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  • 20. Mai 2016

    Interview-Serie “Frauen in Führungspositionen” mit Bianca Eichner

    Neuer Beitrag in unserer Serie “Frauen in Führungspositionen”. Bianca Eichner, Vice President Germany im internationalen Agenturnetzwerk Waggener Edstrom Worldwide Inc. (WE), hat unseren Fragebogen beantwortet:

    DER STECKBRIEF

    Name + Alter: Bianca Eichner, 35 Jahre

    Aktuelle Position: General Manager & VP Germany bei WE Communications Deutschland

    Personal- und Budgetverantwortung: 15 Mitarbeiter

    Frauenanteil unter den Mitarbeitern: 50%

    DAS INTERVIEW

    PR Career Center: Wie alt waren Sie, als Sie Ihren ersten Job mit Führungsverantwortung bekommen haben, und was war das für eine Stelle?

    Bianca Eichner: Schon während meiner Ausbildung in einer Werbeagentur habe ich sehr schnell Führungs-, Budget- und Teamverantwortung bekommen. Ich war damals 19, muss aber heute selbstreflektiert sagen, dass ich nicht wirklich ein guter Teamlead war. Ich habe in den letzten 16 Jahren viel gelernt und lerne noch heute täglich dazu. Zum einen natürlich durch leider schlechte, aber Gott sei Dank auch durch gute „Vorbilder“: „So will ich es später nicht machen!“ oder „Das fand ich gut! Das merke ich mir!“ Und von ehrlichen und konstruktiven Kollegen habe ich viel lernen dürfen. Wenn man ernsthaft zum Feedback einlädt und es auch bekommt, ist das die beste Entwicklungschance, die man haben kann.

    PR Career Center: Was hat Ihnen auf Ihrem Karriereweg besonders geholfen, auf Spitzenpositionen zu kommen?

    Bianca Eichner: „Work hard and be nice to people!“ Das verfolge ich mein ganzes berufliches Leben lang. Danach zu handeln, hat mir auf meinem Weg immer geholfen. Und ich höre gut zu. Wirklich gute Führung fängt für mich damit an, ganz genau zu verstehen, was der Knackpunkt ist. Dann erst können richtige und effektive Lösungen entwickelt werden. Neugier, Passion und Mut gehören für mich unabdingbar ebenfalls zu den Eigenschaften, die ich als Führungskraft lebe. Ich bin immer auf der Suche nach neuen Ansatzpunkten, um Dinge einfach anders und/oder besser zu machen.

    Eine wirklich fast schon existentielle Erkenntnis was das Thema „Erfolg und Hierarchie“ angeht, hatte ich für mich erst vor ein paar Jahren. Karriere und berufliches Fortkommen definiere ich nicht über Hierarchien und wie schnell man auf welche Stufe der Karriereleiter aufsteigt. Für mich geht es um die Wirkung, die ich mit meiner Arbeit habe. Dabei geht es aber um mehr als nur mich: Da geht es um das gesamte Team, Kunden, Agentur und auch meine Vorgesetzten.

    PR Career Center: Haben Sie das Gefühl, dass Sie für diese Karriere persönlich viel opfern mussten?

    Bianca Eichner: Das ist vermutlich die einfachste Frage in diesem Interview. Definitiv nein. Klar, ich arbeite viel, mit hoher Intensität und manchmal empfinde ich meinen Job auch als grenzwertig anstrengend. Aber wenn Passion, Neugier und Mut zusammenkommen, ist der Gestaltungsspielraum durch eine Führungsposition gepaart mit dem Vertrauen der Kollegen, Kunden und der eigenen C-Suite, ein guter Motor, der Großes möglich macht und sinnstiftend wirkt.

    PR Career Center: Glauben Sie, dass es für Frauen in Kommunikationsberufen leichter ist, Karriere zu machen, als in anderen Arbeitsfeldern oder Branchen, und wenn ja, woran liegt das?

