Newsroom

  • 24. Mai 2015 PRSH

    2. ECC – „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“

    „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ – von der Notwendigkeit zum Mut für neue Wege in der PR

    Die Erwartungen vorab waren groß: European Communications Convention im Drei- beziehungsweise Vier-Ländereck am Bodensee mit Tagungen in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland sowie die Präsenz großer Namen aus der Kommunikationsbranche. Klang nach einer großen Nummer für den PRSH – und machte ihrem Namen im Nachhinein alle Ehre.

    Ausgangspunkt des ECC – Bad Schachen am Bodensee bei strahlendem Wetter.

    Als Vertreter des PRSH folgten wir der Einladung des PR-Journals vom 07.-09. Mai an Tagungen und Workshops unter dem Motto „Innovationen der PR und PR für Innovationen“ in Bad Schachen teilzunehmen. Während der erste Tag ganz im Zeichen der Begrüßung und Einführung in das Thema stand ging es am zweiten Tag mit einem straffen Programm bei der Würth Group in Rorschach am See in die Vollen: Mit dabei große deutsche Namen der PR wie Prof. Dr. Alexander Güttler oder Stephan Fink sowie internationale Vertreter wie Jean-Pierre Beaudoin und Alastair McCapra.

    Der zweite Tag: Im Zeichen der Ab- und Eingrenzung des Begriffs Innovation in der PR

    Der zweite Tag als der fachlich ertragreichste bezeichnet werden kann, stand ganz im Zeichen der Leitfrage „Was ist Innovation – Weiterentwicklung und Veränderung von Bekanntem oder etwas absolut Neues?“

    Als hätte eine Absprache stattgefunden, folgten alle Referenten in unterschiedlicher Weise aber doch mit gleichem Ziel dieser Leitfrage. Den Beginn machte Elena Brandt von der russischen Agentur SPN Communications aus Moskau. Anhand der Etablierung einer an der Kommunikation von wissenschaftlichen Ergebnissen orientierten PR für Menschen mit nicht-wissenschaftlichem Hintergrund erläuterte sie die Notwendigkeit innovativer Kommunikation. Bis 2013 war die Kommunikation wissenschaftlicher Resultate in ihrem Heimatland keine gängige Praxis, wiesen nur 22 Prozent der wissenschaftlichen Institutionen überhaupt eine eigene Pressestelle auf. Hinzu kam die Hemmschwelle von Wissenschaftlern vor Journalisten über ihrer Arbeitsergebnisse zu sprechen, die ihre Begründung in der Angst vor der für die öffentliche Erklärung notwendigen Vereinfachung fand. Es war also an der Kommunikation, Wege zu finden, beide prinzipiell zum Austausch bereite Seiten von Wissenschaftlern und der breiten Bevölkerung zusammenzubringen. Der Schlüssel dafür: Das Finden, Sammeln und Veröffentlichen von Erfolgsgeschichten, die beispielsweise kleine Science-Startups groß rausbrachten. Auf einer digitalen Plattform als Kommunikationsfläche der Geschichten werden die generierten Inhalte publiziert und innovativ in Szene gesetzt. Im Fazit schafft das Team von Elena Brandt so innovative Kommunikation indem sie etablierte Kommunikationsstrategien wie das Social Sharing auf Inhalte und Themen anwendet die zwar vorhanden, aber bis dato nicht kommuniziert worden sind. Die Melange von zwei bewährten Elementen der Wissenschaft und Kommunikation ermöglicht so Innovation für beide Seiten und zahlt auf den ersten Aspekt oben genannter Fragestellung – Innovation als Weiterentwicklung und Veränderung von Bekanntem – ein.

    Dem Information-Overkill durch Erlebnisse und Sinn-Innovationen begegnen

    Prof. Dr. Alexander Güttler von komm.passion aus Düsseldorf bestätigte diese Sichtweise mit seiner Präsentation zur Rolle der Agentur als Innovationslieferant – zusammengefasst unter dem Titel „The Innovation Hoax – Demanded but not appreciated“. Vor dem Hintergrund des Information-Overkill zog er aus der Transformation von Bekanntem durch Perspektivwechsel in der Kommunikation die Chance, Filterkapazitätsgrenzen von Menschen zu überwinden, denn: Die Wissensaufnahme sei endlich, doch wer Bekanntes innovativ und erlebnisreich verpacke, schaffe es über die Hürde des Wissensfilters in das Bewusstsein von Rezipienten. Wichtig dabei ist die Relevanz der Neudarstellung, kurz: Innovationen müssen Sinn machen und neue Perspektiven den Sinn des Dargestellten immer hinterfragen. In den Fokus jeder Innovation nach Güttler rückt damit der Mensch in Form der Zielgruppe, an die sich die Transformation von Bekanntem anpassen muss, um erfolgreich zu sein.

