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  • 22. Mai 2015 Philip Müller

    Digital Leadership – neue Technologien erfordern neue Unternehmenskultur

    Damit der Einsatz neuer Kommunikationsinstrumente im Unternehmen gelingt, ist vor allem auch an Kulturtechniken zu arbeiten. Warum dies so ist, erklärt Zukunftsforscher Franz Kühmayer:

    Im englischen Sprachraum gibt es das Sprichwort “A fool with a tool is still a fool”. Was damit gemeint ist: Das bloße Anschaffen und ungelernte Einsetzen eines neuen Werkzeugs ist nicht zielführend. Diese Erkenntnis ist für den Einsatz digitaler Medien in Unternehmen absolut gültig. Denn diese Medien können nicht nur die Geschwindigkeit und Effizienz von Abläufen zu verbessern – in ihnen steckt enormes Veränderungspotential für ganze Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodelle. Dazu zwei Beispiele:

    Entscheiden unter Informationsüberfluss

    Die These, dass mit steigender Informationsmenge die Qualität der Entscheidungen zunimmt, ist längst ad absurdum geführt. Oder haben Sie den Eindruck, zuwenige E-Mails zu bekommen? Der Grund dafür liegt darin, dass wir das Portfolio der eingesetzten Kommunikationsmittel nicht ausschöpfen, sondern nach wie vor auf eine sehr enge Auswahl vertrauen: E-Mail und Telefon.

    So wertvoll diese Medien sind, für die Netzwerk-Organisation, in der jeder mit jedem im Austausch steht, sollten sie durch andere Kanäle ergänzt werden: Durch Intranet oder Social Enterprise Funktionen, um Information breitflächig zu verteilen, ohne endlose E-Mail-Verteiler bemühen zu müssen. Und um Instant Messaging-Funktionen für die formlose ad-hoc-Kommunikation. Wussten Sie, dass 71% aller E-Mails einen Folgeanruf auslösen, aber nur 42% aller Chatnachrichten? Schon die Wahl des richtigen Mediums kann die Informationsflut eindämmen. Was an dieser Stelle hilft, ist die professionelle Analyse der bestehenden und für die Zukunft angepeilten Zusammenarbeits- und Kommunikations-Muster.

    Heterogene Kommunikationsstile

    In der Generationen-übergreifenden Zusammenarbeit zeigt es sich am Deutlichsten: Am Schnittpunkt von Diversität und Digitalisierung ergeben sich neue Herausforderungen. So bevorzugen 70% der über 45-jährigen zur Kommunikation mit anderen das persönliche Gespräch; aber nur ca. 35% der unter 20-jährigen. Umgekehrt: Mehr als zwei Drittel der Jungen präferieren Instant Messaging, während dieses Medium ab dem Alter von 40 eher als Randerscheinung dient.

    Nicht nur in der Medienwahl, auch in der Aufbereitung und Erreichbarkeit gibt es signifikante Generationsunterschiede: Eher formale, textorientierte Unterlagen hier, knappe und mit Info-Grafiken und Videos gespickte Botschaften da. Und während sich die einen Sorgen um ihre Work-Life-Balance machen, wenn nach Dienstschluss am Smartphone Nachrichten eintrudeln, kennen die anderen nur zwei Zustände: Schlafen oder online. Man muss das nicht gut finden, doch Unternehmer und Führungskräfte stehen vor der Herausforderung, Zusammenarbeit sicherzustellen – angesichts der heterogenen Kommunikationsstile keine leichte Aufgabe. Gelingen kann es durch gegenseitiges Voneinander-Lernen, bspw. durch Reverse-Mentoring.

     

    Zwei von vielen Beispielen, die zeigen, dass für das digitale Zeitalter nicht nur neue Werkzeuge nötig sind, sondern neue Kulturtechniken. Ganz besonders davon betroffen sind Führungskräfte – für sie ändert sich nicht nur der eigene persönliche Arbeitsstil, sie sind auch gefordert, ihrem Unternehmen eine neue, zukunftsorientierte Arbeitskultur aufzuprägen. Die Veränderungen, die die Zukunft der Arbeit mit sich bringt, leiten viele Manager auf unsicheres Terrain – damit sie sich im Tornado des Wandels behaupten können, ist vor allem eines nötig: Nicht nur nach technologischen Lösungen, sondern integrierte Gesamtkonzepte zu suchen, die Technologie und Mensch miteinander verbinden.

     

    Franz Kühmayer ist Geschäftsführender Gesellschafter der KSPM Managementberatung, die sich auf das Thema “Zukunft der Arbeit” spezialisiert hat. Er lehrt an mehreren Universitäten und ist Trendforscher am Zukunftsinstitut. www.kspm.at / Blog: blog.kspm.at / Twitter: @kspm

     

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