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  • 15. März 2021 Julia Bröder

    „Es ist doch viel wichtiger, dass man in einem Job viel lernen und sich weiterentwickeln kann anstatt einen fancy Titel auf der Visitenkarte zu haben!“

    Jenny Wüstner startete nach ihrem PR- und Kommunikationsstudium ein Trainee-Programm in der Unternehmenskommunikation bei Bayer. Nie zuvor oder danach habe sie so viel gelernt wie in dieser Zeit, sagt sie – trotzdem hat sie Bayer vor Ablauf des Programms verlassen und ist zum Verband der Automobilindustrie gewechselt – doch kehrt nach dieser Zwischenstation nun. wieder zurück zu Bayer. Im Interview berichtet Jenny von ihrem bisherigen Weg und macht Mut: Auch Dinge, die nicht so laufen, wie man sie sich vorgestellt hat, können ihre gute Seite haben.

     

    Jenny, wie bist du damals – 2017) – an die Trainee-Stelle bei Bayer gekommen?

    Wie so viele, die in der Kommunikation landen, wollte ich eigentlich Journalistin werden 🙂 Allerdings hatte ich dabei eher das klassische Schreiben für eine Zeitung im Sinn, und es wurde mir schon während des Abis immer klarer, dass ein solcher Job nicht wirklich Zukunft hat. Also begann ich, an der Macromedia Hochschule in Berlin PR und Kommunikationsmanagement zu studieren und habe dort auch meinen Master in International Media and Communication Management gemacht. Ich habe mich bewusst für eine Fachhochschule entschieden, denn ich wollte auf keinen Fall trockene Theorien lernen. Die Stelle bei Bayer habe ich dann durch Zufall auf einem Online-Stellenportal entdeckt. Die strategische Ausrichtung des Trainee-Programms und der Fokus auf Digitaler Kommunikation klang nach einer tollen Chance, viel und vor allem direkt in der Praxis zu lernen. Im Bewerbungsgespräch lernte ich meine Mentorin und meine Teamleiterin kennen und hatte auch menschlich gleich ein gutes Gefühl.

     

    Ein Direkteinstieg wäre für dich nicht infrage gekommen?

    Doch. Ich war allerdings ja gerade erst 23 Jahre alt und sehr froh, in ein Umfeld zu kommen, in dem ich mein Wissen anwenden, aber mich noch ausprobieren und Vieles lernen durfte.

     

    Welche Vorteile sahst du in einer Stelle bei einem Unternehmen anstelle eine Volontariats bei einer Agentur?

    Ich hatte ab der 6. Klasse die meisten Schulfächer auf Englisch, machte einen internationalen Schulabschluss- den International Baccalaureate und interessierte mich schon immer für andere Kulturen und Lebensweisen. 2013 habe ich für ein Semester in Bangkok studiert und mir war immer klar: Ich möchte auch später mal in einem internationalen Unternehmen arbeiten.

     

    Wie war das Trainee-Programm genau aufgebaut und welche Aufgaben hattest du?

    Ich war als Trainee bei Bayer Pharmaceuticals, also der Unternehmenssparte für verschreibungspflichtige Medikamente, in Berlin angestellt. Mein Stammteam war die Abteilung „Global Strategic & Innovation Communications“. Wir kümmerten uns um Public Health Kampagnen und bespielten die digitalen Kanäle (Social Media und Website) von Bayer Pharmaceuticals. Regelmäßige Schreibtrainings und Lehrgänge zu den klassischen Kommunikationswerkzeugen gehörten ebenso zum Trainee-Programm wie verschiedene Hospitationen in anderen Abteilungen. Ich durfte Corporate Communications, die Produkt- und Wissenschaftskommunikation, Interne Kommunikation und das Health Policy Team unterstützen. Mein größtes Highlight war mein Aufenthalt bei Bayer Pharmaceuticals in Singapur. Dort konnte ich sogar ein eigenes Projekt umsetzen: Ich entwickelte eine Social-Media-Strategie für die APAC-Region und schulte  die Länder-Kommunikatoren im Umgang mit Social Media. Gerade dieses Projekt habe  meinen Ausbildern explizit vorgeschlagen, denn ich wollte mich in so vielen Bereichen wie möglich innerhalb des Unternehmens ausprobieren und außerdem die asiatische Arbeitskultur noch besser kennenlernen.

     

    Was war in deinem Tagesgeschäft dir größte Herausforderung?

    Die Balance zwischen Relevanz und Schnelligkeit herzustellen und zu wahren war sicher eine der größten Herausforderungen. In der Healthcare-Kommunikation waren wir vielen Regularien unterworfen. Zu den in einem so großen Konzern ohnehin sehr langen Freigabeprozessen kamen also auch noch Schleifen durch die Rechtsabteilung: Alles, was wir auf den Social-Media-Kanälen oder der Website veröffentlichten, musste von Legal freigegeben werden. Da ist zwar richtig so, führt aber dazu, dass die Kommunikation mit der Community nicht so spontan sein kann. Stattdessen überlegten wir uns andere Strategien und setzten auf geplantes, emotionales Storytelling- wie zum Beispiel mit Patientengeschichten und schafften so Aufmerksamkeit für Themen wie Männergesundheit und Kinderkrebs.