    Bianca Eichner: In der Kommunikationsbranche sind wohl insgesamt mehr Frauen als Männer tätig. Führungspositionen sind jedoch häufig dennoch von Männern bekleidet. Also nein, ich würde sagen, dass es für Frauen in Kommunikationsberufen nicht leichter ist, Karriere zu machen.

    PR Career Center: Wie setzen Sie sich in reinen Männerrunden durch? Was ist Ihr ‚Trick‘?

    Bianca Eichner: Meine Erfahrung ist, dass es – ehrlich gesagt – keines Tricks bedarf, um mich in reinen Männerrunden durchzusetzen. Ich sehe beim „Durchsetzen“ auch keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Es gilt für mich in jedem Fall: Gut vorbereitet zu sein und mit überzeugenden Argumente aufzuwarten, was Vorteile und Nutzen für das Gegenüber betrifft. Man darf natürlich auch nicht schnell einknicken, sondern muss an dem, was man gerade braucht/will dran bleiben. Das hat auch etwas mit Haltung zu tun. Gut zuhören und die Bedürfnisse, Argumente des Gegenüber zu verstehen und ernst nehmen, ist mir ein großes Anliegen. Wenn Sie also doch nach einem Trick fragen, dann ist „Zuhören und Reflektion“ am ehesten mein Trick zum Erfolg.

    PR Career Center: Haben Sie den Eindruck, dass es genug führungswilligen weiblichen Nachwuchs in der Kommunikation gibt oder könnte man hier noch stärker motivieren, mehr Anreize schaffen oder ähnliches?

    Bianca Eichner: Ich denke, wir brauchen mehr weiblichen Nachwuchs und auch, dass dieser aktiv gefördert und gefordert werden muss.

    Ob es jetzt eine Frauen-Quote sein muss? Ich selbst bin hin- und hergerissen. Einerseits glaube ich an das Leistungsprinzip, andererseits glaube ich aber auch, dass Frauen manchmal einen kleinen Schubs gebrauchen könnten, um nach oben zu kommen und sich dort dann zu entfalten.

    Ich selbst versuche, als Role Model sichtbar zu sein: Ich gehe an Universitäten und fördere und fordere unsere ‚eigenen‘ Frauen. Aber das ist aus meiner Sicht noch nicht genug.

    Das war noch einmal ein guter Denkanstoß, herzlichen Dank.

    Mehr Frauen in Führungspositionen heißt aber auch, Männern mehr Möglichkeiten einzuräumen, sich um die Familie zu kümmern.

    Wir brauchen nach wie vor in Deutschland ein stärkeres Bewusstsein, dass Männer auch zuhause bleiben können und vor allem dürfen. Ideal wäre aber doch, wenn beide Partner arbeiten und sich die Familienarbeit teilen könnten. Es bringt meines Erachtens nichts, nur die Rollen zu tauschen und zu sagen, jetzt ist der Mann derjenige, der zuhause bleibt und beruflich ins Hintertreffen gerät oder seine Karriere aufgibt. Da muss sich am Ende aber nicht nur das Paar einig sein, das muss auch gesellschaftlich etabliert werden. Und wir brauchen Vorbilder für die nächste Generation – auf beiden Seiten. Frauen, die Karriere machen. Aber auch Männer, die zuhause bleiben.

    PR Career Center: Möchten Sie dem (weiblichen) Kommunikations-Nachwuchs noch einen Ratschlag mit auf den Weg geben?

    Bianca Eichner: Neugier. Definitiv Neugier. Es wird immer kolportiert, dass „man sich aus seiner Komfortzone bewegen“ müsse. Das stimmt tatsächlich auch. Aber man muss sich immer dabei beobachten, ob es einem gut tut oder nicht. Es ist ganz einfach zu eruieren: Wenn es einem am Ende Spaß macht, dann ist es gut. Und für mich war neben dem Spaß immer noch ein wichtiger Indikator: Ist das, was ich gerade tue, sinnstiftend? Und wenn beides nicht zutraf, dann habe ich etwas verändert. und damit bin ich bis heute gut gefahren.

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