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Nur Geld, oder was? Eher weniger.
Christin Grawe ist Trainee bei der Düsseldorfer Agentur komm.passion und kann die Aufregung der PR-Studenten und -Studentinnen über die neue Welle der Nachwuchsdebatte verstehen. Genau wie sie wünscht sie sich ein Gehalt, das zum Leben reicht UND angemessene Wertschätzung.
Erst vor kurzem hat Christiane Schulz, Präsidentin des Agenturverbandes GPRA, mit ihrem Statement im PR Journal die Nachwuchsdebatte neu entfacht. Daraufhin hat sie bereits viel Widerspruch erhalten – auch von den studentischen Initiativen der PR-Branche. Doch was erwarten die Studenten oder jungen Berufseinsteiger überhaupt, und was können Unternehmen und Agenturen tun, um junge Talente für sich zu gewinnen?
In Vorbereitung auf das PR-Report Camp am 13. November in Berlin haben sich die Initiativen zum Workshop und gemeinsamen Austausch getroffen – und ich als Berufseinsteigerin, die derzeit ein Traineeship bei komm.passion absolviert, war mit dabei, um eine Perspektive direkt aus dem Agenturalltag mit einzubringen. Natürlich ist auch für mich das Gehalt ein Thema, und selbstverständlich bin ich auch der Meinung, dass Berufseinsteiger und Trainees genug verdienen sollten, um davon leben zu können. Aber die Diskussion allein um die Zahlen trifft den Nagel nicht auf den Kopf – auch wenn 200 Euro mehr natürlich schön sind. Vielmehr zeigt sich: It’s not all about the money.
Bei hitzigen Diskussionen und empörten Meinungsäußerungen wird vor allem eins klar: Hier geht es um Emotionen. Um Emotionen und den Wunsch, wertgeschätzt zu werden. Wertschätzung für mindestens fünf Jahre Studium bei einem Masterabschluss, für unendlich viele Hausarbeiten und Prüfungen, für die Praktika in den Semesterferien. Und eine Seite der Wertschätzung ist eben das Gehalt. Aber nicht nur: Auch standardisierte Traineeabläufe, eine steile Lernkurve, Eigenverantwortlichkeit und spannende Projekte sind ein Teil davon. Und genauso, wie sich die Studenten nicht in einen Topf werfen lassen und es genug von ihnen gibt, die mit Begeisterung, Engagement und praktischen Erfahrungen in den Beruf einsteigen, gibt es auch deutliche Unterschiede im Hinblick darauf, was die Agenturen und Unternehmen bieten. Sicherlich gibt es Agenturen, in denen man als junger Mensch 1.500 Euro verdient, „nur“ Trainee ist und die anspruchslosesten Aufgaben bekommt. Aber es gibt auch das Gegenteil.
Ich verdiene bei komm.passion mehr als den oben genannten Mindestsatz und kann bereits als Trainee eigenverantwortlich Projekte übernehmen, pflege selbst den Kontakt zum Kunden und organisiere mich und mein Team rund um das Projekt. Nur die liegengebliebenen Arbeiten der Anderen übernehmen? Fehlanzeige. Vielmehr erhalte ich Einblicke in die gesamte Projektentwicklung vom Konzept über die Umsetzung bis zur Rechnung. Natürlich kann man das in der Theorie schon in der Uni lernen, aber letztendlich ist doch jedes Projekt und jeder Kunde anders. Und nach der zehnten Abstimmungsschleife noch ruhig zu bleiben oder souverän mit dem Kunden zu verhandeln, lernt man nur im Daily Business und nicht in der Vorlesung. Dass man bei einem Trainee in Bezug auf diese Dinge noch in der „Ausbildung“ steckt, hat da auch manchmal etwas ganz Beruhigendes. Hinzu kommt, dass ein Mentor einem stets zur Seite steht, den Traineeplan mit einem bespricht und die eigenen Ziele für die Zukunft festzurrt. Außerdem kann ich in der Academy, einem Programm mit Seminaren für alle Mitarbeiter, noch praktisches Know-How für den Berufsalltag lernen. Bei diesen Dingen ist das niedrigere Einstiegsgehalt im Vergleich zu anderen Branche dann eben kein Grund, es sein zu lassen, sondern vielmehr ein Investment in die eigene Zukunft.
Nichtsdestotrotz steht fest: Diese Rahmenbedingungen sollten für alle Trainees und Berufseinsteiger gelten und keine Ausnahme am Agentur-Himmel sein. Denn was auch klar ist: Unternehmen und Agenturen, die motivierte Studenten zu sich holen wollen, müssen auch etwas bieten können. Um die Frage zu klären, was Studenten eigentlich wollen und was Agenturen und Unternehmen erwarten, ist ein regelmäßigerer Austausch zwingend notwendig. Denn nur, wenn man sein Gegenüber gut kennt, kann man streiten, diskutieren und etwas ändern. Deshalb freue ich mich, die Debatte beim PR-Report Camp, wo Studenten, Vertreter der Agenturen und Unternehmen und der Verbände aufeinandertreffen, weiter zu verfolgen.