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Aus der Serie: „Frauen in Führungspositionen“: Ulrike Germann, Dr Peters Group
Fleiß, der Glaube an sich selbst und eine gehörige Position Mut – das sind für Ulrike Germann Karrieretreiber. Warum die Kommunikationschefin der Dr Peters Group nichts von der Frauenquote hält, verrät sie im Interview.
DER STECKBRIEF
Name + Alter: Ulrike Germann, 47
Aktuelle Position: Head of Communications, Dr. Peters Group
Personal- und Budgetverantwortung: 6 Mitarbeiter, davon 5 Frauen und ein Mann / sechsstelliger Betrag pro Jahr
Frauenanteil unter den Mitarbeitern: 3DAS INTERVIEW
PR Career Center: Wie sind Sie in Ihren ersten Job mit Führungsverantwortung gekommen, wie alt waren Sie und was war das für eine Stelle?
Ulrike Germann: Das war fast schon eine logische Entwicklung. Ich komme aus einer Unternehmerfamilie und hatte meine erste Führungsaufgabe bei der Zeitschrift Wertpapier, wo ich unter anderem für die Ausbildung der Volontäre zuständig war. Die komplette wirtschaftliche und Personalverantwortung übernahm ich vier Jahre später bei HBS International plc als Leiterin der deutschen Niederlassung in Frankfurt am Main. Kurze Zeit später gründete ich mit 34 Jahren meinen eigenen Verlag und beschäftigte sehr erfolgreich 30 Mitarbeiter.
PR Career Center: Was hat Ihnen auf Ihrem Karriereweg besonders geholfen, einen Schritt weiter und bis auf Spitzenpositionen zu kommen?
Ulrike Germann: In erster Linie Fleiß, der Glaube an mich selbst und eine gehörige Portion Mut. Dazu hatte ich früh gelernt, dass man sich selbst nicht zu wichtig nehmen sollte, Teamwork Spaß macht und man immer etwas Neues mitnimmt. Unverzichtbar sind auch intensives Networking und belastbare Kontakte. Entscheidend für mich war auch, Fehler einzugestehen und aus ihnen zu lernen.
PR Career Center: Wer hat – außer Ihnen selbst – Ihre Karriere maßgeblich beeinflusst? Und was haben Sie von ihr/ihm konkret mitgenommen?
Ulrike Germann: Ich hatte 1993 mit Martin Beier einen Chef gefunden, der schon damals weniger auf das Geschlecht als vielmehr auf die Leistung seiner Leute geachtet hat. Er ebnete mir den Weg und öffnete Türen zu neuen Karrierewegen. Von ihm habe ich extrem viel gelernt und bin ihm immer noch dankbar. Seitdem achte ich bei der Jobauswahl mehr auf Vorgesetzte als auf Unternehmen. Aber ich hattespäter auch Chefs, von denen ich lernen konnte, wie ich lieber nicht arbeiten möchte. Und es gab
Neider, die mir Steine in den Weg legten, was mich nur stärker gemacht hat. Ein guter Charaktersetzt sich eben durch!PR Career Center: Was zeichnet Sie als Führungskraft in Ihrer aktuellen Position besonders aus? Wo liegen IhreSchwerpunkte im Arbeitsalltag?
Ulrike Germann: Ich halte viel von agilen Führungsmethoden, z.B. Scrum. Allerdings immer auf der Basis klassischer Führung. Ich trage aktuell hohe Verantwortung und muss im Sinne meines CEO sprechen und entscheiden. Meine Mitarbeiter führe ich individuell und gebe ihnen Aufgaben, die sich sicher bewältigen, aber auch etwas lernen können. Wenn Sie dann Erfolge erzielen und daran wachsen können, ist das die beste Motivation. Jede Führungskraft sollte aber auch für die Schwächeren einstehen, das zeichnet sie dann wirklich aus.
PR Career Center: Was war Ihr bislang schönstes Erfolgserlebnis als Führungskraft?
Ulrike Germann: Als meine Mitarbeiter Tränen in den Augen hatten, als ich mich aus einer Position verabschiedet habe. Das war ein sehr ehrlicher und emotionaler Moment, der mir heute noch sehr viel bedeutet.
PR Career Center: Wie erkennen Sie junge Talente und wie fördern Sie sie? Schaffen Sie in Ihrem Unternehmen Anreize für die Karrierewege speziell Ihrer Mitarbeiterinnen und was halten Sie von Female-Leadership-Programmen?
Ulrike Germann: Willenskraft und Durchhaltevermögen sind für mich neben der fachlichen Qualifikation entscheidende Kriterien bei der Einstellung neuer Mitarbeiter. Das verbunden mit Spaß an der Arbeit motiviert mich ungemein, junge Talente an meinem Wissen und Kenntnissen teilhaben zulassen. Es ist gut, wenn man in der Lage ist, Wissen aus unterschiedlichen Quellen zu beziehen und die Relevanz neuer Trends schnell zu erkennen. Deshalb nutze ich gerne externe Weiterbildungen, auch Leadership-Kurse. Das Geschlecht spielt bei mir keine Rolle, jeder Mann hat bei mir die gleichen Chancen wie eine Frau. Von Quoten für Frauen halte ich nichts, weil das keine ehrliche Anerkennung der Leistung ist.
PR Career Center: Was verhindert Karriere von Frauen in der Kommunikation? Wie wichtig sind Vereinbarkeit von Karriere und Familie oder Modelle zum Wiedereinstieg nach der Elternzeit? Welche Vorbilder sehen Sie?
Ulrike Germann: Warum sollte sich nur eine Frau an einer Karriere in der Kommunikation hindern lassen? Im Gegenteil, man kann die Jobs dort ideal mit einer Familie verbinden. Elternzeit ist heute fast ein Muss und wird auch von Männern intensiv genutzt. Bei längerer Abwesenheit ist es aber die Aufgabe des Einzelnen, sich über neue Entwicklungen zu informieren, notfalls auch mal eine Weiterbildung selbst zu zahlen. Die Digitalisierung zum Beispiel schreitet so rasch voran, dass manimmer am Ball bleiben muss. Wer diese Entwicklung verpasst, wird es in einigen Jahren schwer haben. Das gilt übrigens für alle, auch während aktiv im Job sind.
PR Career Center: Der Nachwuchs in der Kommunikationsbranche ist weiblich. Welchen Rat geben Sie ihm mit auf den Weg?
Ulrike Germann: Glaubt an immer euch, verfolgt hartnäckig Eure Ziele und seid mutiger als andere. Fordert ein, was euch für eure Leistung und Eigeninitiative zusteht. Networking und Wissensaustausch mit anderen Kommunikatoren bringen euch weiter. Kommuniziert einfach!