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  • 13. April 2017 Klenk & Hoursch

    Hype um Digital Natives: Warum Affinität allein nicht genügt

    Der Blogbeitrag ist zuerst auf www.klenkhoursch.de/blog erschienen.

     

    Unter-30-Jährige – also Men­schen, die in der digi­talen Welt auf­gewach­sen sind (Digital Natives) – werden der hohen Zuschrei­bung ihrer digi­talen Fähig­kei­ten nur teil­weise gerecht. Zu diesem über­raschen­dem Ergeb­nis kam 2016 die Stu­die »Digi­tale Über­for­der­ung im Arbeits­all­tag« von Sopra Steria Consul­ting. Als Digital Native habe ich mir das mal ge­nauer ange­schaut.

    Anstrengend: Digitale Work-Life-Balance

    Social Media-Kennt­nisse werden in der Arbeits­welt immer mehr zur Schlüs­sel­quali­fika­tion. Vier von zehn der berufs­täti­gen Inter­net-Nutzer setzen soziale Medien in ihrem Job ein. Denn das Social Web wird nicht nur im priva­ten All­tag immer selbst­ver­ständ­licher – son­dern auch im Berufs­leben: Das bedeu­tet einen Anstieg um 15 Pro­zent inner­halb eines Jah­res, wie der aktuelle Social Media-Atlas der Ham­bur­ger Kom­muni­kations­berat­ung Fak­ten­kon­tor und des Mark­tforsch­ers Toluna zeigt.

    Für Men­schen wie mich, die digi­tale Hilfs­mittel bereits seit mehr als der Häl­fte ihres Lebens nutzen, kommt es all­mäh­lich zu einer Reiz­über­flut­ung. Ursache dafür ist die »Dop­pel­belast­ung« durch digi­tale Arbeit und zumin­dest teil­digi­tali­sier­tes Pri­vatle­ben. Zuge­ge­ben: Auch ich fühle mich hier ein Stück weit ertappt. Wenn ich nach einem langen Arbeits­tag nach Hause komme, fühle ich mich man­chmal regel­recht erschla­gen. Tags­über viel Power­Point, Word, Excel, Social Intra­net, Web­kon­feren­zen, Desk­top-Recher­chen, neben­bei Whats­App und Co. Zu Hause dann immer noch eine Masse an Benach­richti­gungen von Face­book, Insta­gram und Twit­ter. Und gefühlt täg­lich kommt eine neue Must-Test-App hinzu. Das kann einem schon mal den Spaß an der Sache nehmen.

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    Facebook, Twitter, Xing und Co. werden auch in der Arbeits­welt immer selbst­ver­ständ­licher
    Quelle: Unsplash

     

    Beherzter Tritt auf die digitale Bremse

    Es folgt als natür­liche Kon­se­quenz der Tritt auf die digitale Bremse. Das ist wohl auch der Grund, wes­halb ich bis heute einen schwe­ren Termin­kalen­der mit mir herum­trage, statt die Ter­mine ganz ein­fach und sicher­lich wesent­lich effi­zien­ter in mein Smart­phone ein­zutra­gen. Tools, die man bisher nur pri­vat ver­wen­det hat, plötzlich auch beruf­lich zu nutzen? Das klingt einfa­cher, als man denkt. Digital Natives, mich ein­begrif­fen, fällt es laut Stu­dien­ergeb­nis schwerer diese sinnvoll ein­zu­setzen und sich nicht ab­lenken zu las­sen.

    Digital Immi­grants fällt das ver­gleichs­weise leich­ter. Von Digital Natives erwar­ten sie daher bereits vor Berufs­start die Beherr­schung digi­ta­ler Tools und Hilfs­mit­tel. Als ich bei meinem ers­ten Vor­stel­lungs­ge­spräch gefragt wurde, ob ich mich mit Social Media aus­kenne, dachte ich »Ja, klar!«. Als man mich darauf­hin nach den Grob­kos­ten für eine Insta­gram Story von einem 30k-Fashion-Influen­cer fragte, musste ich pas­sen. So etwas hatte ich noch nie gemacht. Mein Gegen­über wirkte ent­täuscht. Aber warum ist das so und wie kann man Digital Natives hel­fen?

