde: In einem Volontariat sollten Fachwissen und die Kompetenz zur Problemlösung gleichermaßen fokussiert werden, anstatt den PR-Nachwuchs für einzelne Aufgaben auszubilden.

    Ein weiteres wichtiges Thema ist das Gehalt. Die meisten Volontariate werden sehr dürftig vergütet. Das ist ein Problem, das vielen Volontärinnen und Volontären bitter aufstößt. Denn oftmals arbeiten sie selbstständig und eigenverantwortlich an ihren Aufgaben, werden aber wesentlich weniger entlohnt als Kolleginnen und Kollegen, die ähnliche Arbeiten verrichten.

    Für mich: Klare Entscheidung dagegen

    Diese Faktoren haben mich davon überzeugt, kein Volontariat anzustreben. Auf mich macht es nämlich den Eindruck, als ob ausgebildete Fachkräfte für wenig Gehalt Verantwortung übernehmen und dennoch nicht viel tiefer ausgebildet werden als Praktikantinnen und Praktikanten. Ich bin der Meinung, dass sich zunächst die Branchenverbände für eine Standardisierung der Volontariate einsetzen und verbindliche Vorgaben festlegen sollten. Ein solcher Ausbildungsrahmen sollte vorgeben, welche Inhalte vermittelt werden müssen.

    Dabei sollten die ausbildenden Organisationen die Möglichkeit behalten, die Volontariate an die Berufspraxis anzupassen. Ein solches Konzept wird seit Jahrzehnten erfolgreich in der dualen Berufsausbildung gelebt. Es zeigt, dass festgelegte Strukturen und ein gewisses Maß an Flexibilität miteinander vereinbar sind.

    Im nächsten Schritt sollten die ausbildenden Organisationen die Gestaltung der Volontariate professionalisieren. Das bedeutet, dass Strukturen eingeführt, Ziele festgelegt, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten geregelt und eine angemessene Vergütung gezahlt werden. Diese Maßnahmen können dazu beitragen, die Ausbildung des PR-Nachwuchses zu verbessern und den Einstieg ins Berufsleben über ein Volontariat als ernstzunehmende Möglichkeit zu betrachten.

     In ihrer Bachelor-Arbeit erarbeitete Kira Konrad Kriterien für ein Volontariat, das Young Professionals auf dem Weg zur Profession helfen kann. Hier nachzulesen. Selbst hat Kira den Berufseinstieg über Kontakte geschafft. Während ihres Studiums arbeitete sie zwei Jahre als studentische Hilfskraft im Bereich Marketing/Unternehmenskommunikation der Emsländischen Volksbank. So konnte sie Geld verdienen und sich gleichzeitig schon „beweisen“. Nach dem Studium wurde sie in der Abteilung übernommen und arbeitet nun im Bereich Veranstaltungsmanagement und Öffentlichkeitsarbeit.

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