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Hype um Digital Natives: Warum Affinität allein nicht genügt
Der Blogbeitrag ist zuerst auf www.klenkhoursch.de/blog erschienen.
Unter-30-Jährige – also Menschen, die in der digitalen Welt aufgewachsen sind (Digital Natives) – werden der hohen Zuschreibung ihrer digitalen Fähigkeiten nur teilweise gerecht. Zu diesem überraschendem Ergebnis kam 2016 die Studie »Digitale Überforderung im Arbeitsalltag« von Sopra Steria Consulting. Als Digital Native habe ich mir das mal genauer angeschaut.
Anstrengend: Digitale Work-Life-Balance
Social Media-Kenntnisse werden in der Arbeitswelt immer mehr zur Schlüsselqualifikation. Vier von zehn der berufstätigen Internet-Nutzer setzen soziale Medien in ihrem Job ein. Denn das Social Web wird nicht nur im privaten Alltag immer selbstverständlicher – sondern auch im Berufsleben: Das bedeutet einen Anstieg um 15 Prozent innerhalb eines Jahres, wie der aktuelle Social Media-Atlas der Hamburger Kommunikationsberatung Faktenkontor und des Marktforschers Toluna zeigt.
Für Menschen wie mich, die digitale Hilfsmittel bereits seit mehr als der Hälfte ihres Lebens nutzen, kommt es allmählich zu einer Reizüberflutung. Ursache dafür ist die »Doppelbelastung« durch digitale Arbeit und zumindest teildigitalisiertes Privatleben. Zugegeben: Auch ich fühle mich hier ein Stück weit ertappt. Wenn ich nach einem langen Arbeitstag nach Hause komme, fühle ich mich manchmal regelrecht erschlagen. Tagsüber viel PowerPoint, Word, Excel, Social Intranet, Webkonferenzen, Desktop-Recherchen, nebenbei WhatsApp und Co. Zu Hause dann immer noch eine Masse an Benachrichtigungen von Facebook, Instagram und Twitter. Und gefühlt täglich kommt eine neue Must-Test-App hinzu. Das kann einem schon mal den Spaß an der Sache nehmen.
Facebook, Twitter, Xing und Co. werden auch in der Arbeitswelt immer selbstverständlicher
Quelle: UnsplashBeherzter Tritt auf die digitale Bremse
Es folgt als natürliche Konsequenz der Tritt auf die digitale Bremse. Das ist wohl auch der Grund, weshalb ich bis heute einen schweren Terminkalender mit mir herumtrage, statt die Termine ganz einfach und sicherlich wesentlich effizienter in mein Smartphone einzutragen. Tools, die man bisher nur privat verwendet hat, plötzlich auch beruflich zu nutzen? Das klingt einfacher, als man denkt. Digital Natives, mich einbegriffen, fällt es laut Studienergebnis schwerer diese sinnvoll einzusetzen und sich nicht ablenken zu lassen.
Digital Immigrants fällt das vergleichsweise leichter. Von Digital Natives erwarten sie daher bereits vor Berufsstart die Beherrschung digitaler Tools und Hilfsmittel. Als ich bei meinem ersten Vorstellungsgespräch gefragt wurde, ob ich mich mit Social Media auskenne, dachte ich »Ja, klar!«. Als man mich daraufhin nach den Grobkosten für eine Instagram Story von einem 30k-Fashion-Influencer fragte, musste ich passen. So etwas hatte ich noch nie gemacht. Mein Gegenüber wirkte enttäuscht. Aber warum ist das so und wie kann man Digital Natives helfen?
Die Sehnsucht nach dem Abschalten: Einfach mal offline sein
Quelle: UnsplashMuttersprache vs. Fremdsprache
Digitalisierung, das ist für mich etwas ganz Selbstverständliches. Wie meine Muttersprache. Digitale Tools und soziale Medien habe ich einfach genutzt. Ohne das groß zu lernen und fast ausschließlich für private Zwecke. Digital Immigrants hingegen haben die digitale Welt erst als Erwachsene kennengelernt. Sie sind deshalb meist bewusst und analytischer rangegangen, haben Kurse zu Twitter belegt und Bücher zu Facebook gelesen. Das führt dazu, dass sie Digitalisierung im besten Fall von Anfang an aus einer beruflichen Perspektive betrachtet und professionell genutzt haben.
Mehr Reflektion und mehr Austausch
90 Prozent der befragten Führungskräfte betonten, dass die digitale Kompetenz ihrer Angestellten von besonders hoher Bedeutung ist. Das sehen aber nur 50 Prozent der Unter-30-Jährigen so. Welche Erkenntnisse kann ich aus der Studie und meiner persönlichen Erfahrung ziehen? Warum ist es so dringend notwendig, auf das digitale Karussell aufzuspringen und die eigene Entwicklung voranzutreiben?
Digitale Skills: Jeder verbindet etwas anderes damit
Quelle: UnsplashDie Mehrheit der Digital Immigrants hat sich das digitale Know-how bei der Ausübung ihrer täglichen Arbeit angeeignet. Da müssen Digital Natives noch nachlegen. Wenn es nach mir geht, sollten Schule und Studium deutlich mehr zur Vorbereitung und Vermittlung digitaler Fähigkeiten beitragen. Und vor allem zu einem bewussten und reflektierten Umgang damit. Darüber hinaus sollten Digital Immigrants und Digital Natives viel und offen über ihren Umgang mit und ihre Haltung zur Digitalisierung diskutieren.
Damit die eigenen digitalen Kompetenzen von uns Digital Natives und Young Professionals auch sichtbar werden, habe ich hier 8 Tipps gesammelt, die gerne ergänzt werden dürfen:
- Geh raus und mach: Beweg dich auf möglichst vielen Plattformen selbst. Nur dann bekommst du ein Gefühl dafür, wie die unterschiedlichen Kanäle ticken, für wen und was sie passen und wie man dort erfolgreich sein kann.
- Finde dein Spezialgebiet: Man kann und muss nicht in allem Profi sein. Finde raus, was dir am meisten liegt – starke Texte oder eher visueller Content?
- Bleib kritisch: Sei dir über Privatsphäre-Einstellungen und kritische Aspekte der unterschiedlichen Kanäle bewusst.
- Halte die Augen offen: Du solltest grob wissen, wohin die digitale Reise führt und was aktuelle Trends aber auch Ängste sind. Warum nicht ein, zwei Podcasts dazu abonnieren?
- Bleib neugierig: Richte dir News Aggregatoren zu spannenden Themen ein und folge ein paar von denen, die dauernd was Neues ausprobieren – auch wenn die manchmal nerven ;–)
- Fang endlich an zu twittern: Zumindest für ein paar Monate. Twitter ist vielleicht immer noch der ursprünglichste Social Media Kanal. Und eine gute Schule für wirkungsvolle Texte.
- Mach mit: Werde Autor und verfasse Artikel für Wikipedia oder auf einem Blog. Oder schau mal nach, ob noch jemand auf Quora ist..?
- Kümmere dich um die Basics: Neben dem vielen Spielen und Testen solltest du dein Profil auf Xing oder LinkedIn spannend und professionell gestalten. Und viel Liken, Kommentieren, Empfehlen, Gratulieren, um dein Netzwerk auf- und auszubauen.