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CSR in der Flüchtlingskrise: Glaubwürdiges Engagement statt blindem Aktionismus
Quelle: Rene Dana on flickr, CC BY-SA 2.0
Der Blogbeitrag ist zuerst auf www.klenkhoursch.de/blog erschienen
Anhaltende Flüchtlingsströme, öffentliche Spendenaufrufe und das zähe Ringen um politische Lösungen zeigen: Die aktuelle Flüchtlingssituation bestimmt den öffentlichen und gesellschaftlichen Diskurs des Jahres 2015 wie kaum ein zweites Thema – und hat dabei zugleich eine so große Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst.
Neben Privatpersonen und Prominenten beziehen dabei auch immer mehr Unternehmen Position gegen Fremdenfeindlichkeit und für eine offene Willkommenskultur und möchten mit schnellen, unbürokratischen Hilfsangeboten einen aktiven Beitrag leisten. Laut aktuellen Studien sind bereits drei Viertel der befragten Unternehmen mit Sach- oder Geldspenden, Arbeitsplatzangeboten oder anderen Hilfsinitiativen in der Flüchtlingshilfe engagiert (Quelle: EHI). Und wann, wenn nicht jetzt, können sie zeigen, dass sie ihre gesellschaftliche Verantwortung ernst nehmen und einen echten Beitrag leisten?
Quelle: Twitter, @ehi_org / EHI-PR-Team
Engagement hat viele Gesichter
Der Wille zu helfen ist dabei längst nicht den großen Konzernen vorbehalten. Vom global agierenden Unternehmen über den breiten Mittelstand bis hin zum kleinen Fachbetrieb zeigen sich Unternehmen über alle Branchen hinweg engagiert und hilfsbereit – und die Liste der gewerblichen Helfer wird jeden Tag länger.
Engagement ist dabei keineswegs gleich Engagement. Ob auf lokaler, regionaler oder nationaler Ebene – die Hilfsangebote sind so individuell wie die Unternehmen selbst. Während der Daimler-Konzern zum Beispiel u.a. auf Geldspenden für einen regional verankerten Willkommens-Fonds und eine Bürgerstiftung setzt, nutzen Unternehmen wie Rewe oder die Drogeriekette Budnikowsky die Produkte des eigenen Sortiments, um Flüchtlinge mit Produkten des alltäglichen Bedarfs zu versorgen.
Neben Sach- und Geldspenden stellen andere Unternehmen auch zwei weitere wichtige Faktoren in den Fokus: Zeit und Perspektiven. So stellt beispielsweise der Carlsen Verlag seine Mitarbeiter für ein bestimmtes Stundenkontingent frei, um ihnen ein ehrenamtliches Engagement für die Flüchtlingshilfe zu ermöglichen. Zahlreiche Unternehmen wie SAP, BASF oder die Deutsche Bahn bieten zudem konkrete Ausbildungs-, Umschulungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten, um Integration und eine dauerhafte Perspektive für Flüchtlinge zu ermöglichen.
Und auch mit der Konzentration auf die eigenen Kernkompetenzen können Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur Flüchtlingshilfe leisten, wie unter anderem der Verlag Amberpress mit dem Bilderwörterbuch ICOON for Refugees oder die sächsischen Unternehmen Heinrich & Reuter Solutions GmbH und die Saxonia Systems AG beweisen, die mit ihrer App »Willkommen in Deutschland« Flüchtlinge mit allen relevanten Informationen zur Orientierung, Eingliederung und das tägliche Leben versorgen und ihnen so die Integration erleichtern.
Quelle: Twitter, @icoonbook / Gosia Warrink
Helfen mit Herz und unternehmerischem Verstand
Bei aller Hilfsbereitschaft gilt jedoch: Vorsicht vor blindem Aktionismus! Denn gut gemeint ist nicht immer auch gut gemacht – und nur Hilfe, die ankommt, kann auch wirklich etwas bewirken. Doch was gilt es beim individuellen unternehmerischen Engagement und der öffentlichen Positionierung in der Flüchtlingskrise zu beachten? Und worauf kommt es an, um einen glaubwürdigen und sinnvollen Beitrag zu leisten?
- Klare Position beziehen – und durchhalten: Wer aktiv werden möchte, muss wissen, wie und wofür er im öffentlichen Diskurs stehen möchte.
- Opportunismus vermeiden: Die Flüchtlingskrise ist keine Spielwiese, um mit leeren Phrasen und blindem Aktionismus einen kommunikativen Nutzen zu erzielen.
- Realistisch agieren: Es muss nicht immer ein eigenes Projekt sein. Auch Sach- oder Geldspenden, die Abstellung von Mitarbeitern oder die Beteiligung im Rahmen eines Verbundprojektes können einen wichtigen Beitrag leisten.
- Glaubwürdig bleiben: Unternehmerisches Engagement muss glaubwürdig sein – sowohl im Hinblick auf die Wahrnehmung des Unternehmens als auch auf seine Werte, Ziele und Kompetenzen. Das gilt auch bei der akuten Krisenhilfe.
- Bedarf berücksichtigen: Um sicherzustellen, dass die Hilfe ankommt, kommt es nicht zuletzt darauf an, den aktuellen Bedarf nicht außer Acht zu lassen. Wo wird akut Hilfe gebraucht? Und welche Leistungen werden wirklich benötigt?
- Genau hinschauen: Augen auf bei der Auswahl von Projekten und Organisationen. A und O, damit die Hilfe auch wirklich ankommt, ist nicht zuletzt die Transparenz über die Verwendung der Mittel.
- Keine Bauernopfer bringen: Auch bei akutem Hilfsbedarf gilt es, die bestehenden CSR-Aktivitäten nicht aus den Augen zu verlieren – denn auch diese Projekte sind weiterhin auf Unterstützung angewiesen.
- Kommunikation – aber richtig: CSR-Kommunikation ist wichtig und richtig. Dennoch: Nicht jedes Engagement eignet sich für die breitflächige Kommunikation, Chancen und Risiken müssen richtig eingeschätzt und abgewogen werden.
Was sind für Sie die entscheidenden Kriterien und Leitlinien für eine sinnvolle unternehmerische Flüchtlingshilfe? Diskutieren Sie mit.
Ulrike Eusterbrock ist Senior Beraterin bei Klenk & Hoursch und leitet den Bereich Online & Media Relations.