    Industrielle Revolution 2.0

    Der Gedanke, Bekanntes in neuen Perspektiven kommunikativ zugänglich zu machen fand an diesem Vormittag dann seinen Höhepunkt in dem Vortrag von Alastair McCapra aus London zum Thema „Keeping up with the speed of change“. Mc Capra zog dabei eine Parallele zwischen industrieller und digitaler Revolution und stellte die Automatisierung von bekannten Prozessen aus der PR und die Anwendung neuer digitaler Techniken wie der Augmented und Virtual Reality als Innovation in der Darstellung analoger inhaltlicher Gegenstände in den Fokus. Er schlug damit einen Bogen zum zweiten Teil eingangs vorgestellter Frage in Form der Innovation als Erfindung von etwas absolut neuem. In dem beispielsweise die Realität erweiternde virtuelle Brillen als komplette technische Neuerfindungen Anwendung in der PR fänden, um hier die schon von Güttler erwähnten neuen Sichtweisen von Bekanntem zu erweitern eröffneten sie nicht nur den Zielgruppen der kommunikativen Operation, sondern auch der PR selbst neue Perspektiven. Ebenfalls von McCapra genannte Softwares wie etwa QUILL als selbst generierende Content-Maschinerien im Netz erweiterten zudem die Möglichkeiten der PR, indem sie ihre Prozesse beschleunigen und ihre Produktivität steigern könnte. Auch sie können im Sinne des ersten Themenfragenteils (s.o.) als technische Innovationen gesehen werden, die PR-Praktikern in bekanntem Terrain neue Wege aufzeigen.

    Markt und Gesellschaft als Opponenten im Innovationszeitalter

    Jean-Pierre Beaudoin ordnete die bis dato operativ diskutierte Innovation der PR in metaperspektivischen, gesellschaftlichen Zusammenhang ein, in dem er in der Absicht des Fortschritts und seinem Prozess Markt und Gesellschaft gegenüberstellte. Nach seinem Vortrag „PR and the Issues auf Progess: Innovation and the Risk Society“ sei der Markt rational und handele in der Intention seine Werte in die Gesellschaft einzuführen. Die Gesellschaft als dessen nach Vernunft strebender Opponent aber habe ihre gefestigten, eigenen Wahrnehmungen, was den Prozess der Innovationsetablierung durch Kommunikation zu einem Risiko mache, da beide Dimensionen passgenau vereint werden müssten. Die Aufgabe und Qualität einer kommunikativen Innovation bemisst sich demnach aus ihrer Fähigkeit, diese beiden Dimensionen – Markt und Gesellschaft und ihre Perspektiven – zu vereinen.

    In der theoretischen Zusammenfassung wurde deutlich, dass Innovation in der PR nicht zwingend die Produktion von nie Dagewesenem impliziert, sondern viel mehr auf dem Schaffen neuer Zugänge und Perspektiven zu Themen liegt, um relevante Stakeholder zu erreichen.

    Der ECC und seine Soft-Skills

    Fernab aller harten Theorie gab es beim ECC natürlich auch viel Raum für anregende Gespräche, den Austausch mit Koryphäen der PR-Zunft und kulturelle Aktivitäten.

    So wurde der zweite Tag mit einer Führung durch die Kunstsammlung der Würth Group und einer Bootsfahrt aus der Schweiz zurück nach Bad Schachen über den Bodensee mit anschließendem Gala-Dinner beendet, während kurz vor der Abreise am Samstag noch ein Abstecher nach Österreich für die Besichtigung der Bregenzer Seebühne anstand.

    Inspiration also, an allen Ecken und Enden des ECC, wobei mein persönlicher Höhepunkt fast schon ganz am Anfang stattfand: Beim Dinner am ersten Abend neben Thomas Achelis, dem Veranstalter des ECC, der ein europaweites Netzwerk zu PR-Verbänden aufgebaut und in seinem Buch „Public Relations in Europe and beyond“ zusammengefasst hat, kam das Gespräch auf die Idee eines ECC – vergleichbaren Treffens von und für studentische PR-Initiativen. Er hörte aufmerksam zu und erwiderte die Idee meinerseits final mit dem simplen Satz: „Es gibt nichts Gutes außer man tut es.“ Eine schon tausendfach gehörte und fast vergessene Weisheit, die in diesem Moment für mich zum Leitsatz der gesamten Veranstaltung wurde, denn ohne ihn hätten wir weder den PRSH als Teilnehmer gehabt, noch hätte es einen ECC oder Innovationen der PR gegeben, weil Altüberkommenes als genügend hingenommen worden wäre.

    Einmal mehr wurde deutlich, dass insbesondere die PR von mutigen Pionieren und Visionären lebt, die gesellschaftliche Trends zum richtigen Zeitpunkt erkennen und mit einer gesunden Portion Empathie, Menschenkenntnis und Verstand auf unser Fachgebiet anwenden.

    Diese Inspiration selber aufzunehmen und an die PR-Studierenden in Hannover als ECC-Botschafter weiterzugeben ist damit auch ein Stück weit die Intention dieses Berichtes und Ermutigung an den PRSH die Arbeit unter unserem Credo „Change ist the only constant“ weiter voranzutreiben. In diesem Sinne, liebe PR-Kommilitonen tut es, setzt eure fachlichen Ideen um, werdet Inspiration und schafft so Innovation für die PR! – Besser heute als morgen!:-)

    Ein besonderen Dank an Gerhard Pfeffer, der dem PRSH zwei Plätze zur Teilnahme zur Verfügung gestellt hat.

Unsere Partner