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Das BarCamp RheinMain 2016 – Rückblick und Learnings
Der Blogbeitrag ist zuerst auf www.klenkhoursch.de/blog erschienen.
Am 19. und 20. November fand das diesjährige BarCamp RheinMain statt. Da musste ich natürlich hin! Es war das 8. Camp seiner Art und fand bereits zum zweiten Mal an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden statt. Etwa 200 Teilgeber haben an diesen Tagen über 60 Themen präsentiert, erarbeitet und diskutiert. Es ging um Twitter, Wandern, Spiele, UXResearch und vieles mehr – der Sessionplan war also randvoll. Das Problem dabei: In welche Session soll ich denn nun gehen? Die besten Vorträge liegen ja wie so oft parallel. Also muss man sich entscheiden. Aus der Vielfalt der Eindrücke habe ich meine beiden größten Learnings hier zusammengestellt.
Live Usability Testing auf dem BarCamp
Warum das gesprochene Wort allein oft nicht reicht, zeigten Katharina Kahlcke (@kkahlcke) und Tanja Oberst (@tanjaoberst) von DBSystel in ihrer Session zum Thema UXResearch. Neben der Frage, welche Methoden sich für die Schritte von der Untersuchung der User Experience eignen, wurden wir selbst Teil eines Testings. Die beiden Referentinnen teilten uns einen Stapel an Icons mit der Aufforderung aus: »Schreibt auf, was die Icons darstellen.« Bei einigen war auf Anhieb klar, was sich dahinter verbirgt. Andere schienen eine klare Botschaft zu haben, waren aber anders gedacht. Dann gab es auch noch die Grafiken, mit denen man so gar nichts anfangen konnte.
»Ist das ein Lippenstift?«
»Nein, ein Zug von der Seite.«
»Aaachso…«Durch die Erfahrungen, die wir im täglichen Leben machen, haben wir bestimmte Erwartungen an Dinge.
Suche ich auf einer Webseite nach dem Warenkorb, schaue ich automatisch oben rechts nach einem Einkaufswagen-Symbol. Kein Online-Shop käme auf die Idee, einen Stift als Symbol zu verwenden. Warum? Weil wir es nicht gewohnt sind! Finden wir den Warenkorb nicht unter dem bekannten Icon, verlassen wir die Seite wieder, ohne etwas zu kaufen. Schon in unserem kleinen Testkreis konnten wir feststellen, dass auch Inhalte von vermeintlich bereits etablierten Anwendungen, nicht von allen eindeutig verstanden werden. Damit Inhalte und Funktionen wirklich selbsterklärend sind und die Usability vereinfachen, heißt es testen, testen, testen und optimieren.
»Aber ich hab das doch gekauft« – Missverständnisse im Medienrecht
Am zweiten Tag habe ich mich an ein vermeintlich trockenes Thema getraut. Medienrecht. Alexander Talmon (@atalmon), Dozent für Medienrecht an der Hochschule RheinMain, klärte über die Urban Legends des Medienrechts auf – und das ziemlich unterhaltend. Urban Legends, also Großstadtmärchen, begegnen uns besonders im Medienrecht überall. Es sind die kleinen Geschichten, die ein komplexes Thema so schön vereinfachen und deshalb hängen bleiben. Leider sind sie bei genauer Betrachtung aber schlicht falsch. Das fängt schon mit den gängigsten Begrifflichkeiten an »Bei iTunes kann man sich Musik kaufen.« Klar, für den Alltag nicht ganz verkehrt, in Wahrheit kaufe ich aber nur das Recht, die Musik zu nutzen.
Ich darf das Lied hören, meiner Schwester zeigen, aber nicht wieder an anderer Stelle hochladen. Bei Bildern ist das ganz ähnlich. Wenn ich ein Bild im Internet sehe, kann ich nicht immer einfach davon ausgehen, dass ich es für alle Zwecke verwenden darf. Als Beispiel wurde in der Session der Fall von Virgin Mobile beleuchtet, da er sehr gut das Dilemma zwischen Nutzungsrecht und Persönlichkeitsrecht aufzeigt.
Habe ich wirklich die Nutzungsrechte?
Das Mobilfunkunternehmen hatte ein auf flickr.com unter CreativeCommons-Lizenz eingestelltes Bild für Werbeplakate verwendet. Dieses Bild zeigte eine amerikanische Schülerin und wurde von einem Jugendbetreuer aufgenommen. Er lud es auf die Fotoplattform und wurde durch den Post eines anderen Nutzers darauf aufmerksam, dass sein Bild im Zuge einer Werbekampagne an den Bushaltestellen Australiens hängt. Die Familie der Schülerin verklagte daraufhin Virgin Mobile wegen Persönlichkeitsrechtsverletzung. Das Mädchen war damit einverstanden, fotografiert zu werden, hatte jedoch nicht der Veröffentlichung im Rahmen einer Werbekampagne zugestimmt. Das Mobilfunkunternehmen hätte, um die Klage zu umgehen, zunächst den Fotografen oder gleich die Schülerin kontaktieren und sich die Nutzungsrechte einräumen lassen müssen. Damit man selbst erst gar nicht in eine solche Situation gelangt, sollte man Nutzungsrechte für Medien bei Seiten kaufen, die die Arbeit der Lizenzprüfung für einen übernehmen, diese sind dann im Zweifel nicht kostenfrei. Wer möglichst sicher gehen will, macht seine Fotografien selbst und holt die Erlaubnis für die gewünschte Nutzung ein.
Es wäre nicht Medienrecht, wenn das alles gewesen wäre. Die Session hat aber dafür sensibilisiert, sich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen. Tiefergehende Informationen zu Nutzung, Verbreitung & Lizenzen findet man auf Empfehlung von Talmon hier.
Fazit: Vielfältiger Input in kurzer Zeit
Zehn Themen an zwei Tagen durchzugehen, ist wahnsinnig intensiv. Während man noch über die Inhalte der einen Session nachdenkt, ist man schon auf dem Weg zur nächsten. Aber so ist das, auf einem BarCamp. Was ein BarCamp sonst noch ausmacht, können Sie hier nachlesen.
Die Themenauswahl am Wochenende war gigantisch und wahnsinnig vielfältig: von Social Media, veganem Essen bis hin zu Spielen und dem Welttoiletten-Tag. Weiteren interessanten Input habe ich von Yasmin Tuncay (@yasmintuncay) und Axel Bock (@the_me) zu Messenger Bots, Juliane Benad (@JulianeBenad) und Erik Hägele (@DerExperte) zu Twitter und Thomas Zimmerling (@TZimmerling) zu Kommunikation im digitalen Wandel mitgenommen. Ihnen an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für ihr Engagement und das geteilte Wissen.
Natürlich kann diese Blogpost nicht ein komplettes BarCamp ersetzen. Wer einen Eindruck von Themen und Flair haben möchte, muss selbst hingehen! Inspirationen und Impulse sammeln und natürlich Menschen mit ganz verschiedenen Hintergründen treffen. Um die Wartezeit zu verkürzen und einen ersten Einblick vom BarCamp RheinMain zu bekommen, veröffentlichen die Organisatoren bald einen Videozusammenschnitt der Veranstaltung, den wir hier verlinken werden.
Nina Höhler studiert Onlinekommunikation an der Hochschule Darmstadt. Von September 2016 bis März 2017 absolviert sie ein Praktikum mit Schwerpunkt Social Media & Digital Marketing bei Klenk & Hoursch in Frankfurt.