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Die Agenturwelt – Saftpresse oder Sprungbrett?
Mein Plädoyer für Berufseinsteiger: setzt Eure eigenen Mindeststandards!
Die Veröffentlichung der „Mindeststandards für Trainees“ der GPRA hat die Diskussion um den Nachwuchs in der Branche wieder ins Rollen gebracht. Doch ist das hilfreich für den Berufseinstieg? Die zentralen Fragen sind für mich: Wo kann und darf ich mich einbringen? Wo kann ich dazulernen? Wo kann ich mich und meine individuellen Stärken weiterentwickeln?
Die veröffentlichten „Mindeststandards“ lassen die Agenturwelt in meinen Augen nicht besonders attraktiv erscheinen. Das jedoch steht im Gegensatz zu meiner eigenen Erfahrung. Ich selbst arbeite jetzt seit gut einem Jahr bei Script. Für mich persönlich eine Stelle mit interessanten Aufgaben, vielversprechender Perspektive und individueller Weiterbildung. Aus meiner Agenturerfahrung heraus rate ich darum allen Absolventinnen und Absolventen: Ignoriert alle Mindeststandards – und setzt Eure eigenen! Bei der Jobsuche ist nicht entscheidend, was andere für angemessen halten, sondern was Ihr wollt! Ihr müsst Euren ganz eigenen Weg finden – und das ist einfacher gesagt als getan.
Ich fand die Jobsuche für den Berufseinstieg ätzend – und anstrengend. Denn man muss für sich selbst so viele Fragen klären: Was kann ich besonders gut? Wo sind meine Stärken? Was will ich – und was nicht? Was ist mir wichtig? Was ist mir am wichtigsten? Und was ist mir egal? Was sind meine Perspektiven und Ziele für mich selbst? Wo möchte ich hin? Keine Sekunde habe ich dabei an offizielle Mindeststandards gedacht.
Jede Absolventin und jeder Absolvent hat ganz eigene, individuelle Vorstellungen und Vorlieben – thematisch, geographisch, institutionell – die er/sie bei seiner Jobsuche beachtet. Es ist aufwendig genug, darüber nachzudenken und all diese Fragen für sich selbst zu beantworten, sich mit Freunden auszutauschen und sich so über viele Dinge klar zu werden. Und es heißt auch, sich immer wieder neu Gedanken zu machen: Ist das noch das, was ich mir vor einem halben Jahr überlegt habe?
Es gibt große und kleine Namen. Es gibt Agenturen, Unternehmen, Institutionen. Welche mit vielen Standorten und mit wenigen. Spezialisten und Generalisten. Große Teams, kleine Teams. Es gibt standardisierte Weiterbildung und individuelle Förderung. Und es gibt tausend verschiedene Mittelwege. Und dazu gibt es innerhalb jeder Institution vielzählige unterschiedliche Jobs. Das macht es nicht einfach, etwas Passendes zu finden. Denn man kann es vorher eben nicht wissen. Ungewissheit ist immer mit dabei – da helfen auch „Mindeststandards“ nichts.
Für mich gibt es viele Dinge, die typisch für Agenturarbeit sind. Fehlende Wertschätzung von Wissen und Fähigkeiten der PR-Absolventen gehört aus meiner Erfahrung jedoch absolut nicht dazu. Es gibt sehr wohl Agenturen, die ihre Wertschätzung gegenüber Absolventen durch attraktive Jobs ausdrücken. Und wer in die Agenturwelt will, für den lohnt es sich, sie zu suchen.
Bei allen Selbstzweifeln, die Absolventen bei der Suche nach dem ersten Job immer wieder beschleichen, gilt für mich eine Sache nach wie vor: „Verkaufe Dich nicht unter Wert! Kenne Deine Stärken und fordere Deine ganz eigenen Mindeststandards ein.“
Verfasst von Renate Sommer