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Mut und Demut – Ein Rückblick auf den Kommunikationskongress 2018
Als eine der BdP-Young-Professionals besuchte die Kommunikationsstudentin Lisa Girard den Kommunikationskongress 2018 in Berlin und nahm wichtige Learnings mit: Als Digital Natives aufgewachsen und sozialisiert, ist es an der jungen Generation, sich beim Thema Digitalisierung einzubringen. Und: Mut ist, Fehler und Unsicherheiten zugeben zu können. Für uns hat Lisa ihre Eindrücke vom Kommunikationskongress 2018 aufgeschrieben – und benannt, was sie sich zusätzlich gewünscht hätte: Diskussionen, in denen die Young Professionals selbst zu Wort kommen, eine Auseinandersetzung mit der Fehlerkultur in PR und Unternehmen – und mehr männliche Zuhörer beim Panel zu Female Empowerment.
PRIHO e.V. auf dem Kommunikationskongress 2018: Lena Totzke, Gastautorin Lisa Girard, Friederike Vees und Christian Schraml
Der erste Kongresstag startete mit einer konventionellen Keynote von der Innovationsforscherin Prof. Dr. Weissenberger-Eibl. Beim Zuhören wurde mir als Digital Native noch bewusster, dass der deutsche Mittelstand auch im Jahr 2018 Angst vor der Digitalisierung hat. An dieser Stelle gestehe ich gern zu: Mutig ist, wer zugeben kann, dass er unsicher ist. Das Thema Digitalisierung und die damit verbundenen Herausforderungen zogen sich durch das gesamte Programm des KK18.
Zu meiner Freude waren neben Dauerbrenner-Themen wie Newsroom oder Storytelling auch innovativere Themen Teil des Programmes: Künstliche Intelligenz und Big Data wurden auch am Rande des Kongresses heiß diskutiert.
Ein Highlight von Tag 1 war die von der Microsoft-Frau Magdalena Rogl moderierte Diskussion zu Corporate Influencern. Das Panel gab einen guten Überblick über die Chancen für PR und Botschafter, jedoch keine neuen Impulse, zum Beispiel zur Professionalisierung der Zusammenarbeit. Auch CEO-Kommunikation war eines der Top-Themen auf dem KK18 – und damit einhergehend der PR-Trendkanal LinkedIn. Gudrun Herrmann von LinkedIn erläuterte jedoch, dass nur jeder zehnte CEO Digitalkompetenzen hat. Als Kommunikator sollte man also den Mut beweisen, nicht jeden Trend mitzumachen.
Anschließend traf man sich zur großartigen Keynote von Neurochirurg Prof. Dr. Peter Vajkoczy wieder im großen Saal. Danach fühlte ich für den Rest des Tages vor allem eines: Demut. Vor dem, was andere tun. Wenn wir als Kommunikatoren Fehler machen, wird schließlich das Leben anderer Menschen in der Regel nicht nachhaltig beeinträchtigt.
Neben unserer Verantwortung im Beruf rückte auch die Verantwortung jedes Einzelnen als Mitglied der Demokratie in den Fokus, wie von Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Harald Welzer in seinem Impuls-Vortrag thematisiert. Diesen Standpunkt vertrat Dunja Hayali eindrucksvoll, die mit uns ihre Mut-Momente teilte: Als sie sich mit Menschen traf, die ihr online Morddrohungen geschickt hatten. Hayali, die täglich bis zu vier Stunden ihre Social Media-Accounts pflegt, appellierte: „Leute, in diesen Zeiten geht es wirklich um etwas!“. Ein eindrucksvolles Schlusswort zum Ende des ersten Tages.
Der zweite Kongresstag begann mit der Keynote von Familienministerin Dr. Franziska Giffey. Ihre Aufforderung, Mut zu fassen und klare Positionen und Botschaften in kurzen, verständlichen Sätzen zu kommunizieren, wurde zu Recht mit Standing Ovations belohnt.
Mein persönliches Highlight des zweiten Tages war die Diskussion zu Female Empowerment in der PR. Eine diversere Gestaltung des Panels mit einem Mix aus Frauen und Männern hätte noch mehr Sichtweisen eröffnet. Dann die Enttäuschung: Von rund 100 Zuhörern waren nur 10 männlich – ein Fakt, den ich als weiblicher Young Professional bedauere.
Ein weiteres Thema, das an Tag 2 in mehreren Panels behandelt wurde, war der Branchen-Nachwuchs. „Catch GenZ“ oder „Millenials im Job“ hießen die Sessions. Was mutig gewesen wäre? Uns als Young Professionals zu diesen Themen zu Wort kommen zu lassen. Zudem haben wir als Young Professionals Angebote vermisst, mit potentiellen Arbeitgebern gezielter in den Austausch treten zu können.
Was kam bei all den vielfältigen Vorträgen zu Mut während des Kongresses zu kurz? Eine Auseinandersetzung mit der Fehlerkultur in PR und Unternehmen. Der Aufforderung mutiger zu sein, kann man eher nachkommen, wenn die Branche beginnt, offener mit Fehlern umzugehen.
Dennoch fühle ich mich nach dem KK18 inspiriert, mich bei allem rund um Digitalisierung noch stärker einzubringen – bei diesem Thema sind wir Young Professionals im Kopf einfach einen Schritt weiter. Lassen wir es nicht zu, dass die Branche unsere Generation wie von Harald Welzer postuliert, als farblose Ja-Sager sieht. Ich kann jedem Young Professional nur ans Herz legen: Ergreift die Chance den Kommunikationskongress zu besuchen, ausgiebig zu Netzwerken und unsere Stärken noch mutiger zu zeigen.
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