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Aus der Serie „Frauen in Führungspositionen“: Uta Schwaner, Golin Deutschland
Karriere ist für Uta Schwaner kein Selbstläufer. Wer an die Spitze will, muss bereit sein, Verantwortung zu übernehmen – und sich manchmal sogar quälen, um weiter zu kommen, sagt die Managing-Direktorin der Agentur Golin Deutschland in unserem Interview.
DER STECKBRIEF
Name + Alter: Uta Schwaner, 50 Jahre
Aktuelle Position: Managing Director, Golin Deutschland
Frauenanteil unter den Mitarbeitern: Aktuell arbeiten – in einem noch kleinen Team – fast nur Frauen bei bei Golin in DeutschlandDAS INTERVIEW
PR Career Center: Wie sind Sie in Ihren ersten Job mit Führungsverantwortung gekommen, wie alt waren Sie und was war das für eine Stelle?
Uta Schwaner: Ich habe 1999 mit Anfang 30 bei Edelman angefangen. Wie es typisch für Agenturen ist, habe ich
schon nach relativ kurzer Zeit Führungsverantwortung bekommen und juniorige Kollegen fachlich
angeleitet. Mit mehr Kundenverantwortung wuchs dann sukzessive auch die
Führungsverantwortung. Zuerst bekam ich eine Teamleitung übertragen und wurde später zur
stellvertretenden Geschäftsführerin und Standortleiterin ernannt; die letzten Jahre bei Edelman
habe ich den Bereich Brand Marketing als Managing Director geführt.PR Career Center: Was hat Ihnen auf Ihrem Karriereweg besonders geholfen, einen Schritt weiter und bis auf
Spitzenpositionen zu kommen?Uta Schwaner: Ich habe eine hohe Begeisterungsfähigkeit und den Impuls, schnell „Ja“ zu sagen. Erst danach
überlege ich, was ich brauche, um eine Aufgabe zu erfüllen. Ich komme aus einem Unternehmer-
Haushalt und das hat mich stark geprägt. Und ich denke selbst unternehmerisch und fühle mich für
Entscheidungen auch voll verantwortlich. Ich bin meinungsstark und entscheide und gestalte
gerne. Toll an Agenturen ist ja, dass es dort viel Luft gibt, sich Aufgaben zu packen, Verantwortung
zu übernehmen. Zumindest wenn man Lust hat, seinen eigenen Beitrag zu leisten. Ich hatte nie so
eine Anspruchshaltung, dass mir immer alles vorher erklärt wird. Im Gegenteil: Ich war immer
bereit, Leistung zu bringen und selber nach Lösungen zu suchen.PR Career Center: Wer hat – außer Ihnen selbst – Ihre Karriere maßgeblich beeinflusst? Und was haben Sie
von ihr/ihm konkret mitgenommen?Uta Schwaner: Das war klar meine damalige Chefin Cornelia Kunze. Sie hat mir von Anfang an viel zugetraut und
mir das auch gesagt. Ich wurde sozusagen durch Vertrauen gefördert. Das war großartig und hat mir auf meinem Weg sehr geholfen. Außerdem habe ich einen sehr prägenden (Erziehungs-)Satz meiner Mutter im Hinterkopf: „Dann
machst du es eben ohne Lust!“, war ihre Antwort auf nöliges „Da hab ich aber keine Lust drauf.“ Und ganz ehrlich, manchmal muss man sich auch „quälen“, um weiterzukommen. In jedem Job, und nicht nur da. PR Career Center: Was zeichnet Sie als Führungskraft in Ihrer aktuellen Position besonders aus? Wo liegen Ihre Schwerpunkte im Arbeitsalltag?Uta Schwaner: Bei Golin bin ich zwar in ein internationales Netzwerk eingebunden, habe aber vor knapp zwei Jahren als Start-up angefangen. Mit zwei sehr starken und tollen joint-venture Partnern, aber als es dann wirklich losging mit null Kunden, null Umsatz und null Mitarbeitern habe ich alles selber
gemacht. In so einer Situation sind die Geschäftsführungsaufgaben natürlich ganz anders als bei
einer etablierten Agentur. So bin ich bin ganz Hands-on bei jedem Kunden involviert, zu meinen
Aufgaben gehört es aber natürlich auch, zu akquirieren und Mitarbeiter zu finden und zu fördern.PR Career Center: Was war Ihr bislang schönstes Erfolgserlebnis als Führungskraft?
