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Frauenquote bei DaWanda? Nicht nötig.
Eine gesetzlich vorgegebene Frauenquote ist nicht nötig und Gleichberechtigung für Ina Froehner in dem Sinne kein Thema. Für die Chef-Kommunikatorin von DaWanda ist es eine gelebte Selbstverständlichkeit, sowohl privat als auch beruflich. Und so funktioniert auch die Karriere mit drei Kindern reibungslos. Welche Voraussetzungen es dafür braucht und wie sie das konkret umsetzt, darüber spricht Ina Froehner in unserem neuen Interview in der Reihe „Frauen in Führungspositionen„.
DER STECKBRIEF
Name + Alter: Ina Froehner, 40 Jahre
Aktuelle Position: Director Corporate & Brand Communications und Pressesprecherin bei DaWanda GmbH
Personalverantwortung: 18 Mitarbeiter
Frauenanteil unter den Mitarbeitern: 89 Prozent
DAS INTERVIEW
PR Career Center: Wie sind Sie in Ihren ersten Job mit Führungsverantwortung gekommen, wie alt waren Sie und was war das für eine Stelle?
Ina Froehner: Ich habe schon während meines Studiums bei der PR- und Public Affairs-Agentur Pleon (heute Ketchum Pleon) gearbeitet, später dann an einem Trainee-Programm teilgenommen und wurde als Junior Consultant übernommen. Bereits in dieser Position gehörte die Koordinierung von Dienstleistern sowie das Briefing von studentischen Mitarbeitern und Praktikanten in meinen Aufgabenbereich. Offizielle Führungs- und Personalverantwortung hatte ich dann zum ersten Mal mit 29 in meiner Position als Consultant.
PR Career Center: Was hat Ihnen auf Ihrem Karriereweg besonders geholfen, einen Schritt weiter und bis auf Spitzenpositionen zu kommen?
Ina Froehner: Ich hatte das große Glück, immer viel Neues ausprobieren und lernen zu können. Die Agenturarbeit bot mir Einblicke in verschiedene Bereiche, und hier übte ich mich darin, mich schnell in unterschiedliche Themenfelder einzuarbeiten. Das kommt mir noch heute zu Gute. Außerdem durfte ich schnell selbstständig arbeiten und Verantwortung übernehmen.
Bei DaWanda hatte ich dann die Möglichkeit, bereits in einer sehr frühen Phase des Start-ups einzusteigen und das Unternehmen bei seiner Bekanntheit und seinem Wachstum maßgeblich mitgestalten zu dürfen. Gerade in der Anfangsphase, in der das Unternehmen noch kaum bekannt war, konnte ich viele verschiedene unkonventionelle PR-Aktionen realisieren. Durchgängig habe ich hier viel Freiheit und Spielraum für kreative Ideen und eigene Impulse.
Aber das allerwichtigste: Ich liebe meinen Beruf und mache meine Arbeit sehr gerne. Das ist die beste Voraussetzung dafür, konstant gute Leistung zu erbringen.
PR Career Center: Was zeichnet Sie als Führungskraft in Ihrer aktuellen Position besonders aus? Wo liegen Ihre Schwerpunkte im Arbeitsalltag?
Ina Froehner: Als Director Corporate & Brand Communications verantworte ich die Bereiche Public- und Influencer Relations, Brand Marketing, Events und Grafik. Zudem übe ich immer noch die Funktion der Pressesprecherin aus und bin dadurch auch inhaltlich in viele Unternehmensthemen involviert.
Obwohl diese Bereiche sehr unterschiedlich sind, gelingt es mir, zu jeder Zeit den Überblick zu behalten – ohne mich dabei in Details zu verlieren. Ich lasse meine Mitarbeiter ihre Projekte eigenständig vorantreiben und mitgestalten und biete ihnen den Freiraum, das zu tun, was sie für richtig halten. Ich sehe mich nicht als Führungskraft im klassischen Sinne, sondern vielmehr als Impulsgeber. Ich setze auf Empowerment, teile mein Wissen und alle wichtigen Informationen stets mit dem Team und habe großes Vertrauen in die Fähigkeiten und das Urteilsvermögen meiner Teammitglieder.
