PR-Karrierebarometer im September 2012 zum Gehalt von Einsteigern und Aufsteigern: Wer schlecht zahlt, muss um Mitarbeiter fürchten
Überstunden werden weniger gemacht, als das Klischee besagt – sie lohnen sich finanziell auch kaum. Arbeitgeber müssen um ihre Mitarbeiter fürchten – wenn sie knausern. Und Frauen verdienen in der Kommunikationsbranche fast genauso viel wie Männer – aber nur am Anfang. Das sind zentrale Ergebnisse des Karrierebarometers zum Thema Gehalt. Dafür hatte das PR Career Center im September 2012 gut 300 Young Professionals in der Kommunikationsbranche befragt (hier zur grafischen Übersicht). Was den Berufseinstieg angeht, wird durch die Umfrage ein Klischee bestätigt: Unternehmen bezahlen besser als Agenturen. Im Durchschnitt stehen bei einem Unternehmenskommunikator mit bis zu zwei Jahren Berufserfahrung rund 550 Euro mehr auf dem monatlichen Lohnzettel als bei einem Agenturmitarbeiter (2.507 vs. 1.959 Euro Bruttogehalt). Diese Diskrepanz verringert sich aber im Lauf der Zeit – nach drei bis fünf Jahren ist sie nur noch etwa halb so groß (Unternehmen: 3.064 Euro, Agenturen: 2.759 Euro – alles Durchschnittswerte).
Überstunden machen sich finanziell kaum bemerkbar
Das gängige Vorurteil unzähliger Überstunden wird durch die Umfrage nicht gestützt: Fast zwei Drittel der Befragten leisten maximal fünf Stunden Mehrarbeit pro Woche; nur jeder Zwanzigste kommt auf elf bis 15 Überstunden. Die werden so gut wie nie finanziell vergütet. Jeder Dritte erhält dafür immerhin einen Freizeitausgleich, zwei Drittel müssen auch darauf verzichten.
Was das Fixgehalt angeht, macht sich die Mehrarbeit kaum bemerkbar: Jeweils fünf Überstunden pro Woche bedeuten am Ende des Monats rund 100 Euro mehr auf dem Konto. Zahlt sich Mehrarbeit also gar nicht aus? Das könne man so nicht pauschal sagen, meint Thomas Lüdeke, Geschäftsführer des PR Career Centers: Überstunden scheinen in der Kommunikationsbranche finanziell nur geringe Auswirkungen zu haben, beeinflussen aber womöglich das berufliche Vorankommen.
Für zehn bis 20 Prozent mehr Gehalt würden die meisten wechseln
Vor allem in Agenturen herrscht unter den Einsteigern monetäre Unzufriedenheit: Dort sagen fast zwei Drittel (65,1 Prozent) der Mitarbeiter mit bis zu zwei Jahren Erfahrung „Ich verdiene zu wenig.“ Jeder Fünfte (19,8 Prozent) gibt an, er „werde regelrecht ausgebeutet“. Jeder Sechste (16,3 Prozent) fühlt sich angemessen bezahlt. Das sieht in den Unternehmen etwas anders aus. Hier ist der Anteil derjenigen, die mit ihrem Gehalt zufrieden sind, mit 38 Prozent über doppelt so hoch. Aber auch hier gibt mehr als jeder Zweite (52,9 Prozent) an, dass er zu wenig verdient; neun Prozentfühlen sich ausgebeutet. Diese Zahlen sind vor allem deshalb kritisch, weil für neun von zehn Befragten die Bezahlung wichtig oder besonders wichtig ist“.
Arbeitgeber, die besonders schlecht bezahlen, gehen damit ein hohes Risiko ein, dass ihnen die Mitarbeiter davonlaufen. Gestützt wird diese Einschätzung durch die Antwort der Young Professionals auf die Frage, ob sie für mehr Gehalt den Arbeitgeber wechseln würden – das bejahen fast 90 Prozent. Die kritische Schwelle liegt hier für die meisten Befragten bei zehn bis 20 Prozent.
Frauen und Männer verdienen fast gleich – am Anfang
Auf den ersten Blick scheint in der Kommunikationsbranche fast finanzielle Gleichberechtigung zu herrschen: Männer verdienen in den ersten zwei Berufsjahren etwa vier Prozent mehr als ihre weiblichen Kollegen (2.228 vs. 2.198 Euro; Unternehmen und Agenturen gemittelt). Diese Differenz vergrößert sich aber mit zunehmender Berufserfahrung – nach fünf Jahren und mehr beträgt sie durchschnittlich 44 Prozent. Dazu passt, dass auf den Chefsesseln in der Kommunikationsbranche immer noch merklich mehr Männer als Frauen sitzen.