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Neuer Master-Studiengang in Darmstadt: Media, Technology & Society
Professor Thomas Pleil im Interview
Mit dem Sommersemester 2020 ist an der Hochschule Darmstadt der neue Master-Studiengang Media, Technology & Society gestartet. Corona-bedingt finden die Kurse vorerst online statt, das wird auch im Wintersemester so bleiben. Professor Thomas Pleil erklärt im Interview, mit welchen Fragen sich der Studiengang beschäftigt und für welche Berufsfelder er die Studierenden vorbereitet.
Prof. Dr. Thomas Pleil von der Hochschule Darmstadt Herr Pleil, verraten Sie uns zuerst: Für wen eignet sich der Studiengang Media, Technology & Society?
In der ersten Runde sind wir mit 14 Studierenden gestartet, die alle bereits hier bei uns in Darmstadt studiert hatten – entweder Online-Kommunikation oder Online-Journalismus. Media, Technology & Society ist ein englischsprachiger Masterstudiengang, der sich in erster Linie an AbsolventInnen von Medienstudiengängen richtet. In diesen Fächern setzen wir eine Grundausbildung voraus. Je nach Studienvariante – wir bieten einen drei- oder einen viersemestrigen Master an – sind unterschiedlich viele Credits Points nötig. Genaue Infos dazu gibt es hier:
https://mts.mediencampus.h-da.de/Was braucht man sonst noch, um sich zu bewerben?
Neben den Formalia sollen die BewerberInnen uns durch ein kleines Forschungsexposé ihre Interessen zeigen. Zudem ist es gut, wenn man bereits im Medienumfeld gearbeitet hat. Zum Beispiel als PraktikantIn oder WerkstudentIn. Der intensive Austausch zwischen den Sudierenden ist uns sehr wichtig – je mehr praktische Erfahrung jeder einzelne einbringt, desto stärker profitiert der gesamte Jahrgang. Vor diesem Hintergrund haben wir es auch sehr bedauert, dass Studierende aus dem Ausland sich Corona-bedingt in diesem Semester nicht einschreiben konnten. Wir hoffen, dass wir in Zukunft wie geplant auch einen stärkeren internationalen Austausch haben werden.
Mit welchen Fragestellungen befasst sich der Studiengang ganz konkret?
Wir betrachten, welche Auswirkungen neue Technologien auf unsere Gesellschaft haben und wie sie Öffentlichkeit, Medienlandschaft und Kommunikation verändern. Ganz konkret gehören dazu Felder wie Künstliche Intelligenz oder Virtuelle Realität, aber auch politische und philosophische Debatten.
Könnten Sie hier Beispiele nennen?
Ein Wahlmodul befasst sich mit der Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und mit den Anforderungen an am Gemeinwohl
orientierten Journalismus. Ein anderes mit den großen gesellschaftlichen Herausforderungen: soziale Gerechtigkeit, Sicherung der Demokratie und nachhaltiges Leben und der Rolle von Technologie und Medien dabei. So kommen wir auch zu ethischen Diskussionen, in denen die Studierenden ihre Rolle als KommunikatorInnen reflektieren und kritisch hinterfragen. Zum Beispiel: Kann ich als Marketingmensch etwa zu unbegrenztem Konsum aufrufen?Das sind in der Tat große Themen. Aus welchen Bereichen kommen denn die Lehrenden?
Aus Journalismus und PR, aus Marketing und der Informatik, aber auch aus der Pädagogik und dem Bereich Lebenslanges Lernen. So gibt es sehr unterschiedliche Perspektiven auf Themen. Wichtig auch: Wir möchten die Studierenden ermutigen, sich immer weiter zu entwickeln – fachlich wie methodisch. Beispielsweise hat meine Kollegin Pia Sue Helferich das Prinzip Working out Loud (https://www.pr-career-center.com/working-out-loud-jeder-kann-das-mindset-der-digitalen-tranformation-trainieren/) etabliert.
Mit den sogenannten Labs legen Sie einen Schwerpunkt auf das praktische Arbeiten.
Genau. Hier geht es um um aktuelle Fachdiskussionen. Und in den Labs soll ausdrücklich geforscht werden. Die Studierenden können eigene Themen setzen. Zwei Studentinnen haben sich im Sommersemester zum Beispiel dem Thema Wearables gewidmet und anhand von drahtlosen In-Ear-Headphones Beobachtungen samt Interviews durchgeführt. Sie hat interessiert, ob sich durch sie Arbeiten, Freizeit, soziale Kontakte etc. verändern. Für so etwas ist im Bachelor normalerweise kein Platz.
Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Lehre immer auf dem neuesten Stand ist? Gerade bei den Technologien dreht sich die Welt schnell.
Das stimmt. Deshalb ist es uns wichtig, dass wir uns mit den Studierenden unterschiedliche Positionen zu aktuellen Debatten anschauen – und überlegen: Wo kann man als KommunikatorIn andocken? Wir haben zum Beispiel diskutiert, welche Positionen es zur technischen Gestaltung der Corona-App gibt, wie etwa der Chaos Computer Club dazu steht. Oder ob es für eine staatliche Gesundheitsbehörde strategisch sinnvoll und legitim ist, TikTok für Kampagnen zu nutzen. Letztlich gilt für uns wie für die Studierenden die Anforderung, uns auf dem Laufenden zu halten, durch unsere Forschung, aber beispielsweise auch durch soziale Medien und Sammeln eigener Erfahrungen.
Mit welchen Qualifikationen kommen die Studierenden aus dem Master Media, Technology & Society heraus? Wo werden Ihre Absolventen arbeiten?
Unsere Absolventen werden gelernt haben, zu verstehen, welche Auswirkungen neue Technologien und Entwicklungen in Medien und Öffentlichkeit auf unsere Gesellschaft haben. Sie werden ihre Rolle als KommunikatorIn reflektieren und entsprechend Verantwortung für ihre Entscheidungen übernehmen können. Arbeiten können sie damit sowohl in Agenturen und Beratungen als auch in Marketingabteilungen, in den Medien und im Öffentlichen Sektor. Ich sehe sie in Positionen, in denen sie zum Beispiel neue journalistische Konzepte und Formate entwickeln. Auch im Themen Scouting, in der Nachhaltigkeitskommunikation und in allen Schnittstellenpositionen sollten sie gute Chancen haben.