Fragte man meine Mitarbeiter nach meinen Stärken, würden sie vermutlich klares und strukturiertes Arbeiten und Pragmatismus besonders hervorheben. Und hoffentlich auch meinen Humor: Ich lache gerne – das ist mir auch bei meiner täglichen Arbeit wichtig!
Und natürlich bin ich empathisch und versuche immer, ein offenes Ohr fürs Team zu haben – ich fände es schade, wenn mit reduzierter Arbeitszeit als erstes ihre Belange auf der Strecke blieben.
Meine überwiegend weiblichen Mitarbeiter schätzen zudem, dass ich eine emanzipierte Frau bin, die nie zwischen Familie und Karriere gewählt hat, sondern beweist: beides ist möglich. Gleichberechtigung und Gerechtigkeit sind Werte, die mir sehr wichtig sind und die ich beruflich und privat lebe.
PR Career Center: Was war Ihr bislang schönstes Erfolgserlebnis als Führungskraft?
Ina Froehner: Ich finde es toll mitzuerleben, wenn Mitarbeiter immer selbständiger werden und an ihren Aufgaben wachsen – zum Beispiel als Praktikant oder Werkstudent anfangen, sich Wissen und Fähigkeiten aneignen und nach einer Zeit ganz selbstständig und kreativ arbeiten, irgendwann selbst Führungsfunktionen übernehmen oder in einem anderen Bereich des Unternehmens Neues lernen und ausprobieren können.
Nur allzu oft erlebt man ja, dass Verantwortung aber auch Wissen bewusst nur zu Teilen geteilt wird und sich Führungspersonen so unverzichtbar machen. Das ist dann allerdings weder für das Team noch für das Unternehmen förderlich.
Und natürlich ist es schön, wenn man dann auch die Früchte für seine Mühen ernten kann. In meinem Fall war die Frucht ein „Goldener Apfel“: Die Auszeichnung als Pressestelle des Jahres hat dem gesamten DaWanda-Presseteam der BdP vor drei Jahren für unsere „herausragenden kommunikativen Erfolge“ verliehen.
PR Career Center: Wie erkennen Sie junge Talente und wie fördern Sie sie? Schaffen Sie in Ihrem Unternehmen Anreize für die Karrierewege speziell Ihrer Mitarbeiterinnen?
Ina Froehner: DaWanda spricht als Marke überwiegend Frauen an, und auch unsere Mitarbeiter sind überwiegend weiblich. Wir haben dabei keine speziellen Programme, um Frauen in leitende Positionen zu bekommen. Manchmal ist das einfach nicht notwendig: 17 der 34 Führungskräfte bei uns sind Frauen.
Prinzipiell hat bei DaWanda jeder die Chance, sich zu beweisen – ob Frau oder Mann. Alle Mitarbeiter werden ganz individuell gefordert und gefördert, darüber hinaus kann jeder an kostenlosen Sprachkursen teilnehmen oder in monatlich wechselnden Fortbildungen Neues dazulernen – es gibt Tipps zu Time Management, Argumentations- und Verhandlungstechniken, Umgang mit Stress und vieles mehr.
Außerdem leben wir im Unternehmen Gender Equality. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir unseren weiblichen Mitarbeitern typisch männliche Attribute antrainieren – auch die Führungsebene ist sich bewusst, dass Frauen oftmals andere Stärken haben als Männer. Sie vernetzen sich beispielsweise gern, arbeiten gern im Team, Werte wie „schneller, höher, weiter“ haben oft nicht so eine große Bedeutung wie Sinnhaftigkeit oder nachhaltiges und sozialverträgliches Wirtschaften.
PR Career Center: Was verhindert Karriere von Frauen in der Kommunikation? Wie wichtig sind Vereinbarkeit von Karriere und Familie oder Modelle zum Wiedereinstieg nach der Elternzeit?
