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„Frauen, seid solidarischer und offener untereinander!“
Ingeborg Trampe ist seit mehr als 20 Jahren in der Agenturbranche unterwegs. Wie sie den Pay-Gap in Agenturen aktuell einschätzt, was sie jungen Frauen in der Branche rät – hier im Kurz-Interview:
PR Career Center: Frau Trampe, Sie waren zuletzt groß im Frauenmagazin „Emotion“ zu sehen und sprechen sich dort für die gleiche Bezahlung von Männern und Frauen aus. Sind die Gehaltsunterschiede in Ihrer, also der Kommunikationsbranche, wirklich noch so gravierend?Ingeborg Trampe: Nachdem, was ich aus der Branche höre, gibt es nach wie vor einen Gap, besonders im mittleren und oberen Führungsmanagement.
PR Career Center: Was würde Ihrer Meinung nach dagegen helfen?
Ingeborg Trampe: Es gibt verschiedene Aspekte dabei zu beachten. Viele Agenturen agieren ja immer noch wie eine Art Geheimkommandozentrale, was Gehälter angeht und meinen, dass die Angestellten die Unterschiede nicht mitbekommen. Häufig kommt der Gehalts-Gap dann aber doch per Zufall raus und führt zur Demotivation. Da hat man als Arbeitgeber eigentlich schon verloren. Und soweit ich weiß, kann es sich keine Agentur mehr leisten, Leute zu verprellen.
PR Career Center: Wie sollten sich Mitarbeiterinnen selbst positionieren?
Ingeborg Trampe: Wichtig ist vor allem, dass Frauen eine bessere Einschätzung für sich bekommen, was sie können und was sie auszeichnet und nicht ihr Licht unter den Scheffel stellen, wie das eben oft der Fall ist. Es gibt diese typischen Situationen: Ein Mann bewirbt sich auf eine Position, für die er auch nicht alles gleich mitbringt. Er denkt sich aber, das lerne ich schon und fordert selbstbewusst ein gewisses Gehalt. Er hat sich meist auch vorher erkundigt, welche Vergütung so üblich ist. Frauen hingegen gehen häufig in ein solches Gespräch und verhalten sich, als müssten sie dankbar sein, dass man an sie gedacht habe. Sie betonen eher das, was sie noch nicht können, als das, was sie können. Und glauben, sie müssten sich erstmal beweisen, ehe sie etwas fordern könnten. Das ist natürlich eine grundlegend andere Herangehensweise zum eigenen Nachteil. Ergo: Frauen sollten sich selbst viel selbstbewusster und offensiver positionieren. Und wenn sie nicht wissen, wie man das macht, eben mal ein Seminar besuchen. Auch wie man clever Gehaltsverhandlungen führt, kann jede lernen. Schluss mit der Rumdruckserei, denn Unsicherheit wird von Unternehmen ausgenutzt.
PR Career Center: Gehaltstransparenz ist in Deutschland immer noch ein Tabuthema. Wie vergleiche ich mich also am geschicktesten mit den Kollegen?
Ingeborg Trampe: Ein Tabuthema unter Frauen! Frauen kennen oft nicht die Gehälter zu den jeweiligen Jobs, haben da mitunter so eine merkwürdige Verschwiegenheit. Männer tauschen sich viel eher darüber aus, was wer verdient und schaffen damit auch eine Transparenz für mögliche Forderungen, während das Vergütungsthema für viele Frauen immer noch eine Blackbox ist. Man muss ja nicht bis auf die Kommastelle wissen, was die andere verdient. Aber den Korridor zu kennen, wäre schon sehr hilfreich. Und sollte unter guten Kollegen, die man kennt und denen man vertraut möglich sein. Ansonsten sind auch die Verbände eine Infoquelle und Headhunter natürlich. Rumfragen hilft immer.
PR Career Center: Fest steht: Gehalt ist auch Verhandlungssache. Was raten Sie Ihren jungen Kolleginnen diesbezüglich?
Ingeborg Trampe: Selbstbewusstsein trainieren. Frauen werden mehr als gebraucht, sie haben ja häufig bessere Abschlüsse und bringen kommunikative und soziale Kompetenzen mit, die für gemischte Teams gebraucht werden. Im Zweifelsfall lässt man sich vor Verhandlungen coachen. Und natürlich ist es gut, die Verhandlungspolitik der jeweiligen Agentur zu kennen. Meist bekommt das über das eigene Netzwerk raus. Auf keinen Fall sollte man erst im Gespräch anfangen zu überlegen, was man denn verdienen will. Vielmehr sollte man sich vorher sein Wunschgehalt und die unterste Grenze überlegt haben und ein bisschen Puffer draufpacken als Verhandlungsmasse.
PR Career Center: Natürlich gibt es auch Agenturen, die fair bezahlen. Woran erkennt man die?
Ingeborg Trampe: Das sind Agenturen, die keine Spielchen spielen bei den Gesprächen und gespielt empört tun, wenn sie Gehaltswünsche hören. Man kann ja auch ehrlich sagen, wenn es dem Gehaltsniveau nicht entspricht und kann vielleicht ein geringeres Gehalt durch andere Dinge ausgleichen.
PR Career Center: Was gibt es in Sachen Equal Pay noch zu beachten?
Ingeborg Trampe: Mein großer Appell: Frauen seid solidarischer, offener untereinander, was Berufsthemen angeht. Ich finde es bescheuert, wenn einige Frauen meinen, weil sie es geschafft haben, ein großes Geheimnis daraus zu machen, anstatt Tricks und schlaue Lösungen weiterzugeben. Ich habe es früher häufig erlebt, dass ich auf Fragen bei Frauen aufgelaufen bin, während mir viele Ex-Kollegen Antworten gegeben haben.
Ingeborg Trampe hat klassisch Karriere in der Medien- und Werbewirtschaft gemacht. Heute ist sie mit ihrer Firma trampe communication selbstständig. Sie arbeitet als Journalistin, Bloggerin, Coach und PR-Beraterin. Und als Erotikautorin. Ihr Tipp: „Man kann zu jeder Zeit und in jedem Alter noch sein Leben neu ausrichten. Nur trauen muss man sich.“