Christiane Schulz, Weber Shandwick

DER STECKBRIEF

Name + Alter: Christiane Schulz, 47 JahreChristiane Schulz, CEO Weber Shandwick Deutschland, beim Inspiration Lunch

Aktuelle Position: Chief Executive Officer Weber Shandwick Deutschland

Personalverantwortung: 135 Mitarbeiter

Frauenanteil unter den Mitarbeitern: 72%

DAS INTERVIEW

PR Career Center: Wie alt waren Sie, als Sie Ihren ersten Job mit Führungsverantwortung bekommen haben, und was war das für eine Stelle?

Christiane Schulz: Meinen ersten Job bekam ich mit 26 Jahren als Volkswirtschaftliche Referentin im Vorstandssekretariat der Landeskreditbank Baden-Württemberg. In der Position hatte ich frisch von der Uni weg eine Assistentin sowie einen Praktikanten und damit unmittelbar Führungsverantwortung. Ich muss jedoch zugeben, dass ich das damals so nicht reflektiert habe.

Nach diesem ersten Job bin ich dann mit 29 Jahre auf Agenturseite gewechselt. Dort habe ich mit 30 die Verantwortung für einen unserer damals größten Kunden aus dem Finanzsektor bekommen und damit einher die Verantwortung für das dazugehörige Team.

PR Career Center: Was hat Ihnen auf Ihrem Karriereweg besonders geholfen, auf Spitzenpositionen zu kommen?

Christiane Schulz: Es war bei mir nie so, dass ich eine besondere oder spezielle Positionen angestrebt habe. D.h., ich habe meine Karriere nicht irgendwie geplant oder gezielt verfolgt. Mein Job hat mir immer viel Spaß gemacht und ich konnte mich immer mit meinen Ideen bei meinen Chefs einbringen. So hatte ich stets die Chance mich weiterzuentwickeln und damit auch einen Beitrag zur Weiterentwicklung unserer Agentur zu leisten. In dem Kontext haben sich dann immer wieder neue berufliche Möglichkeiten geboten, die ich als Chance genutzt habe.

Was mir vermutlich am meisten geholfen hat, sind meine Neugier auf Neues und die Offenheit Dinge auszuprobieren.

So habe ich immer viele Business Bücher gelesen. Am liebsten die, die im Rahmen von Geschichten Wissen vermittelt haben, z.B. „Der Termin“ von Tom DeMarco. Die Bücher haben mich meistens so inspiriert, dass ich es immer gleich im Job und an meinen Mitarbeitern ausprobiert habe. Vor rund acht Jahren habe ich dann eine Fortbildung zum systemischen Business Coach gemacht. Das hat sehr geholfen mich noch besser kennenzulernen. Es hat mir aber auch Instrumente an die Hand gegeben, die ich heute noch bei Mitarbeitern und auch Kunden einsetze.

Besonders viel zum Thema Balance und Achtsamkeit habe ich im Rahmen von Zen-Meditation gelernt. Hiervon profitiere ich auch sehr in meinem Job.

Das sind nur ein paar Dinge, die bestimmt einen großen Einfluss auf meinen Entwicklungsweg hatte.

PR Career Center: Haben Sie das Gefühl, dass Sie für diese Karriere persönlich viel opfern mussten?

Christiane Schulz: Nein, ich habe nicht das Gefühl etwas geopfert zu haben.

PR Career Center: Glauben Sie, dass es für Frauen in Kommunikationsberufen leichter ist, Karriere zu machen, als in anderen Arbeitsfeldern oder Branchen, und wenn ja, woran liegt das?

Christiane Schulz: Schwer zu sagen. An dieser Stelle empfehle ich das Buch „Lean In“ von Sheryl Sandberg, die darin sehr wissenschaftlich darstellt, warum wir nicht mehr Frauen in Führungspositionen sehen und was die Herausforderungen hierbei sind. Die Gründe sind sehr vielschichtig. Im Rahmen eines Harvard Business Experiments kam beispielsweise heraus, dass sowohl Frauen, als auch Männer erfolgreichen Frauen mehr negativere Attribute zuordnen als erfolgreichen Männern, weil wir einfach alle über die Zeit so sozialisiert wurden. Das ist ganz schön erschreckend.

