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  • 3. März 2016 Klenk & Hoursch

    Darf man mit der Digitalisierung fremdeln?

    Ein Interview über das Leben und Arbeiten in der digitalen Ära mit den Young Professionals des Jahres, Julia Auerbach und Markus Oettig.

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    Das Interview ist zuerst auf www.klenkhoursch.de/blog erschienen.

    Wen fragt man, wenn man wissen will, was die Digitalisierung bringt?
    Zukunftsforscher? Digitial Evangelists?
    Warum nicht die, die damit aufgewachsen sind, täglich damit arbeiten und in den kommenden Jahren die Praxis und Sichtweise kräftig mitgestalten werden?
    Findet man zum Beispiel bei #30u30.

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    30 Talente. Nicht älter als 30. 30/2 Kampagnen.
    Seit 2013 fördert und fordert die Initiative des PR-Reports jedes Jahr eine handverlesene Gruppe von Nachwuchskräften zum Wettbewerb. Dieses Mal rund um das Thema Digitalisierung.
    Julia Auerbach (@FrAuerbach) und Markus Oettig (@MOettig) überzeugten die Jury mit der Website: »Zurück in die Zukunft – Initiative zur Digitalisierung Deutsch­lands« (Passwort 30u30). Ich habe sie zu ihrer Sichtweise auf die Digitalisierung und über ihre Kampagne #SchnellerePferde befragt.

     

    Digitalisierung ist ein großes Wort. Was bedeutet es für Euch persönlich?

     

    JA: In erster Linie Komfort. Ich kann mir viele alltäg­liche Prozesse kaum noch »analog« oder »offline« vorstellen. Oder eben nur sehr müh- und langsam.

    MO: Wir haben das Glück, die Digitalisierung von klein auf mitgenommen zu haben. Als Kind, spielerisch. Mein Vater kaufte sich seinen ersten Computer und es dauerte nicht lange, bis er mir die Fragen stellte. Der tägliche Umgang mit digitaler Technologie wurde zur Gewohn­heit und deshalb will ich dem Begriff »Digitalisierung« persönlich keine große Bedeutung beimessen.

    JA: Wir wissen intuitiv, welchen Button wir wofür drücken müssen. Und haben somit eine gewisse Selbstverständ­lichkeit gegenüber diesem großen Wort.

     

    Wir hören viel über die Anforderungen, die »Digitals« an Arbeit­geber stellen? Drehen wir die Frage mal um: Was sind die Heraus­forderungen an heutige Young Professionals?

     

    MO: Wir fordern Flexibilität und wollen uns in der Arbeit verwirklichen. Heute wie gestern müssen wir uns diese Freiheiten erarbeiten und das geht am besten mit einer gesunden Wertevorstellung. Verlässlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und Aufrichtigkeit sind auch im digitalen Zeitalter noch lange nicht out. Gerade am Anfang der Karriere zählt für jeden Young Professional nur eins: liefern!

    JA: Gleich­zeitig stellt die Digitalisierung klassische Hierarchien in Frage: Der »traditionelle CEO« kann heute vom »nerdigen Praktikanten« lernen. Unsere Generation hat in diesem Punkt einen Vorsprung, der Chance und Heraus­forderung zugleich ist: Neues aufzuzeigen und trotzdem Erprobtes nicht per se als überholt abzu­stempeln.

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    Mit Eurer 30u30-Kampagne »#SchnellerePferde« werbt ihr für einen offeneren Umgang mit der digitalen Zukunft. Was konkret empfehlt ihr Menschen, die noch mit Social Media fremdeln?

     

    JA: Wir wollen die Angst vorm Digitalen nehmen – ohne zu glorifizieren. Die Digitalisierung ist eben nicht das große Droh­szenario. Sie ist aber auch nicht Allheil­mittel ohne Risiken und Schatten­seiten. Für uns ist digital normal – so normal wie eine Auto­fahrt oder ein Kino­besuch. Und so sollten sich auch Skeptiker damit auseinander­setzen: neugierig, angstfrei aber auch ohne über­zogene Erwartungen. Konkret heißt das: Informieren, und dann einfach mal ausprobieren – eine Probe­fahrt vereinbaren sozusagen.

    MO: Genau. Social Media ist natürlich nur eine Facette der Digitalisierung. Wer keine Lust hat, sein Leben digital zu leben, muss nicht mitmachen. Die Entscheidung sich bei Facebook, Snapchat oder BEME anzumelden, sollte stets aus persön­licher Neugier fallen. Soziale Zwänge sind offline wie online unnötig und unangenehm. Ich kann sogar sehr gut verstehen, wenn jemand mit den großen sozialen Netz­werken fremdelt. Das sind reine Medien- und Werbe­platt­formen. Das hat nicht mehr viel mit einem ungefilterten miteinander zwischen Freunden zu tun.