Uta Schwaner: Mich freut besonders, wenn ich von Ex-Mitarbeitern höre, dass sie mich vermissen, gerne mit mir
gearbeitet haben, sich fair behandelt fühlten und immer Unterstützung erfahren haben, auch bei
schwierigen privaten Situationen zum Beispiel. Als Führungskraft würde ich den Erfolg meiner
Arbeit immer daran messen, ob Mitarbeiter mich als offen und fair erlebt haben, sie viel gelernt
haben und die (Zusammen-) Arbeit Spaß gemacht hat.PR Career Center: Wie erkennen Sie junge Talente und wie fördern Sie sie? Schaffen Sie in Ihrem
Unternehmen/Ihrer Agentur Anreize für die Karrierewege speziell Ihrer Mitarbeiterinnen und
was halten Sie von Female-Leadership- Programmen?Uta Schwaner: Ich wähle Talente danach aus, ob ich mit ihnen gute Gespräche führen kann. Ob sie sich eine
Meinung bilden können, über den Anspruch unserer Arbeit reflektieren und welche Rolle sie dabei
einnehmen. Wenn Leute eloquent sind und ich ihre Motivation erkenne, ist das für mich wichtiger
als Zeugnisse. Gerade Motivation kann man Menschen nicht beibringen. Und optimal ist es, wenn
ich Talente treffe von denen ich noch was lernen kann.PR Career Center: Was verhindert Karriere von Frauen in der Kommunikation? Wie wichtig sind
Vereinbarkeit von Karriere und Familie oder Modelle zum Wiedereinstieg nach der
Elternzeit? Welche Vorbilder sehen Sie?Uta Schwaner: Bis heute sind in den Top-Führungspositionen viel zu wenige Frauen, obwohl beim Berufseinstieg
der Frauenanteil überwiegt. Es gibt mittlerweile Studien, die zeigen, dass Frauen nicht wegen der
Familie per se auf aus dem Raster herausfallen. Vielmehr entscheiden sie sich häufig für ein
anderes Lebensmodell. Ich halte es für enorm wichtig, dass Männer ihren Teil der Verantwortung
etwa bei der Kindererziehung und -betreuung übernehmen und Frauen so unterstützen. Natürlich
kann man auch über Teilzeit oder Shared Jobs reden. Allerdings müssen Frauen dann auch selbst eine
gewisse Flexibilität mitbringen. Das bezieht sich sowohl auf die Arbeitszeiten als auch die
Bereitschaft, Dinge dann eben abzugeben, um einen Job machen zu können. Bei Agenturen sind
wir schon sehr flexibel, bieten etwa Home Office und flexible Arbeitszeitmodelle an. Und Golin hat
für unser Netzwerk ein tolles Programm aufgelegt, um Frauen den Wiedereinstieg nach längerer
Auszeit durch Mutterschaft zu ermöglichen und sie auf den neuesten Stand zu bringen. Es gibt
viele tolle Ansätze, aber Frauen müssen sich dafür entscheiden, Verantwortung im Job
übernehmen zu wollen. Das ist aus meiner Sicht viel entscheidender als die Diskussion, ob sie
dann 40 Stunden machen oder nicht.
PR Career Center: Der Nachwuchs in der Kommunikationsbranche ist weiblich. Welchen Rat geben Sie ihm
mit auf den Weg?
Uta Schwaner: Der wichtigste Punkt ist aus meiner Sicht: Frauen müssen sich Ziele setzen und für Verantwortung
entscheiden. Das fängt damit an, bei einer Präsentation als Erste aufzustehen und selbst das Wort
zu ergreifen. Männer sind etwa in Meetings viel präsenter, fassen Gespräche zusammen, um
einen Punkt zu machen. Frauen sind häufig zu schüchtern, manchmal sogar schamhaft, während
Männer nichts so schnell peinlich ist. Es ist wichtig, dass sie sich trauen, Dinge auszuprobieren.
Denn auch scheitern ermöglicht eine Lernkurve. Frauen sollten reflektieren, was sie als Barriere
empfinden und dann für sich Strategien entwickeln, diese zu bearbeiten. Das kann ja auch mit
Unterstützung durch einen Coach erfolgen. Netzwerke sind wichtig, um gemeinsam zu
analysieren, was Frauen tun können, wenn wieder mal Männer an ihnen vorbeiziehen. Und
natürlich sollten sie bereit sein, sich dem Wettbewerb mit Kollegen zu stellen. Ich habe eine
gewisse Reibung und Herausforderung immer als positiv und bereichernd erlebt. In Vorstellungsgesprächen höre ich von Frauen fast immer den Wunsch nach Harmonie wenn sie die
Frage beantworten, was sie sich von ihrem Job erwarten. Das kann einem aber im Wege stehen,
wenn man sich auch hierarchisch weiterentwickeln will. Und das heißt für mich ausdrücklich nicht,
die Ellenbogen auszuklappen! Vergleicht Euch nicht, besinnt Euch auf Eure Stärken, setzt Euch ein Ziel und löst die Handbremse
– das ist mein Rat.