Fränzi Kühne, TLGG GmbH
DER STECKBRIEF
Name + Alter: Fränzi Kühne, 33 Jahre
Aktuelle Position: Gründerin und Geschäftsführerin TLGG GmbH
Personal- und Budgetverantwortung: Als Geschäftsführerin für mehr als 120 Mitarbeiter und mittelbar für die Agenturfinanzen verantwortlich.
Frauenanteil unter den Mitarbeitern: 52 %
DAS INTERVIEW
PR Career Center: Wie alt waren Sie, als Sie Ihren ersten Job mit Führungsverantwortung bekommen haben, und was war das für eine Stelle?
Fränzi Kühne: Das begann mit einem klassischen Studentenjob, eine Stelle im Eventcatering. Wir sind zum Beispiel mit der Formel 1 um die Welt gereist und haben verschiedene nationale und internationale Sport-Events betreut. Und mit einem „Fränzi, mach das mal“ war ich dann plötzlich für andere verantwortlich, im Lead für internationale Teams, mit 23 und eigentlich ohne Erfahrung. In dieser Position – mit stetig wachsender Verantwortung und immer größeren Teams – war ich dann zwei Jahre. Dann begann auch schon das Kapitel TLGG.
PR Career Center: Was hat Ihnen auf Ihrem Karriereweg besonders geholfen, auf Spitzenpositionen zu kommen?
Fränzi Kühne: Tatsächlich war dieser Nebenjob sehr wichtig, weil er mich in einem idealen, geschützten Umfeld an Führung herangeführt hat. Alles war immer gefühlt eine Nummer zu groß, aber dann doch zu meistern, weil man mit neuen Aufgaben eben doch wächst. Ich habe über Teams und Menschen viel gelernt, und natürlich auch über mich: Dass ich für Fehler geradestehen muss, um aus ihnen zu lernen. Und dass mir große Herausforderungen einfach auch großen Spaß machen.
Nebenbei habe ich ja auch noch Jura studiert. Die strukturierte Arbeitsweise und das logische Herangehen an komplexe Sachverhalte, die dort geschult wurden, helfen mir auch heute noch.
Und der dritte wesentliche Faktor liegt sicher in meiner Natur: Grundlegend positiv und optimistisch, empathisch und immer mit einer gewissen Leichtigkeit an die Dinge heranzugehen hilft sicherlich dabei, Verantwortung zu tragen und auch schwierige Aufgaben zu meistern, ohne sich zu verschleißen.
PR Career Center: Haben Sie das Gefühl, dass Sie für diese Karriere persönlich viel opfern mussten?
Fränzi Kühne: Ganz kurz und knapp: Überhaupt nicht. Was natürlich auch daran liegt, dass berufliche und persönliche Interessen immer eng verbunden waren. Das Unternehmen, in dem ich führe, habe ich gemeinsam mit Freunden gegründet, mit denen mich viel verbindet. Und wir arbeiten jeden Tag an Themen, die mir auch persönlich und neben TLGG etwas bedeuten.
Mein Privatleben ist erfüllt und seit März spiele ich ein neues Level mit zwei Babys: TLGG und Baby Luzie.
PR Career Center: Glauben Sie, dass es für Frauen in Kommunikationsberufen leichter ist, Karriere zu machen, als in anderen Arbeitsfeldern oder Branchen, und wenn ja, woran liegt das?
Fränzi Kühne: Das glaube ich nicht, nein. Wir sehen auch in unserer Branche überwiegend Männer in Spitzenpositionen und konnten uns bislang auch nicht ganz frei davon machen: Trotz eines recht konstanten 50/50-Verhältnis der TLGG-Belegschaft ist unser Board auch überwiegend männlich besetzt. Wobei wir mit 5:3 immerhin nur knapp am Gleichstand vorbei sind.
PR Career Center: Wie setzen Sie sich in reinen Männerrunden durch? Was ist Ihr ‚Trick‘?
Fränzi Kühne: Auch wenn in der Geschichte und dem Umfeld der Agentur ‚Männerrunden‘ überwiegen, bin in dort eigentlich nicht anders als anderswo. Inhaltlich vorbereitet, zurückgenommen, mit klugen Argumenten, das Gegenüber wertschätzend und mit einem Talent zum Zuhören gehe ich auch da ins Gespräch.
Generell sind Gespräche weniger nach Geschlechtern strukturiert, das hängt eher von anderen Faktoren als männlich/weiblich ab: Kunde/Dienstleister, Inhaber/Angestellter, da sind die Unterschiede festzustellen.
PR Career Center: Haben Sie den Eindruck, dass es genug führungswilligen weiblichen Nachwuchs in der Kommunikation gibt oder könnte man hier noch stärker motivieren, mehr Anreize schaffen oder ähnliches?
Fränzi Kühne: Das Schaffen von Anreizen scheint mir weniger wichtig als das Abbauen von Barrieren. In vielen Branchen und Unternehmen wird Frauen noch immer das Gefühl gegeben, sie müssten sich zwischen Familie und Karriere entscheiden. Geschlechterrollen sind häufig noch wichtig und Frauen werden auch anders behandelt als Männer.
Wir sind in der glücklichen Situation, dass das Geschlechterverhältnis bei TLGG von Anfang an immer ausgewogen war, ohne dass wir bewusst nachjustiert hätten. Wer hier Willen und Potenzial zeigt, wird dann auch entsprechend gefördert. Und auch Elternzeit und Familie sind bei uns kein reines Frauenthema. Bei uns nehmen sich auch Väter aus dem Geschäftsalltag raus – und das auch für mehr als die obligatorischen zwei Monate.
PR Career Center: Möchten Sie dem (weiblichen) PR-Nachwuchs noch einen Ratschlag mit auf den Weg geben?
Fränzi Kühne: Vielleicht bin ich in diese Rolle viel zu natürlich und automatisch hineingewachsen, als dass ich davon irgendwelche goldenen Regeln ableiten könnte. Sei, wer du bist. Tu, was du gut kannst. Steh zu deinen Talenten. Vermeide Verbissenheit. Denk nicht so viel übers Geschlecht nach.
„Führung“ ist ja oft noch ein sehr männlich geprägtes Konzept, und mir begegnen oft Frauen, die ihren Führungsanspruch dann mit maskulinem Alpha-Auftreten vertreten. Ich glaube, dass es auch anders funktionieren kann. Ich würde mir wünschen, dass es häufiger anders funktioniert.
Veröffentlicht am 28.04.2016.