    JA: Zumindest gilt das außer­halb unserer Branche. Bei mir konkurriert da manchmal das private und das Berater-Ich: Privat will ich unbedingt auch zu Kanälen »nein« sagen, nicht zu jedem Erlebnis einen geist­reichen Tweet, ein starkes Instagram­bild und einen Snapchat-Gag erstellen. Aber als Berater will ich natür­lich zumindest grob wissen, wie welche Platt­form tickt. An Twitter musste ich mich ehrlich gesagt mühsam gewöhnen…

     

    Wie Du schon sagst, auch die sogenannten »Digital Natives« sind nicht auto­matisch auf allen Kanälen zu Hause. Gibt es ein Ereignis, von dem Ihr sagt, da hat es bei mir »klick« gemacht?

     

    MO: Ich muss zugeben, dass ich ein »digitales« Vorbild habe. Seit ein paar Jahren folge ich dem YouTuber Casey Neistat. Seine Videos sind meine tägliche Dosis Inspiration und im Marketing-Sprech würde man ihn wohl einen Early Adopter nennen. Wer seine VLogs sieht, weiß auto­matisch Bescheid, was das nächste Must-Have ist. Für mich ist er der Häupt­ling der »Digital Natives«.

     

    Auch in der Kommunikations­branche ist die Digitali­sierung noch nicht in allen Winkeln angekommen. Was wünscht Ihr Euch für die Zukunft?

     

    MO: Ich wünsche mir einen gelasseneren Umgang mit der Digitalisierung. Momentan herrscht insbesondere in unserer Branche noch zu viel Panikmache.

    JA: Es braucht schon eine gewisse Neugierde. Wer immer bei Altbewährtem bleibt, sitzt dann im Zweifel irgendwann auf dem schnelleren Pferd, aber eben nicht im Rennauto. Das heißt Ausprobieren – und dann nicht jedem Hype folgen.

    MO: Natürlich ist es unser Job, die neuesten digitalen Entwicklungen im Auge zu behalten und für unserer Kunden Vorreiter zu sein. Doch nur weil wir in der Lage sind 15 digitale Kanäle aufzuzählen, über die wir unsere Ziel­gruppe erreichen können, heißt das noch lange nicht, dass wir keine guten Ideen oder außer­gewöhnliche Kreativität brauchen.

    JA: Unbedingt, das muss Hand in Hand gehen. Ohne gute Ideen sind auch die coolsten Kanäle nutzlos.
    Und dann sind da noch die absoluten Basics: Schnelles, zuverlässiges W-Lan und Internet. Im Büro. Im ICE. In der Innen­stadt. Mir ist unerklär­lich, wieso das an vielen Stellen noch hakt… Wie sollen wir uns mit dem Neuen anfreunden, Tools ausprobieren, Trends mitverfolgen, wenn wir ständig aufs Puffern warten?

     

    Liebe Julia, lieber Markus, vielen Dank für das Gespräch!

     

    Wie ist Ihre Sicht auf die Digitalisierung? Wir freuen uns über Ihre Fragen und Antworten!

     

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    Markus Oettig (27) ist Merchandising Manager Football bei adidas. Bevor er sich den drei Streifen anschloss, arbeitete er als Communications Manager und Executive Assistant des Unter­nehmens­sprechers für Rocket Internet in Berlin. Markus hat an der Universität Bayreuth Betriebs­wirtschafts­lehre studiert.

     

     

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    Julia Auerbach (29) wurde in einen Verleger­haushalt geboren und kam dem einzigen dort gebräuch­lichen Imperativ »erzähl« schon als Kind gerne nach. Das Publizistik­studium in Mainz unterlegte Talent mit Theorie, Klenk & Hoursch vermittelte die Praxis­tools, die Intuition in Profession wandeln. Als Consultant mit Schwer­punkt Media Relations und Social Media ist das (digitale) Geschichten­erzählen zu einem der wichtigsten Bestand­teile ihres Jobs geworden.

     

    Zum 1. Dezember 2015 wechselte unsere lieb­gewonnene Kollegin Julia Auerbach zu ProSiebenSat.1. Wir wünschen ihr für ihre Zukunft viel Erfolg und weiterhin ein gutes Händchen im Umgang mit rasenden Reportern, schnellen Pferden und digitalen Rennwagen!

    Wer in ihre Fußstapfen treten möchte, hier geht’s zum Bewerbungsformular.

    Das Interview führte Simeon Ulandowski. Er ist Senior Consultant bei Klenk & Hoursch und betreut den Beratungs­bereich Social Media & Digital Marketing.

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