Ina Froehner: Ich hatte bereits vor der Geburt meines ersten Kindes eine Führungsposition. Der Wiedereinstieg war im ersten Moment für mich etwas schwierig. Ich war motiviert, hatte aber das Gefühl, dass mein Umfeld nicht richtig daran glaubt, dass ich die bisherige Stelle auch mit weniger Arbeitszeit ausfüllen kann. Ich habe mich aber beweisen können und recht hartnäckig darauf beharrt, dass ich auch als Mutter einen super Job machen und ein Team in Teilzeit führen kann. Im Sommer 2015 sind meine Zwillinge geboren, und auch mit drei Kindern läuft es weiterhin sehr gut. Wichtig ist, dass das Team hinter einem steht und solche Konstrukte von allen Kollegen unterstützt werden. Dafür braucht es Vorbilder und mutige Chefs sowie flexible Arbeitszeitmodelle und eine möglichst individuelle Unterstützung durch den Arbeitgeber. Ich habe ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zu unserer Geschäftsführerin, die mir stets ein eigenverantwortliches Arbeiten ermöglicht hat. Das ist enorm wichtig.
Ebenfalls sehr wertvoll war zudem die Erkenntnis, dass nur die absolute Gleichstellung von meinem Job und dem meines Partners in unserer Familienkonstellation die Lösung ist. Wir übernehmen jede Aufgabe rund um die Kinderbetreuung, Haushalt usw. zu gleichen Teilen und arbeiten auch gleich viel. Dies lässt mir Zeit und einen klaren Kopf für meinen Job und hat viele private Konflikte gelöst. Organisation und Loslassen-Können sind dafür sehr wichtig. Die Ausrede, dass der Mann so viel mehr verdient oder der Arbeitgeber des Mannes keine Elternzeit oder Teilzeit-Regelung ermöglicht, zählen für mich nicht.
Wenn eine Frau bereit ist, Verantwortung zu tragen, sich ihrer Stärken bewusst ist, in Gehaltsverhandlungen mutig und souverän auftritt, ist es in der Kommunikationsbranche definitiv möglich, auch als Frau oder „Working Mum“ weit zu kommen. Weder der konkrete Job noch das entsprechende Einkommen muss sich von dem eines Mannes unterscheiden, jede Frau kann ihren Teil dazu beitragen, dass der Gender Gap irgendwann einmal geschlossen ist.
PR Career Center: Der Nachwuchs in der Kommunikationsbranche ist weiblich. Welchen Rat geben Sie ihm mit auf den Weg?
Ina Froehner: Zunächst einmal ein Tipp an alle Berufseinsteiger: Streckt so früh wie möglich, idealerweise schon während des Studiums, die Fühler aus und steigt zum Beispiel als Werkstudent, Praktikant oder Assistent in spannende Unternehmen ein. Die Erfahrungen, die man hier sammeln kann, sind unbezahlbar und oft bereits die erste Sprosse auf der Karriereleiter.
Außerdem: Frauen sollten mutiger sein und mehr an sich glauben. Setzt auf Eure individuellen Stärken und Fähigkeiten und adaptiert nicht typisch männliche Eigenschaften, die für eine Karriere förderlich scheinen, ohne sie zu hinterfragen. Das braucht natürlich ein Umdenken auf beiden Seiten! Es ist nicht nur die Aufgabe von Frauen sich im Job durchzusetzen, sondern auch die von Männern, weiblich konnotierte Eigenschaften als Bereicherung anzunehmen.
Wer im Laufe des Berufslebens mehr Verantwortung übernehmen möchte, sollte unbedingt seine Wünsche und Stärken artikulieren und offen mit seinen Vorgesetzten sprechen. Und auf keinen Fall resignieren oder sich mit Ungerechtigkeiten abfinden – bei vielen Unternehmen lassen sich individuelle und flexible Lösungen finden. Zum Beispiel finden bei DaWanda jetzt alle Management-Meetings am Vormittag statt, damit auch Teilzeitkräfte teilnehmen können. Solche einfachen Maßnahmen sind enorm wichtig, damit mehr Eltern im Job weiterkommen.
Aber am allerwichtigsten: Habt Spaß an dem, was Ihr tut!
Foto-Credit: MaxThrelfallPhoto