In der Kommunikationsbranche sind definitiv mehr Frauen als Männer tätig. Allerdings spiegelt sich dieses Verhältnis nicht in den Führungspositionen in der Branche wider. Somit würde ich sagen, dass es nicht leichter ist.

Wenn ich es jetzt allerdings nur aus meiner persönlichen Perspektive betrachte, kann ich sagen, dass ich es nie als schwierig empfand mich weiterzuentwickeln. Möglichkeiten gab es immer.

Mit Blick auf den zunehmenden Mangel an wirklich guten Führungskräften glaube ich, dass es auch weiterhin viel Potenzial für Frauen in Führungspositionen in der PR-Branche gibt.

PR Career Center: Wie setzen Sie sich in reinen Männerrunden durch? Was ist Ihr ‚Trick‘?

Christiane Schulz: Die erste Frage ist doch, muss ich mich durchsetzen? Oder wie genau erreiche ich meine Ziele oder Interessen? Ich glaube, dazu muss man sich nicht unbedingt durchsetzen, sondern man muss erst mal richtig verstehen, welche Interessen die „Männer“ haben und dann überlegen, wie in dem Kontext eine gute Lösung aussehen würde.

Es gibt allerdings eine Sache, die bei Männern wirklich anders ist, als bei uns Frauen. Sie holen anders Luft wenn sie sprechen. Wenn ich als Frau in einer intensiven Diskussionsrunde zu Wort kommen möchte, dann bleibt mir nichts anderes übrig als den anderen ins Wort zu fallen. Das gilt allgemein als unhöflich, allerdings führt hier Höflichkeit dazu, dass ich als Frau nicht zu Wort komme.

PR Career Center: Haben Sie den Eindruck, dass es genug führungswilligen weiblichen Nachwuchs in der Kommunikation gibt oder könnte man hier noch stärker motivieren, mehr Anreize schaffen oder ähnliches?

Christiane Schulz: Ich glaube, wir brauchen mehr weiblichen Nachwuchs und ich glaube auch, dass dieser aktiv gefördert und gefordert werden muss. Ich gebe aber auch gerne zu, dass ich das erst verstanden habe, nachdem ich „Lean In“ gelesen habe. Wir werden daher ein spezielles Ausbildungsprogramm anbieten, um unsere Mitarbeiterinnen mit Interesse an Führung gezielt zu fördern.

Mehr Frauen in Führungspositionen heißt aber auch, Männern mehr Möglichkeiten einzuräumen, sich um die Familie zu kümmern.

PR Career Center: Möchten Sie dem (weiblichen) PR-Nachwuchs noch einen Ratschlag mit auf den Weg geben?

Christiane Schulz: Ich bin fest davon überzeugt, dass wir nur wirklich gut in den Dingen sind, die uns auch viel Spaß machen, und davon sollte sich jeder auf seinem persönlichen Weg leiten lassen. Ich glaube daran, dass wir unseren Weg selbst gestalten können – dafür muss man sich jedoch aktiv einbringen. Nicht jeder ist dazu bereit, daher ist die ehrliche Selbstreflektion wichtig. Das gilt ganz besonders für die Frage „Möchte ich führen?“ und die Reflektion darüber, was alles mit dem Thema Führung verbunden ist. Das sind nicht immer nur positive Aspekte.

Für mich bedeutet Führung Weiterentwicklung – für Mitarbeiter, für uns als Agentur und somit für mich. Das bereitet mir Freude und ich finde es sehr motivierend. Ich würde mich freuen, wenn dieses Interview Frauen dazu motiviert, sich für einen Weg zu entscheiden, weil er ihnen Freude macht.

Veröffentlicht am 04.04.2016.

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