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    Die Sehnsucht nach dem Abschal­ten: Einfach mal off­line sein
    Quelle: Unsplash

     

    Muttersprache vs. Fremdsprache

    Digi­tali­sier­ung, das ist für mich etwas ganz Selbst­ver­ständ­liches. Wie meine Mut­ter­spra­che. Digi­tale Tools und soziale Medien habe ich ein­fach genutzt. Ohne das groß zu ler­nen und fast aus­schließ­lich für pri­vate Zwecke. Digital Immi­grants hin­gegen haben die digi­tale Welt erst als Er­wachsene ken­nen­ge­lernt. Sie sind des­halb meist bewusst und analytischer ran­gegangen, haben Kurse zu Twit­ter belegt und Bücher zu Face­book gelesen. Das führt dazu, dass sie Digi­talisier­ung im bes­ten Fall von Anfang an aus einer beruf­lichen Per­spek­tive betrach­tet und pro­fes­sio­nell genutzt haben.

    Mehr Reflektion und mehr Austausch

    90 Pro­zent der befrag­ten Führ­ungs­kräfte beton­ten, dass die digi­tale Kom­pe­tenz ihrer Ange­stell­ten von besonders hoher Bedeu­tung ist. Das sehen aber nur 50 Pro­zent der Unter-30-Jähr­igen so. Welche Erkennt­nisse kann ich aus der Stu­die und meiner persön­lichen Erfahr­ung ziehen? Warum ist es so dringend not­wen­dig, auf das digi­tale Karussell auf­zu­springen und die eigene Ent­wick­lung vor­anzu­trei­ben?

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    Digitale Skills: Jeder verbindet etwas anderes damit
    Quelle: Unsplash

     

    Die Mehr­heit der Digital Immi­grants hat sich das digi­tale Know-how bei der Aus­übung ihrer täg­lichen Arbeit ange­eig­net. Da müs­sen Digital Natives noch nach­legen. Wenn es nach mir geht, soll­ten Schule und Stu­dium deut­lich mehr zur Vor­bereit­ung und Ver­mittlung digi­taler Fähig­kei­ten bei­tra­gen. Und vor allem zu einem be­wuss­ten und reflek­tier­ten Um­gang damit. Darüber hinaus sollten Digital Immi­grants und Digital Natives viel und offen über ihren Um­gang mit und ihre Halt­ung zur Digi­talisier­ung dis­kutie­ren.

    Damit die eigenen digi­talen Kom­peten­zen von uns Digital Natives und Young Pro­fes­sion­als auch sicht­bar wer­den, habe ich hier 8 Tipps gesam­melt, die gerne ergänzt wer­den dür­fen:

    1. Geh raus und mach: Beweg dich auf mög­lichst vielen Platt­for­men selbst. Nur dann be­kommst du ein Gefühl dafür, wie die unter­schied­lichen Kanäle ticken, für wen und was sie pas­sen und wie man dort erfolg­reich sein kann.
    2. Finde dein Spe­zial­ge­biet: Man kann und muss nicht in allem Profi sein. Finde raus, was dir am meisten liegt – starke Texte oder eher visu­eller Con­tent?
    3. Bleib kri­tisch: Sei dir über Privat­sphäre-Ein­stel­lungen und kri­tische Aspekte der unter­schied­lichen Kanäle be­wusst.
    4. Halte die Augen offen: Du soll­test grob wis­sen, wohin die digi­tale Reise führt und was aktu­elle Trends aber auch Ängste sind. Warum nicht ein, zwei Pod­casts dazu abon­nie­ren?
    5. Bleib neu­gierig: Richte dir News Aggrega­toren zu span­nen­den Themen ein und folge ein paar von denen, die dauernd was Neues aus­probie­ren – auch wenn die man­chmal ner­ven ;–)
    6. Fang end­lich an zu twit­tern: Zu­mind­est für ein paar Monate. Twit­ter ist viel­leicht immer noch der ur­sprüng­lich­ste Social Media Kanal. Und eine gute Schule für wir­kungs­volle Texte.
    7. Mach mit: Werde Autor und ver­fasse Arti­kel für Wiki­pe­dia oder auf einem Blog. Oder schau mal nach, ob noch jemand auf Quora ist..?
    8. Küm­mere dich um die Basics: Neben dem vielen Spie­len und Tes­ten soll­test du dein Profil auf Xing oder LinkedIn span­nend und pro­fessio­nell ge­stal­ten. Und viel Liken, Kom­mentieren, Empfeh­len, Gratu­lie­ren, um dein Netz­werk auf- und aus­zu­bauen.
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