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  • 18. Februar 2021 Julia Bröder

    „Ein gutes Volontariat ist wie eine strukturierte Lernreise“

    Für viele Absolventen und Absolventinnen der PR und Kommunikationswissenschaft ist ein Volontariat genau der richtige Weg, um ins Berufsleben einzusteigen. Doch woran lässt sich die Qualität der entsprechenden Programme festmachen? Wie erkennen Young PR Pros, welches Angebot zu ihnen passt? Wir haben mit Ricarda Bohn gesprochen, die bei ihrem ehemaligen Arbeitgeber, der Voith Group, selbst ein Trainee-Programm etabliert hat.

     

    Ricarda, wir kam es dazu, dass du bei Voith mit dem Aufbau eines Volo-Programms betraut wurdest?

    Ich würde sagen, ich hatte Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Ich war nach meinem Studium der Angewandten Medienwissenschaft in Ilmenau und des Kommunikationsmanagements in Hohenheim als Management Assistant zu Voith gekommen. Ich hatte gezielt nach einer Stelle gesucht, bei der ich viele unterschiedliche Bereiche kennenlernen kann, und meine Lernkurve in den ersten Jahren war tatsächlich auch sehr steil. Ich konnte meine Position und Aufgaben aktiv mitgestalten – das ist Chance und Herausforderung zugleich. Dies habe ich bei meinen Vorgesetzten artikuliert und die Chance bekommen, ein strukturiertes Programm für Absolvent*innen aufzusetzen.

     

    Warum warst du die Richtige dafür?

    Ich konnte eine Art Vermittlerrolle einnehmen, weil ich auf der einen Seite selbst noch recht jung war und am Anfang meiner Karriere stand. Auf der anderen Seite hatte ich gute Einblicke in die Ziele des Unternehmens – immerhin muss es ja auch aus unternehmerischer Sicht einen ROI geben, also einen erkennbaren Mehrwert, in ein Volo-Programm zu investieren.

     

    Offensichtlich gab es den.

    Genau. Einer der ersten Schritte war, genau zu definieren, warum wir das Ganze überhaupt machen. Bei Voith gab es durchaus bereits Nachwuchskräfte, auch in der Kommunikationsabteilung – allerdings bisher vor allem über berufsbegleitende Studiengänge. Mein Ziel war es, eine Möglichkeit für akademische Absolvent*innen zu schaffen, den nächsten geführten Karriereschritt zu gehen.

     

    Wie geht man aus deiner Erfahrung dabei grundsätzlich vor? Welche Parameter muss ein gutes Volontariat inhaltlich, strukturell und konzeptionell erfüllen?

    Das Wichtigste ist ein strukturierter Onboarding-Prozess. Es muss klar sein, wer die Ansprechpartner*innen sind und welche Stationen wann anstehen. Neben den Ansprechpartnern*innen aus den jeweiligen Fachbereichen und Teams sollte jeder Volo einen zusätzlichen Mentor aus der HR an seiner Seite haben, zu dem er/sie auch im Vertrauen mit allen Fragen kommen kann. Ein gutes Volontariat ist wie eine strukturierte Lernreise – die Young Professionals sollen so die Gelegenheit haben, alle Bereiche eines Unternehmens kennenzulernen: Unternehmens- und Markenkommunikation, PR, Newsroom etc. Optimaler Weise gibt es zudem einen Aufenthalt im Ausland, entweder bei einer internationalen Niederlassung des eigenen Konzerns, oder bei ausgesuchten Partner*innen.

     

    Welche Rolle spielen Weiterbildungen während des Volontariats?

    Zum Großteil lebt ein Volo natürlich vom „Learning on the job“ – vom Schulterblick bei den erfahrenen Kolleg*innen und auch davon, dass man von Anfang an ins Alltagsgeschäft einbezogen wird. Trotzdem ist es ein Qualitätsmerkmal, wenn auch eine externe Weiterbildung vorgesehen ist. Wie viele andere Konzerne hatten wir uns bei Voith für die dapr-Grundausbildung entschieden, die entweder an 4×3 Tagen oder als Blockseminar an 2×5 Tagen in Düsseldorf oder Frankfurt stattfindet.

     

    Bei der dapr können Unternehmen ihre Volo- oder Trainee-Programm dapr zertifizieren lassen. Was bedeutet dieses Siegel für Young PR Pros und Absolventen auf der Suche nach der richtigen Stelle?

    Das dapr-Zertifikat ist ein Anhaltspunkt für die gute Qualität eines Volo-Programms. Unter anderem, weil sich die Teilnehmer*innen neben einem verbindlichen Ablaufplan, einem direkten Mentor und regelmäßigen Feedbackgesprächen auch auf  eine angemessene Vergütung  einigen. Laut dapr ist dies ein Mindestdurchschnittsgehalt von 1.800 Euro brutto monatlich inklusive Lohnbestandteile wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld oder die Übernahme von Studiengebühren durch den Arbeitgeber. Trotzdem empfehle ich jedem, sich schon während des Studiums so zu vernetzen, dass man sich auch über derartige offizielle Angaben hinaus informieren kann. In Gesprächen mit ehemaligen oder zukünftigen Kolleg*innen findet man viel mehr über die Kultur eines Unternehmens heraus als auf dessen Website.

     

    Welche Tipps hast du für ein gutes Netzwerk schon zu Studi-Zeiten oder zu Beginn des Berufslebens?

    Ich selbst habe sehr davon profitiert, bei der Nachwuchsinitiative #30u30 von Nico Kunkel und dem PR Report dabei gewesen sein zu dürfen. Außerdem finde ich Studierendeninitiativen großartig. Und last but not least lade ich euch alle natürlich gerne ein, meinen Podcast Young Communicators zu hören 🙂 Darin sprechen mein Co-Host Marcia und ich mit unseren Gästen über die unterschiedlichen Themen aus der Welt der PR und Kommunikation. Ich finde es jedes Mal sehr inspirierend, zu hören, welche Lebens- und Karrierewege es gibt.

     

    Stimmt, das Volontariat KANN, muss aber nicht der richtige Weg sein. Woran merke ich als Absolvent, was zu mir passt?

    In den meisten entsprechenden Studiengängen wird man aus meiner Sicht sehr gut auf die Arbeit in PR und Kommunikation vorbereitet. Aber gerade wenn man, so wie ich damals, sich thematisch noch nicht auf eine Richtung festgelegt hat, halte ich ein Volontariat oder auch ein Traineeprogramm mit einer geführten und breiten Lernkurve für eine gute Alternative zum Direkteinstieg.

     

    Du wechselst nach 3,5 Jahren nun von Voith zur EnBW in Stuttgart. Wird dich das Thema Nachwuchsarbeit auch weiterhin begleiten?

    Definitiv, ich versuche meine bisherigen Erfahrungen im Arbeitsalltag mit jüngeren Kolleg*innen zu teilen und auch bei Young Communicators bieten wir eine Plattform für persönliche Erfahrungsberichte rund um Studienmöglichkeiten, Berufseinstieg und Berufsfelder in der Branche. Ich finde es einfach wichtig, informiert ins Berufsleben zu starten, damit man nicht enttäuscht wird. Je besser Absolvent*innen über die unterschiedlichen Möglichkeiten Bescheid wissen, je mehr sie über Karrierewege und -optionen erfahren, desto selbstbestimmter können sie reflektieren und entscheiden.

     

     

     

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