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Kommunikateure, verlasst eure kleine Welt und denkt unternehmerisch!
Von Thomas Lüdeke
Die Welt ist voller Widersprüche. Das Selbstvertrauen in der Branche ist hoch, die Zufriedenheit hingegen sinkt – das ist die Kernaussage des aktuellen PRCC-Karrierebarometers. Wie kann das zusammenpassen?
In der Wissenschaft spricht man von der Selbstwirkung bzw. der Selbstwirksamkeitserwartung. Und diese ist laut Studie bei den Kommunikationsexperten sehr gut ausgeprägt. Soweit so nachvollziehbar. Schließlich sind Kommunikateure Wirkungsprofis – warum sollten sie ihre Expertise nicht bei sich selbst zur Anwendung bringen? Und tatsächlich bestätigt mir auch die Praxis in der Personalberatung: Kommunikationsexperten sind sich ihrer Bedeutung ziemlich sicher.
Aber woher die Unzufriedenheit? Eine Komponente der Selbstwirksamkeitserwartung ist die Annahme, man könne als Person gezielt Einfluss auf die Dinge und die Welt nehmen. Kommunikationsexperten wollen diese Aussage für ihre Arbeit bestätigt wissen. Die Praxis aber zeigt oft, dass Entscheidungen dann doch an anderer Stelle gefällt werden und Kommunikation oft nur als Beiwerk oder bestenfalls als Entscheidungsvorbereitung gesehen wird. Status quo in der Wirtschaft ist: Das Bewusstsein für die Bedeutung professioneller Kommunikation – intern oder extern – wächst, aber es gibt noch viel Luft nach oben.
Sich zu rechtfertigen hilft auf dem Weg dahin allerdings nur begrenzt. Kommunikationsprofis würde es helfen, stärker aus der Sicht ihrer persönlichen und direkten Kommunikationspartner zu denken: das sind die Fachabteilungen im Unternehmen, der Vorstand, die Geschäftsführung und natürlich Unternehmer. Ihre Sichtweise unterscheidet sich oft, zum Beispiel was Erwartungen an die Arbeit angeht: Oft definieren Sie Ergebnisse anders als ihre Kollegen aus der Kommunikation. Dann diskutiert man nicht über den Artikel oder die kreative Geschichte, sondern die resultierenden Verkaufszahlen. Oder statt über das Mitarbeiterevent über das Image der Geschäftsführung. Und in Zukunft vermutlich immer öfter über die Anzahl von Bewerbern, statt über die 30jährige Unternehmenszugehörigkeit eines Mitarbeiters.
Ich glaube, dass Kommunikateure manches Mal zu stark auf ihre Kommunikationswelt fokussiert sind und zu wenig unternehmerisch denken. Wir brauchen nicht nur perfekte Konzeptioner, Schreiber und Digitalexperten – wir brauchen vor allem Leute mit Kenntnissen in verschiedensten Themengebieten gepaart mit solider Kompetenz in professioneller Kommunikation. Also den BWLer, den Chemiker, den Juristen und so weiter. Doch diesen fehlt oft der Zugang in die Kommunikation.Link zum Karrierebarometer: https://www.pr-career-center.com/karriere-tipps-publikationen/branchenumfrage-karrierebarometer/
Thomas Lüdeke ist Geschäftsführer der PRCC Personal- und Unternehmensberatung GmbH, Düsseldorf und Mitglied des Bundesvorstands der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG) e.V., Berlin.