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»Ich verachte Agenturen, die Berufseinsteiger mit 1.600 Euro abspeisen!«
Interview mit Daniel J. Hanke, Vorstand Klenk & Hoursch
Studienabschlüsse, Persönlichkeitsmerkmale, Einstiegsgehalt – in ihrer Masterarbeit an der LMU München untersucht Kerstin Kruppok die aktuellen Anforderungen von Unternehmen und Agenturen an den Kommunikationsnachwuchs: Was wird gefordert, was hat sich geändert und was bringt die Zukunft? Aus ihrem Interview mit unserem Vorstand Daniel J. Hanke haben wir die spannendsten Fragen und Antworten verbloggt. Heute: Lebenslauf, Kompetenzen und Gehalt.
Klenk & Hoursch ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Ihr habt viele neue Leute eingestellt, auch viele Berufseinsteiger. Wie sieht der perfekte Lebenslauf aus?
Den gibt es tatsächlich! Der ist aber bei jeder Bewerbung etwas anders. Ein Großteil unserer Berufseinsteiger gehört zur Kategorie Contemporary Classic: Die packen einen Master in Leipzig, Mainz, Hannover, München, Darmstadt oder an der Zeppelin Universität auf ihren Bachelor. Dazu zwei Fremdsprachen und relevante Praxiserfahrung im In- und Ausland. Mich interessiert auch immer die Abschlussarbeit. Denn da stecken oft Herzblut und intrinsisches Interesse drin. Von beidem brauchen wir viel in unserem Job.
Das klingt nach Mainstream auf höchstem Niveau und auch ein bisschen elitär…
Uniabschlüsse, Praktikumszeugnisse, Sprachzertifikate sind nun mal eine harte Währung, aber in der Spitze natürlich nicht differenzierend. Deshalb versuchen wir in unserem zweistufigen Bewerbungsprozess mit Test, Interviews und Brainstorming mit einem Kundenteam etwas ganz Entscheidendes herauszufinden: das Beraterpotenzial. Wie geht dieser Mensch an eine typische Fragestellung von Kunde X heran? Schaut sie über den PR-Tellerrand? Kann sie andere von ihrer Analyse überzeugen und von ihrer Idee begeistern? Und: Wie interagiert sie mit den anderen im Raum? Ist das eine echte Teamplayerin?
Das klingt sehr aufwändig, fast wie in einer Unternehmensberatung…
Unsere Erfahrung ist: Wenn beide Seiten zwei halbe Tage ins Kennenlernen investieren und dann »Ja« zueinander sagen, gibt es in der Probezeit so gut wie keine negativen Überraschungen.
Welche Fachkompetenzen spielen für Klenk & Hoursch bei Berufseinsteigern eine Rolle?
Aus dem Studium sollten Young Professionals das methodische Grundwissen über erfolgreiche Kommunikation in der digitalen Ära mitbringen sowie punktuelle Expertise aus ihren Abschlussarbeiten. Zum Beispiel zu Themen wie Kommunikations-Controlling, Employer Branding, Digital Workplace oder Kampagnen-Planung. Von den Praktika erwarten wir Grundfertigkeiten in Bezug auf Text, Bild und Bewegtbild. Was wir nicht erwarten: Dass hier komplette Consultants, Edelfedern und Workshop-Regenmacher anfangen. Darum kümmern wir uns mit mehreren tausend Stunden interner und externer Weiterbildung pro Jahr.
Ein großer Streitpunkt in der Branche ist ja immer wieder die Bezahlung, gerade bei Berufseinsteigern. Wie macht das Klenk & Hoursch?
Das ist bei uns ganz einfach: Berufseinsteiger starten mit einem Bruttojahresgehalt zwischen 28.000 und 30.000 Euro. Also 2.300 bis 2.500 Euro im Monat. Dazu kommt am Ende jedes vollen Jahres ein erfolgsabhängiger Bonus und mit wachsender Berufserfahrung natürlich auch die entsprechenden Gehaltserhöhungen.
Der kleine Spielraum ist dann Verhandlungsgeschick?
Nein, der hat weniger mit Verhandlungsgeschick als mit besonderen Qualifikationen zu tun: Von der dritten Fremdsprache oder Programmierkenntnissen über praktische Erfahrung im digitalen Marketing oder Community Management bis hin zu relevanten Qualifikationen wie Design Thinking Coach, Scrum Master, Final-Cut-Pro- oder Typo-3-Heavy-User. Das hat für uns einen Wert und für den bezahlen wir auch.
Was haltet Ihr von einem Volontariat als Berufseinstieg?
Ehrlich gesagt: Nix! Es sei denn, eine Agentur hat 300 Mitarbeiter, fünf Standorte und neben Kommunikation auch Marketing, Event und ähnliche Stationen zu bieten. Das sind aber nicht viele. Bei allen anderen ist das eine reine Geldspar-Maßnahme. Agenturen, die für ein Schein-Volontariat auch noch 1.600 Euro brutto zahlen, verachte ich. Da kann man entweder an vielen anderen Ecken zuerst sparen, bevor man den Berufseinsteigern die Luft abschnürt. Oder man sollte aufhören, sich seriöse Projekte mit einem unseriösen Durchschnittsstundensatz von 90 Euro zu erpitchen.
Das Argument ist ja immer, dass Young Professionals viel lernen (müssen) und deshalb erst mal weniger verdienen…
Ach, ich sag mal so: Hier in München haben in den letzten Monaten drei Absolventinnen angefangen. Die eine hat in ihrer vierten Woche einen Positioning Workshop mit mir vorbereitet und die Hälfte selbst moderiert. Die andere hat in Woche sechs an einer kniffeligen Corporate Story mitgetextet und in Woche acht bei einem Pitch präsentiert. Die dritte hat keinen Monat gebraucht, um auf einem wirklich komplexen internationalen Mandat die wesentliche Abstimmung im Bereich Media Relations selbst mit dem Kunden vorzunehmen. Da käme ich mir als Arbeitgeber mit einem Angebot von 1.600 Euro echt schäbig vor.
Diskutieren Sie mit: Welche Erwartungen haben Sie an Berufseinsteiger? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Welche Herausforderungen sehen Sie?
Morgen in Teil 2: Welche persönlichen Eigenschaften sollten Berufseinsteiger mitbringen? Welche Schwächen in der aktuellen Ausbildung gibt es? Was sind die Knackpunkte für einen gelungenen Berufseinstieg?