     

    Stichwort „Prozesse und Strukturen in großen Konzernen“: Wie hast du es geschafft, dich in einem so riesigen Konstrukt zurecht zu finden?

    Ich hatte mit meiner Mentorin und meiner Teamleitern die perfekten Ansprechpartnerinnen für alle Fragen. Nach etwa drei bis vier Monaten wusste ich genau, mit welchem Anliegen ich mich an wen wenden muss. Dazu hat sicherlich auch beigetragen, dass ich mich bei Bayer wirklich sehr wohl gefühlt habe. Es gab im ganzen Team eine starke Identifikation und es war für mich wirklich wie ein berufliches Zuhause.

     

    „Ich wollte auf keinen Fall von einer Elternzeitvertretung in die nächste wandern. Also begann ich,

    Augen und Ohren nach neuen Möglichkeiten außerhalb des Unternehmens offen zu halten.“

     

    Warum hast du den Konzern dann trotzdem vor Ablauf deines Trainees verlassen?

    Ich könnte jetzt wahrscheinlich sagen, dass ich zur falschen Zeit am richtigen Ort war. Genau in die Zeit meines Trainee-Programms fiel ein umfassendes Sanierungsprogramm. In meinem großen Feedbackgespräch nach einem Jahr hatte meine Chefin mir noch die Aufnahme in das Nachwuchsförderprogramm vorgeschlagen und ich wäre auch sehr gern bei Bayer geblieben. Im Zuge der Umfirmierung wurde die Aussicht auf eine feste unbefristete Stelle aber immer geringer und es stand sogar im Raum, dass meine Abteilung gänzlich umstrukturiert und mein Team aufgelöst  werden sollte. Meine Mentorin verließ das Unternehmen, weil sie nicht übernommen werden konnte und auch ich wollte auf keinen Fall von einer Elternzeitvertretung in die nächste wandern. Also begann ich, Augen und Ohren nach neuen Möglichkeiten außerhalb des Unternehmens offen zu halten.

     

    Gab es auch inhaltliche Gründe, die Arbeit im Konzern hinter sich zu lassen?

    Wie gesagt: Ich habe mich bei Bayer sehr wohl gefühlt und dort extrem viel gelernt. Aber ja, es gab natürlich auch Dinge, die mich besonders, wenn man wie ich ganz am Anfang der Karriere steht, manchmal gehemmt haben.

     

    Zum Beispiel?

    Als Kommunikator in einem so großen Unternehmen ist man mit sehr viel Abstimmungsarbeit und Koordination beschäftigt. Man hat für fast  alles und jeden Prozess eine Agentur oder  externen Dienstleister – das wird manchmal echt ad Absurdum getrieben: Da findet man sich wieder, wie man einen Dienstleister brieft, einen Text auf eine Website zu stellen, den eine andere Agentur geschrieben hat. Viele Kollegen, die in einem Konzern arbeiten, werden sich davon vielleicht angegriffen fühlen,aber bei solchen Prozessen geht teilweise schon die eigene Kreativität verloren. Ich mag es, Ideen  selbst  umzusetzen oder Kampagnen ohne Agenturunterstützung zu konzipieren und durchzuführen.

     

    Und das war in deinem neuen Job beim VDA anders?

    Meine Arbeit bei Bayer hat mir immer gefallen. Ich liebe es, digitale Kanäle mit spannendem und nützlichem Content zu bespielen, weil ich dabei auch die Ergebnisse einzelner Projekte direkt sehen kann. Beim VDA bot sich mir die Chance, ein komplett neues Skill-Set zu erlernen, nämlich das der klassischen Pressesprecherin. Hier ist die Kommunikation sehr stark vom politischen Tagesgeschäft getrieben. Es geht sehr oft um Krisenkommunikation, 2019 zum Beispiel im Rahmen der IAA, und darum, wie wir unsere Themen strategisch in der Publikums- und Fachpresse platzieren. Ich lernte, wie ich Texte so schreiben muss, dass sie zur Headline werden, und wie Journalisten ticken, was sie brauchen und dass die so heiß geliebte „Key Messages“ oder strategischen Botschaften von Unternehmen meistens nicht dazu gehören 😉

     

    Du hast dein Trainee für deine neue Stelle im Mai 2019 nach 1,5 Jahren frühzeitig beendet. Woher wusstest du, dass sich das lohnt?

