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Arbeiten am anderen Ende der Welt: Jana Bomhoff war für ihre Agentur ein Jahr lang von Neuseeland aus tätig
Agentur oder Unternehmen? Das ist für viele Kommunikationsstudenten die entscheidende Frage zu Beginn der Berufslaufbahn. Jana Bomhoff beantwortete sie für sich relativ schnell – erst einmal. „Nach meinem Kommunikations-Studium hatte ich recht klassisch den Plan, einmal Pressesprecherin zu werden und suchte gezielt nach einer Stelle in einem Konzern.“ In Praktika bei Telis Finanz und Wrigley hatte sie Erfahrung sowohl im Bereich Dienstleistung als auch Brand PR gesammelt und wusste: in Richtung Markenkommunikation soll es weitergehen.
Zunächst ging es das auch, nach ihrem Master an der Uni Leipzig stieg Jana Bomhoff als Volontärin bei Generali Versicherungen in München ein. Dort fand sie sich gut zurecht, machte ihren Job so gut, dass sie gleich nach dem Volo eine unbefristete Stelle als Referentin für Unternehmenskommunikation angeboten bekam. Von Herbst 2013 bis Ende 2016 arbeitete Jana in dem Job – „unterbrochen“ durch ein viermonatiges Sabbatical in Neuseeland, Samoa, Australien, Indonesien, Sri Lanka und den Philippinen. Reisen – eine große Leidenschaft der Kommunikationsfachfrau – wird auch auf ihrem weiteren Karriereweg eine wichtige Rolle spielen.
Wie dieser allerdings doch in eine Agentur führte erklärt Jana so: „Um ehrlich zu sein, hatte ich nach einiger Zeit keine Lust mehr, mich immer nur mit dem Thema Versicherungen zu beschäftigen.“ Sie wollte weg aus der Branche, weg aus dem Konzern. Da kam es ihr gelegen, dass Generali Stellen abbaute und sie mit einer Abfindung gehen ließ. Eine neue Stelle hatte sie in dieser Zeit noch nicht in Aussicht, es passt aber zu der selbstbewussten Wahlmünchnerin, dass sie das nicht verunsicherte. Statt sich nervös irgendwo zu bewerben, setzt Jana lieber auf ihr Netzwerk – sorgfältig aufgebaut durch die Mitgliedschaft in der Studenteninitiative LPRS, die Teilnahme an Branchenveranstaltungen und der freiberuflichen Tätigkeit als Redakteurin und Social-Media-Beraterin, zum Beispiel für ProSiebenSat1 Media SE. Ihr Einsatz brachte sie 2014 ins #30u30-Team der besten Kommunikationstalente.
Klingt überengagiert? Nicht, wenn Jana davon erzählt. Der 32-Jährigen ist ihre Karriere wichtig, ja. Man nimmt ihr aber auch ab, dass die das, was sie tut, der Inhalte wegen mag und nicht, weil sie dabei einen bestimmten Titel tragen darf. Jana traut sich die Dinge zu, weil sie gut ausgebildet ist (vor dem Master in Leipzig studierte sie Kommunikationswissenschaft und Philosophie auf Bachelor in Erfurt), aber auch weil sie überzeugt ist: Wenn man fällt, dann steht mal halt wieder auf.
Bereits kurz nachdem Jana bei Generali ausgestiegen und für zwei Monate arbeitslos war, meldete sich ihr heutiger Chef bei ihr. Der Geschäftsführer der Profilwerkstatt in München fragte sie, ob sie sich nicht vorstellen könne, in einer Agentur zu arbeiten. Er kannte Jana vom Media Breakfast, hatte ihr Tun verfolgt und nun mitbekommen, dass sie nicht mehr fest in Lohn und Brot stand. Jana gefiel der Gedanke, nach den Jahren im Versicherungskonzern in Zukunft für unterschiedliche Kunden zu arbeiten. Auch Standort und Arbeitgeberimage stimmten, sie sagte zu. Der einzige Knackpunkt: Jana und ihr Freund liebäugelten bereits mit einem weiteren längeren Aufenthalt in Neuseeland und hatten dafür bereits ein „Work & Holiday“-Visum beantragt, das nur befristet gültig ist. Natürlich hätte sie auf den Trip verzichten können – zugunsten der Karriere quasi. Das hätte aber ihrem Naturelle widersprochen. „Also habe ich mir einen Plan gemacht und meinem Chef drei Monate nach meinem Einstieg von meiner Bredouille erzählt“, erinnert sich Jana. „Seine Reaktion war total positiv, ich habe gemerkt, dass er Vertrauen in mich setzt und mich als Mitarbeiterin nicht verlieren will.“ So kam es zu dem Deal, dass Jana ihre Wochenstunden auf 16 reduzierte und diese von Neuseeland aus arbeitete. Ein großes Entgegenkommen des Arbeitgebers – obwohl, wie die erfahrene „Telearbeiterin“ findet, kaum eine Branche so prädestiniert ist, ortunabhängig zu arbeiten wie die Kommunikation.
Gab es keinen Neid unter den Kollegen? „Nein“, beteuert Jana. Denn auch dem Team sei ihr Modell zugute gekommen. Sie erklärt: „Ich bin früh aufgestanden und surfen gegangen, um mich am Vormittag in die Bibliothek zu setzen und dort zu arbeiten. Gerade bei Pitches war das ein Riesenvorteil, denn wegen der Zeitverschiebung konnte ich Präsentationen vorbereiten, während die anderen längst Feierabend hatten.“ Über Cloud und Office 365 konnte sie auf alle wichtigen Server zugreifen, dreimal in der Woche traf sich das Team zum Skypen.
Seit September ist Jana zurück in Deutschland und arbeitet wieder Vollzeit. Sie will weiter bei der Profilwerkstatt bleiben, sich dort weiterentwickeln. Außerdem möchte sie dafür sorgen, dass ihr Modell Schule macht. „Natürlich muss man auch Zugeständnisse machen – ich habe immerhin auf 60 Prozent meines Gehalts verzichtet. Aber wenn man gut vorbereitet ist und seine Planung im Griff hat, spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, dass mehr Agenturmitarbeiter zeitweise im Ausland sind“, findet Jana. Ihre Geschäftsführer haben die Idee bereits umgesetzt und für einen Monate in Portugal gearbeitet.
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