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  • 18. Februar 2016 Klenk & Hoursch

    CSR in der Flüchtlingskrise: Glaubwürdiges Engagement statt blindem Aktionismus

    Rene Dana on flickr, CC BY-SA 2.0

    Quelle: Rene Dana on flickr, CC BY-SA 2.0

    Der Blogbeitrag ist zuerst auf www.klenkhoursch.de/blog erschienen

    Anhaltende Flüchtlings­ströme, öffentliche Spenden­aufrufe und das zähe Ringen um politische Lösungen zeigen: Die aktuelle Flücht­lings­situation bestimmt den öffent­lichen und gesell­schaft­lichen Diskurs des Jahres 2015 wie kaum ein zweites Thema – und hat dabei zugleich eine so große Welle der Hilfs­bereit­schaft ausgelöst.

    Neben Privat­personen und Prominenten beziehen dabei auch immer mehr Unter­nehmen Position gegen Fremden­feind­lichkeit und für eine offene Willkommens­kultur und möchten mit schnellen, unbüro­kratischen Hilfs­angeboten einen aktiven Beitrag leisten. Laut aktuellen Studien sind bereits drei Viertel der befragten Unter­nehmen mit Sach- oder Geld­spenden, Arbeits­platz­angeboten oder anderen Hilfs­initiativen in der Flüchtlings­hilfe engagiert (Quelle: EHI). Und wann, wenn nicht jetzt, können sie zeigen, dass sie ihre gesell­schaftliche Verant­wortung ernst nehmen und einen echten Beitrag leisten?

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    Quelle: Twitter, @ehi_org / EHI-PR-Team

     

    Engagement hat viele Gesichter

    Der Wille zu helfen ist dabei längst nicht den großen Konzernen vorbehalten. Vom global agierenden Unter­nehmen über den breiten Mittel­stand bis hin zum kleinen Fach­betrieb zeigen sich Unter­nehmen über alle Branchen hinweg engagiert und hilfs­bereit – und die Liste der gewerb­lichen Helfer wird jeden Tag länger.

    Engagement ist dabei keines­wegs gleich Engagement. Ob auf lokaler, regionaler oder nationaler Ebene – die Hilfs­angebote sind so individuell wie die Unter­nehmen selbst. Während der Daimler-Konzern zum Beispiel u.a. auf Geld­spenden für einen regional verankerten Willkommens-Fonds und eine Bürger­stiftung setzt, nutzen Unter­nehmen wie Rewe oder die Drogerie­kette Budnikowsky die Produkte des eigenen Sortiments, um Flücht­linge mit Produkten des alltäg­lichen Bedarfs zu versorgen.

    Neben Sach- und Geld­spenden stellen andere Unter­nehmen auch zwei weitere wichtige Faktoren in den Fokus: Zeit und Perspektiven. So stellt beispiels­weise der Carlsen Verlag seine Mitarbeiter für ein bestimmtes Stunden­kontingent frei, um ihnen ein ehrenamt­liches Engagement für die Flücht­lings­hilfe zu ermöglichen. Zahlreiche Unter­nehmen wie SAP, BASF oder die Deutsche Bahn bieten zudem konkrete Ausbildungs-, Umschulungs- und Beschäftigungs­möglich­keiten, um Integration und eine dauer­hafte Perspektive für Flücht­linge zu ermöglichen.

    Und auch mit der Konzentration auf die eigenen Kern­kompetenzen können Unter­nehmen einen wichtigen Beitrag zur Flüchtlings­hilfe leisten, wie unter anderem der Verlag Amberpress mit dem Bilder­wörterbuch ICOON for Refugees oder die sächsischen Unter­nehmen Heinrich & Reuter Solutions GmbH und die Saxonia Systems AG beweisen, die mit ihrer App »Willkommen in Deutsch­land« Flücht­linge mit allen relevanten Informationen zur Orientierung, Eingliederung und das tägliche Leben versorgen und ihnen so die Integration erleichtern.

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    Quelle: Twitter, @icoonbook / Gosia Warrink

     

    Helfen mit Herz und unter­nehmerischem Verstand

    Bei aller Hilfs­bereit­schaft gilt jedoch: Vorsicht vor blindem Aktionismus! Denn gut gemeint ist nicht immer auch gut gemacht – und nur Hilfe, die ankommt, kann auch wirklich etwas bewirken. Doch was gilt es beim individuellen unter­nehmerischen Engagement und der öffent­lichen Positionierung in der Flüchtlings­krise zu beachten? Und worauf kommt es an, um einen glaub­würdigen und sinn­vollen Beitrag zu leisten?

    1. Klare Position beziehen – und durch­halten: Wer aktiv werden möchte, muss wissen, wie und wofür er im öffentlichen Diskurs stehen möchte.
    2. Opportunismus vermeiden: Die Flücht­lings­krise ist keine Spiel­wiese, um mit leeren Phrasen und blindem Aktionismus einen kommuni­kativen Nutzen zu erzielen.
    3. Realistisch agieren: Es muss nicht immer ein eigenes Projekt sein. Auch Sach- oder Geld­spenden, die Abstellung von Mitarbeitern oder die Beteiligung im Rahmen eines Verbund­projektes können einen wichtigen Beitrag leisten.
    4. Glaubwürdig bleiben: Unter­nehmerisches Engagement muss glaub­würdig sein – sowohl im Hinblick auf die Wahr­nehmung des Unter­nehmens als auch auf seine Werte, Ziele und Kompetenzen. Das gilt auch bei der akuten Krisen­hilfe.
    5. Bedarf berücksichtigen: Um sicher­zustellen, dass die Hilfe ankommt, kommt es nicht zuletzt darauf an, den aktuellen Bedarf nicht außer Acht zu lassen. Wo wird akut Hilfe gebraucht? Und welche Leistungen werden wirklich benötigt?
    6. Genau hinschauen: Augen auf bei der Auswahl von Projekten und Organisationen. A und O, damit die Hilfe auch wirklich ankommt, ist nicht zuletzt die Transparenz über die Verwendung der Mittel.
    7. Keine Bauern­opfer bringen: Auch bei akutem Hilfs­bedarf gilt es, die bestehenden CSR-Aktivitäten nicht aus den Augen zu verlieren – denn auch diese Projekte sind weiterhin auf Unter­stützung angewiesen.
    8. Kommunikation – aber richtig: CSR-Kommuni­kation ist wichtig und richtig. Dennoch: Nicht jedes Engagement eignet sich für die breit­flächige Kommuni­kation, Chancen und Risiken müssen richtig eingeschätzt und abgewogen werden.

     

    Was sind für Sie die entscheidenden Kriterien und Leitlinien für eine sinn­volle unter­nehmerische Flüchtlings­hilfe? Diskutieren Sie mit.
    Ulrike Eusterbrock ist Senior Beraterin bei Klenk & Hoursch und leitet den Bereich Online & Media Relations.

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