    Ich wollte, dass die Zeit, in der ich täglich Neues lerne, möglichst lang anhält – im VDA sah ich diese Chance. Ich kannte den Verband bereits aus einer Werkstudenten-Tätigkeit und habe mitbekommen, dass eine Stelle als Pressesprecher frei wird. Überzeugt haben mich die Inhalte und meine potenzielle, sehr steile Lernkurve auf dieser Stelle. Und tatsächlich würde ich auch jedem Absolventen und jeder Absolventin raten, gar nicht so sehr auf den Titel  zu achten, sondern darauf, was man auf der Position lernen  wie man sich weiterentwickeln kann, ob die persönlichen Stärken an diesem Ort gefördert werden und inwieweit das zu den eigenen beruflichen Zielen passt. Der Rest ergibt sich dann meist von ganz allein. Gerade wenn man aus einem eher theoretischen Studium kommt, ist es doch viel wichtiger, dass man im ersten Job viel lernen und sich weiterentwickeln kann anstatt einen fancy Titel auf der Visitenkarte zu haben.

     

    Du warst knapp zwei  Jahre beim VDA, hattest Ende 2020  die Leitung der digitalen Kommunikation übernommen und ein eigenes kleines Team geführt. Warum nun der Schritt zurück zu Bayer?

    Ein eigenes Team zu haben und inhaltlich für die digitalen Kanäle verantwortlich zu sein, hat mir sehr große Freude bereitet. Ich durfte in der kurzen Zeit viele Ideen umsetzen und habe noch einige, sehr spannende Projekte mit auf den Weg gebracht – auf LinkedIn wird es in nächster Zeit sehr spannend! Als ich die Stelle bei Bayer, die ich jetzt antreten werde, online gesehen habe, war es mein Bauchgefühl, das mir gesagt hat: Das ist genau richtig für dich, Jenny. Auf diese Stelle musst du dich unbedingt bewerben. Das habe ich dann getan und es hat glücklicherweise geklappt. Ab dem 1. April werde ich das Bayer G4A Team als Kommunikationsmanagerin unterstützen und die Kommunikation für die „Start-Up-Schmiede“ von Bayer Pharmaceuticals aufbauen.  Das ist eine spannende und herausfordernde Aufgabe, weil die Stelle neu geschaffen wurde und weil es darum geht, dass sich ein traditionelles Unternehmen wie Bayer für Start-Ups und neue Geschäftsmodelle öffnet. Das ist etwas, von dem ich glaube, dass es erfolgsentscheidend für die Zukunft ist. Aber nicht nur das: Mit digitalen Geschäftsmodellen und neuen Technologien kann Gesundheit viel ganzheitlicher betrachtet werden und Patienten bekommen neue Möglichkeiten, ein besseres und gesünderes Leben zu führen. Wenn das kein Grund ist, jeden Tag aufstehen und sein Bestes zu geben, weiß ich auch nicht 🙂 Deshalb freue mich darauf, gemeinsam mit dem großartigen Team die Vision von G4A kommunikativ mit Leben zu füllen.

     

    Mit welchem Gefühl verlässt du den VDA? Hast du erreicht, was du dir vorgenommen hattest?

    Man geht ja meistens mit einem lachenden und einem weinenden Auge— genau so fühle ich mich gerade auch. Auf der einen Seite freue ich mich unglaublich auf Bayer, auf die Stelle und damit auch auf meine neuen Aufgaben und gleichzeitig bin ich sehr dankbar für alles, was ich im VDA lernen durfte (das war unglaublich viel und facettenreich) und für die tollen Menschen, die mich gefördert und gefordert haben und werde meine Kolleginnen und Kollegen sehr vermissen. Ich habe auf jeden Fall mehr erreicht, als ich es mir damals beim Start vorgenommen hatte. Ich wollte lernen, was eine Pressesprecherin braucht, um eine professionelle und verlässliche Ansprechpartnerin für Journalisten, die Öffentlichkeit, aber auch die eigene Organisation zu sein. Darüber hinaus durfte ich die Erfahrung machen, für ein Thema und ein Team verantwortlich zu sein. Dabei habe ich gelernt, was mir persönlich im Arbeitsleben wichtig ist und mir sozusagen einen „Wertekompass” zugelegt. Eingenordet ist für mich: Empathie! Damit lässt sich viel bewegen.

     

    Und last but not least: Nach den bewegten letzten Jahren: Wie geht es für dich bis 2030 weiter?

    Ich freue mich jetzt erstmal aufs (Wieder)Ankommen bei Bayer und werde mich mit ganz viel Herzblut meiner neuen Aufgabe widmen. Alles Andere lasse ich dann wie immer ganz entspannt auf mich zukommen. Denn wie auch schon in der Vergangenheit, weiß ich für die Zukunft: Selbst, wenn Dinge manchmal im ersten Anlauf nicht so klappen, wie man es sich gewünscht hätte, gibt einem das Leben immer genug Chancen, etwas Gutes daraus zu machen. Man muss sie nur ergreifen und sich selbst den Druck nehmen. Klingt wie ein Kalenderspruch, ist aber so 🙂

     

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