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  • 4. August 2015 Klenk & Hoursch

    »Ich verachte Agenturen, die Berufseinsteiger mit 1.600 Euro abspeisen!«

    Inter­view mit Daniel J. Hanke, Vorstand Klenk & Hoursch

    Studienabschlüsse, Persön­lichkeits­merkmale, Einstiegs­gehalt – in ihrer Master­arbeit an der LMU München untersucht Kerstin Kruppok die aktuellen Anforderungen von Unter­nehmen und Agenturen an den Kommunikations­nachwuchs: Was wird gefordert, was hat sich geändert und was bringt die Zukunft? Aus ihrem Inter­view mit unserem Vorstand Daniel J. Hanke haben wir die spannendsten Fragen und Antworten verbloggt. Heute: Lebens­lauf, Kompetenzen und Gehalt.

    Klenk & Hoursch ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Ihr habt viele neue Leute eingestellt, auch viele Berufs­einsteiger. Wie sieht der perfekte Lebens­lauf aus?

    Den gibt es tatsächlich! Der ist aber bei jeder Bewerbung etwas anders. Ein Großteil unserer Berufs­einsteiger gehört zur Kategorie Contemporary Classic: Die packen einen Master in Leipzig, Mainz, Hannover, München, Darmstadt oder an der Zeppelin Universität auf ihren Bachelor. Dazu zwei Fremd­sprachen und relevante Praxis­erfahrung im In- und Ausland. Mich interessiert auch immer die Abschluss­arbeit. Denn da stecken oft Herzblut und intrinsisches Interesse drin. Von beidem brauchen wir viel in unserem Job.

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    Das klingt nach Mainstream auf höchstem Niveau und auch ein bisschen elitär…

    Uniab­schlüsse, Praktikums­zeugnisse, Sprach­zertifikate sind nun mal eine harte Währung, aber in der Spitze natürlich nicht differenzierend. Deshalb versuchen wir in unserem zweistufigen Bewerbungs­prozess mit Test, Interviews und Brain­storming mit einem Kunden­team etwas ganz Entscheidendes heraus­zufinden: das Berater­potenzial. Wie geht dieser Mensch an eine typische Frage­stellung von Kunde X heran? Schaut sie über den PR-Teller­rand? Kann sie andere von ihrer Analyse überzeugen und von ihrer Idee begeistern? Und: Wie interagiert sie mit den anderen im Raum? Ist das eine echte Team­playerin?

    Das klingt sehr aufwändig, fast wie in einer Unternehmens­beratung…

    Unsere Erfahrung ist: Wenn beide Seiten zwei halbe Tage ins Kennen­lernen investieren und dann »Ja« zueinander sagen, gibt es in der Probezeit so gut wie keine negativen Überraschungen.

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    Welche Fachkompetenzen spielen für Klenk & Hoursch bei Berufs­einsteigern eine Rolle?

    Aus dem Studium sollten Young Professionals das methodische Grund­wissen über erfolgreiche Kommuni­kation in der digitalen Ära mitbringen sowie punktuelle Expertise aus ihren Abschluss­arbeiten. Zum Beispiel zu Themen wie Kommunikations-Controlling, Employer Branding, Digital Workplace oder Kampagnen-Planung. Von den Praktika erwarten wir Grund­fertigkeiten in Bezug auf Text, Bild und Bewegtbild. Was wir nicht erwarten: Dass hier komplette Consultants, Edelfedern und Workshop-Regenmacher anfangen. Darum kümmern wir uns mit mehreren tausend Stunden interner und externer Weiter­bildung pro Jahr.

    Ein großer Streitpunkt in der Branche ist ja immer wieder die Bezahlung, gerade bei Berufs­einsteigern. Wie macht das Klenk & Hoursch?

    Das ist bei uns ganz einfach: Berufs­einsteiger starten mit einem Brutto­jahresgehalt zwischen 28.000 und 30.000 Euro. Also 2.300 bis 2.500 Euro im Monat. Dazu kommt am Ende jedes vollen Jahres ein erfolgs­abhängiger Bonus und mit wachsender Berufs­erfahrung natürlich auch die entsprechenden Gehalts­erhöhungen.

    Der kleine Spielraum ist dann Verhandlungs­geschick?

    Nein, der hat weniger mit Verhandlungs­geschick als mit besonderen Qualifi­kationen zu tun: Von der dritten Fremd­sprache oder Programmier­kenntnissen über praktische Erfahrung im digitalen Marketing oder Community Management bis hin zu relevanten Qualifikationen wie Design Thinking Coach, Scrum Master, Final-Cut-Pro- oder Typo-3-Heavy-User. Das hat für uns einen Wert und für den bezahlen wir auch.

    Was haltet Ihr von einem Volontariat als Berufs­einstieg?

    Ehrlich gesagt: Nix! Es sei denn, eine Agentur hat 300 Mitarbeiter, fünf Standorte und neben Kommuni­kation auch Marketing, Event und ähnliche Stationen zu bieten. Das sind aber nicht viele. Bei allen anderen ist das eine reine Geldspar-Maßnahme. Agenturen, die für ein Schein-Volontariat auch noch 1.600 Euro brutto zahlen, verachte ich. Da kann man entweder an vielen anderen Ecken zuerst sparen, bevor man den Berufs­einsteigern die Luft abschnürt. Oder man sollte aufhören, sich seriöse Projekte mit einem unseriösen Durch­schnitts­stundensatz von 90 Euro zu erpitchen.

    Das Argument ist ja immer, dass Young Professionals viel lernen (müssen) und deshalb erst mal weniger verdienen…

    Ach, ich sag mal so: Hier in München haben in den letzten Monaten drei Absolventinnen angefangen. Die eine hat in ihrer vierten Woche einen Positioning Workshop mit mir vorbereitet und die Hälfte selbst moderiert. Die andere hat in Woche sechs an einer kniffeligen Corporate Story mitgetextet und in Woche acht bei einem Pitch präsentiert. Die dritte hat keinen Monat gebraucht, um auf einem wirklich komplexen inter­nationalen Mandat die wesentliche Abstimmung im Bereich Media Relations selbst mit dem Kunden vorzu­nehmen. Da käme ich mir als Arbeit­geber mit einem Angebot von 1.600 Euro echt schäbig vor.

     

    Diskutieren Sie mit: Welche Erwartungen haben Sie an Berufs­einsteiger? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Welche Herausforderungen sehen Sie?

    Morgen in Teil 2: Welche persönlichen Eigen­schaften sollten Berufs­einsteiger mitbringen? Welche Schwächen in der aktuellen Ausbildung gibt es? Was sind die Knack­punkte für einen gelungenen Berufs­einstieg?

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